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Studieren, wo andere Party machen

Deutsche Studentin verbringt Auslandssemester in Palma

In Palma lernt die 22-Jährige das Leben in einer Tourismushochburg kennen. | Foto: Patricia Lozano

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Ein Auslandssemester in Spanien, noch dazu auf Mallorca. Viele denken da zuerst an Freizeit und häufige Partys. So ganz kann Tamara Stanischewski das Vorurteil nicht widerlegen. Dass zu einem Auslandssemester aber sehr viel mehr gehört als ein ausgiebiges Nachtleben, weiß die 22-jährige Erasmus-Studentin aus Worms nur zu gut.

Tamara Stanischewski ist einer der 63 jungen Menschen, die im Rahmen des EU-Hochschulprogramms "Erasmus" das Sommersemester 2013 von Februar bis Juni an der Universität in Palma verbringen.

Für Stanischewski, eine Touristik-Studentin im vierten Semester, eignet sich Mallorca als Tourismushochburg für ein Auslandssemester ideal. Die Studentin hat nach ihrem Realschulabschluss bereits eine Ausbildung zur Hotelfachfrau abgeschlossen. Auf einen bestimmten Fachbereich im späteren Berufsleben möchte sie sich derzeit aber noch nicht festlegen. Vielleicht kommt ja die Inspiration auf Mallorca.

Ausschlaggebend für die Entscheidung nach Palma zu gehen, war für die junge Frau der gute Ruf der Universität der Balearischen Inseln (UIB). Mallorca hatte sie zu diesem Zeitpunkt noch nie besucht. Das vor allem in Deutschland weit verbreitete Party-Image der Insel habe sie zunächst eher abgeschreckt: "Ich habe gegoogelt, wie weit Palma von der berühmten 'Schinkenstraße' am Ballermann entfernt ist, und war hinterher beruhigt", erzählt sie lachend.

Die meisten Vorurteile bestätigten sich nicht, vor allem, dass auf Mallorca überall Deutsch gesprochen würde. Im Gegenteil: "Ich wusste zwar, dass hier auch Katalanisch gesprochen wird, aber nicht, dass es zum Beispiel in den öffentlichen Institutionen wie im Rathaus so verbreitet ist."

Tamara Stanischewski hat zuvor nur ein Semester lang Spanisch gelernt. Dreimal die Woche besucht sie daher zusätzlich zu den normalen Kursen an der Universität die Sprachschule in der Stadt.

Den Vorlesungen in der Universität zu folgen, gestaltet sich trotz Sprachkurs ziemlich schwierig. Zwei ihrer fünf Veranstaltungen werden auf Spanisch abgehalten, der Rest ist englischsprachig. Am Ende der Zeit in Palma soll die 22-Jährige 30 Kreditpunkte absolviert haben, das ist der gleiche Durchschnittswert an Prüfungsleistungen wie bei einem regulären Semester an der Fachhochschule in Deutschland.

Eine Sonderstellung genieße man als Erasmus-Student an der balearischen Universität nicht. Auf die sprachliche Barriere werde keine Rücksicht genommen, einige Dozenten hielten ihre Vorlesungen ohne Skripte für die Zuhörer, was das Verständnis wesentlich erschwere.

Immerhin besteht innerhalb der Erasmus-Gemeinde ein großer Zusammenhalt. "Wir haben gleich am Anfang eine Gruppe bei Facebook gegründet, über die wir kommunizieren und uns auf dem Laufenden halten", erzählt die angehende Touristikerin. In der Einführungswoche der Universität lernten die internationalen Studenten Palma und die Umgebung, vor allem aber ihre neuen Kommilitonen kennen.

Eine feste Clique hat sich dabei sehr schnell entwickelt, aber auch mit der großen Gruppe der Austauschstudenten aus Frankreich, Italien oder der Slowakei unternimmt Stanischewski häufig etwas: "Die 'ruta martiana' ist eigentlich jede Woche angesagt." Für viele gehörten die regelmäßigen Partys zu einem Auslandssemester dazu.

Dabei entstehe oft sogar ein gewisser Gruppenzwang, der die Teilnahme an abendlichen Aktivitäten verlange. "Für viele ist es wirklich ein Zwang", sagt die 22-Jährige, "für mich aber nicht. Wenn ich keine Lust habe, gehe ich nicht mit." Oft komme das aber eigentlich nicht vor, gibt Stanischewski leise glucksend zu.

Mit Deutschland sei das Nachtleben in Palma nicht zu vergleichen. Meistens gehe es erst um ein Uhr nachts los und in den frühen Morgenstunden nach Hause. "Die Atmosphäre ist ganz anders hier, irgendwie offener und ungezwungener."

An die Lebensart in Spanien musste sich die junge Frau erst einmal gewöhnen. "Hier wird alles recht locker gesehen, nach dem Motto 'Komm ich heut' nicht, komm ich morgen'." Allein schon das langsame Schritttempo der Menschen auf der Straße habe sie am Anfang irritiert. "Inzwischen habe ich mich eingefunden."

Trotzdem gebe es einige Dinge, die sie aus Deutschland vermisse: "Ein frisches, leckeres Bauernbrot zum Beispiel." Auch auf den Besuch ihrer Familie aus Deutschland in einigen Wochen freut sie sich. Einen Freund hat die hübsche 22-Jährige mit dem runden Gesicht und den ausdrucksstarken braunen Augen derzeit nicht. "Zum Glück", sagt sie. Die vielen neuen Erfahrungen im Ausland könne sie sonst sicher nicht so gut genießen.

Für die weitere Zeit in Spanien wünscht sie sich vor allem, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern: "Wenn ich das nächste Mal in einen spanischen Film ins Kino gehe, würde ich gern etwas von den Dialogen verstehen", erklärt sie scherzhaft. Ansonsten plant Stanischewski, die Insel und das Festland zu erkunden. Einen Stierkampf würde sie gerne einmal sehen. Und ein Besuch am Ballermann, um sich ein eigenes Bild davon zu machen, ist auch eingeplant. "Aber nur einen Tag lang und dann nie wieder."

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