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Ein Garten zum Leben

Selbstversorger in Zeiten der Krise

"Huerto popular" in der Carrer Bisbe Maura: Der Anbau von Salat, Kohl- und anderen Gemüsesorten soll eine alternative Nahrungsquelle für Not leidende Menschen sein. | Foto: Patricia Lozano

| Palma |

Ein gemeinsamer Lebens(h)ort soll es sein - zum Teilen, voneinander Lernen und vor allem: der gegenseitigen Hilfe. Auch "Selbstverwaltung" ("autogestión") ist ein häufiges Wort, das Patxi, 28, gern verwendet, um das Hauptanliegen der Initiatoren des "huerto popular" (Gemeinschafts- oder Volksgarten) in Palma zu verdeutlichen: "Wenn der Staat die Menschen in Zeiten der Krise allein lässt, müssen sie eben einen eigenen Weg der Selbstversorgung finden. Hier kann jeder ganz praktisch was fürs eigene Überleben tun."

Deshalb haben Patxi und einige Gleichgesinnte bereits am 3. Februar ein erstes brachliegendes Grundstück in der Carrer Bisbe Maura/Ecke Carrer de Joaquim Maria Bover "besetzt" und in einen öffentlichen Stadtgarten verwandelt, in dem inzwischen Kohl- und Salatköpfe aus der Erde lugen. Das eingezäunte, völlig verwahrloste Grundstück, das viele Jahre leer gestanden habe, sei kaum wiederzuerkennen, bestätigt auch der Inhaber der Bar "La buena Tapa", die genau gegenüber liegt: "Wir kommen gut mit den Leuten aus, und die Ecke hat dadurch eindeutig gewonnen."

Trotzdem, erzählt Patxi, sei prompt nach ihrer "Besetzung" der Besitzer des Grundstücks in Begleitung zweier Polizisten vorbeigekommen: "Als er aber sah, wie vorteilhaft es sich hier verändert hatte, wurden wir uns schnell einig. Wir dürfen nun solange bleiben, bis sich ein Käufer findet."

Das mit der "Selbstversorgung" sei vor allem auch symbolisch zu verstehen: "Klar, teilen wir die kleine ,Ernte' untereinander auf - viel entscheidender aber ist die Botschaft: Wir sind miteinander und füreinander da." Ein "huerto popular", bestätigt auch Juan, 63, einer der ersten "Mitbesetzer", sei einfach ein wichtiger Ort der Begegnung, in dem der Einzelne Gleichgesinnte treffen, Solidarität erfahren und sich auch nützlich machen könne: "Allein fühlt man sich ja völlig ohnmächtig."

Inzwischen hat sich ein Kern von knapp 40 Menschen gebildet, die sich regelmäßig um das Projekt kümmern - und es werden immer mehr, sagt Patxi. Die Gartenarbeit mache dabei nur einen Teil des Konzepts aus: "Es geht darum kreativ zu werden, sich auszudrücken, sich auszutauschen." So haben auch künstlerisch veranlagte Menschen hier ihre Handschrift in Form von Wandmalereien oder eigenwilligen "Skulpturen" aus Gebrauchsgegenständen hinterlassen. Und wer sich nicht gerade körperlich betätigt, der macht es sich in der "Sofa-Ecke" bequem, trinkt Tee - und tauscht sich aus.

Eine Idee, die offenbar Mut macht. Deshalb haben Palmas "Stadtgärtner" am Wochenende einen weiteren "huerto popular" in der Carrer Reina Maria Cristina einige Kilometer weiter in Arbeit genommen - diesmal dreimal so groß und zudem von besonderer historischer Bedeutung (siehe den Artikel: Vom "Haus" zum "Garten des Volkes"). In einem Demonstrationszug haben sich rund 30 Leute aus allen Altersgruppen auf den Weg gemacht und erste Schritte eingeleitet: Zuerst einmal jede Menge Gestrüpp und Unrat wegräumen, dann harken, kehren, umgraben. Unter den freiwilligen Helfern ist die 20-jährige Xisca, die sich der Initiative vor allem aus diesem Grund angeschlossen hat: "Mir gefällt die einfache Idee, hier Nahrung für Menschen anzubauen." Esteban, 35, fühlt sich besonders von der bunten Mischung von Leuten angezogen: "Keine Ideologien - stattdessen hört jeder aufs eigene Gewissen."

Auch wenn die Besitzverhältnisse um den zweiten "huerto popular" noch nicht geklärt sind - die Stadtgärtner verstehen sich als Arbeiter, die unentgeltlich aus ungenutzter Erde eine wertvolle Nahrungsquelle machen, sagt Juan: "Es ist doch gerecht, dass die Erde denen gehört, die sie bearbeiten." (spe)

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