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Konzertkritik: 8 aus 36 - das Finalistenkonzert des "Concurs Internacional de Cant Juan Pons"

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„Vuit de trenta-sis“ hätte ich diese Kritik wohl überschreiben müssen, wollte ich mich sprachlich der conférencière des Abends anschließen, die ihre Informationen zu den Künstlern und ihren Darbietungen ausschließlich auf Katalan zum Besten gab.

Da muss die Frage nach dem Warum schon gestellt werden dürfen. Wieso muss man ein (bereits im Titel so bezeichnetes) internationales Ereignis mit internationalen Sängerinnen und Sängern vor einem internationalen Publikum in einem Minderheiten-Idiom präsentieren? Auch das Orchester ist international besetzt, angefangen beim Chefdirigenten (er ist Madrilene) über den albanischen Konzertmeister und den französischen Solocellisten bis hin zu den vielen ausländischen Orchestermitgliedern aus Deutschland, Japan und anderen Herkunftsländern. Warum also Katalan, wo doch die Weltsprache Spanisch als zweite Amtssprache ebenso im mallorquinischen Alltag verankert ist? – Wir wollen und können der Frage nicht weiter nachgehen; aber vielleicht denken die Veranstalter ja darüber nach, ob sie weiterhin großen Ereignissen von überregionaler Bedeutung diesen provinziellen touch verpassen wollen.

8 aus 36: acht vom 36 Kandidaten hatten sich fürs Finale qualifiziert und durften gestern Abend im Kongresspalast mit je zwei Arien, begleitet vom Sinfonieorchester der Balearen unter Pablo Mielgo – er leitete damit innerhalb von fünf Tagen seine dritte Operngala – ihr zum Teil beträchtliches Können zeigen. Der Urheber und Namensgeber des Wettbewerbs ist Juan Pons (Bariton), ein international renommierter Opernsänger (Mailänder Scala u.a.) aus Menorca, der sich, mittlerweile 75, die Unterstützung junger Sängerinnen und Sänger auf die Fahnen geschrieben hat.

Den Anfang machte die junge Sopranistin Yulia Zasimova (sie wurde im Anschluss an das Konzert mit dem 1. Publikumspreis ausgezeichnet) mit einer Arie aus Haydns „ selten gespielter Oper "Il mondo della luna“, in der sie mit ihrem glockenhellen Sopran den Ton der Wiener Klassik auf den Punkt genau traf.„Caro Nome“ (Rigoletto) bestach ebenfalls durch klare Diktion und Leichtigkeit.

Auch der aus China stammende Bariton Xiaomeng Zhang konnte mit Tschaikowsky (Eugen Onegin) und Verdi (Don Carlo) überzeugen.

Bozena Bujnicka, Jahrgang 1990, lyrischer Sopran aus Polen und bereits Gewinnerin mehrerer Preise, eroberte sich die Herzen des Publikums mit „O mio babbino caro“ aus Gianni Schicchi (Puccini) und einer Arie aus Massenets „Hérodiade“.

Die berühmte Torero-Arie aus Bizets „Carmen“ wurde dank dem temperamentvollen Bassbariton Chanhee Cho aus Südkorea zum ersten Höhepunkt des Abends.

Duke Kim aus Seoul (Platz 2 bei der Vergabe des Publikumspreises) glänzte in fast akzentfreiem Deutsch mit der Bildnisarie aus Mozarts „Zauberflöte“. Es folgten sehr schön vorgetragene Arien von Boito und Puccini – hier war der polnische Bassist HubertKowalczyk offenbar in seinem Elemet. Nach Arien von Tschaikowsky und Donizetti (Aleksey Kursanov) wurde es mit Grzegorz Pelutis (3. Preis) noch einmal deutsch: „Ha, welch ein Augenblick“ aus Beethovens einziger Oper „Fidelio“ – markant und stimmgewaltig, wenn vielleicht auch noch nicht ganz an den unvergessenen Walter Berry heranreichend. Die sogenannte „Weiberarie“ aus „Le nozze di Figaro“, die der Bassbariton zum Schluss sang, hatte aber durchaus bereits die Komik des großen Vorbilds.

Das OSIB unterstützte die jungen Talente in bewährter Qualität, und dass es für Pablo Mielgo ein Vergnügen ist, Sängerinnen und Sänger zu begleiten, wissen wir nicht erst seit gestern. So vereinte sich alles zu einem gelungenen Abend, der vom Publikum entsprechend gefeiert wurde.

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