Caspar, Melchior und Balthasar haben die Kinderherzen auf Mallorca einmal mehr erobert. Die Heiligen Drei Könige aus dem Morgenland zogen am Donnerstagabend in einem rauschenden Umzug durch die Innenstadt von Palma, bejubelt und beklatscht von mindestens 150.000 Kindern und Eltern.
Die spanische Tageszeitung "Ultima Hora" sprach von einer "magischen Nacht", die die Kinderaugen glänzen ließ. Kritik wurde indes von den Erwachsenen laut. Die Organisation des Umzugs mit seinen 16 Wagen habe zu wünschen übrig gelassen.
Die musikalische Begleitung und Choreographie sei zum Teil sehr unkoordiniert gewesen, teils kam es zu Verzögerungen, offenbar weil sich der Umzugsverlauf mehr nach den Kameraeinstellungen des balearischen Fernsehens richten musste als nach dem Publikum vor Ort.
Von den jüngsten Zuschauern wurden die Kritikpunkte nicht wahrgenommen. Sie ließen sich verzaubern von den Königen und ihrem exotisch kostümierten Gefolge. In Spanien sind es nicht der Weihnachtsmann oder das Christkind, sondern die Könige, die den Kindern traditionell die Geschenke bringen.
Die weiteren Umzugswagen waren unter anderem von mallorquinischen Märchenfiguren bevölkert. Ein Wagen beförderte "Kohle", schwarzes Zuckernaschwerk, mit dem in Spanien unartige Kinder gemaßregelt werden, vergleichbar mit der drohenden Rute von Knecht Ruprecht. Auch der traditionelle Bombonregen von den Umzugswagen war mit von der Partie.
Kurios war der Wagen einer Clown-Truppe, der "Schnuller-Zug" genannt wurde. Hier konnten die nicht mehr allzu Kleinen ihre Schnuller abgeben und im Gegentausch ein Geschenk erhalten. Nicht wenige Kleinkinder trennten sich jedoch eher unfreiwillig und unter Tränen von ihrem Schnuller.
Umzüge fanden auch in den vielen anderen Gemeinden der Insel statt. An den Küsten trafen die Heiligen Drei Könige per Schiff von See aus ein. In Llucmajor ritten sie hoch zu Ross ein. In Inca wurden die Umzugswagen von stilisierten Elefanten gezogen.
Vor Jahren, als die Stadtsäckel in Palma noch prall gefüllt waren, absolvierten ihre Majestäten den Straßenumzug auf lebenden Dromedaren.