Es ist der 24. Dezember des Jahres 1914, der Erste Weltkrieg tobt. Doch dann herrscht für einen Moment Frieden. Deutsche, Franzosen, Briten hören an der Westfront auf zu schießen. Die Hände erhoben, verlassen Soldaten Schützengräben, besuchen sich, singen gemeinsam „Stille Nacht“. Sie schenken sich Zigaretten, spielen sogar Fußball. Der Weihnachtsfrieden verstößt gegen Befehle, dauert nur gut einen Tag, ist aber ein Beispiel, wie tief Traditionen in uns verwurzelt sind.
Dieser Tage kommen Tausende Deutsche für das Weihnachtsfest nach Mallorca (S. 6) . Das ist für viele ein Brauch. Trotz hoher Coronavirus-Inzidenzen in Spanien und Deutschland lassen sich Zweithausbesitzer, Pauschalurlauber und Individualreisende die Winterferien auf der Insel nicht nehmen. Gegen diese Reisen ist nichts einzuwenden: Die Mehrheit der Menschen ist geimpft und trägt – wo vorgeschrieben – Maske.
Corona bestimmt weiter unseren Alltag. Gerade jetzt brauchen wir unsere Traditionen mehr denn je. Sie helfen uns besonders während Krisen. Sie geben uns Sicherheit, Halt, Normalität, Selbstvertrauen. Ein Brauch, das kann genauso das Singen von „O du fröhliche” in einer Ferienwohnung im derzeit schneebedeckten Hinterzarten im Schwarzwald sein. Und auch der Urlaub auf Mallorca.
Auch wenn wir das Fest dieses Jahr wieder mit Vorsicht feiern, weil wir Kontakte reduzieren: Wir feiern es. Ob mit vertrauten Menschen aus nur einem weiteren Haushalt an einem Tisch – oder mit vielen weiteren vor einer Videokamera. Ein Gefühl jedenfalls bleibt zurück: Zusammenhalt. Das ist für Menschen in christlich geprägten Ländern wie Deutschland und Spanien wichtig.
Der traditionelle deutsche ökumenische Gottesdienst in der Kathedrale von Palma an Heiligabend fällt der Pandemie wegen zum zweiten Mal in Folge aus. Dennoch gibt es viele kleinere Christmessen, die bestimmt genauso stimmungsvoll werden. Das macht Hoffnung. Liebe Leser, das Mallorca Magazin wünscht frohe Weihnachten.
Autor: Philipp Schulte