Wenn der Gärtnermeister und Diplom-Ingenieur für Gartenbau, Ulrich Werthwein, den Paseo Mallorca entlangläuft, stellt sich Zufriedenheit bei ihm ein: Denn dann hat der 84-Jährige ein gelungenes Werk von sich selbst vor Augen: die Pflanzenpracht entlang des Kanals von Sa Riera. Zum 20-jährigen Jubiläum der Pflanzaktion hat Palmas Bürgermeister Mateo Isern an der Brücke der Avenida Jaime III. über den Kanal einen Gedenkstein angebracht.
Er ehrt namentlich nicht nur Werthwein, der damit nach den Schriftsteller Albert Vigoleis Thelen (1903-1989) der zweite Deutschstämmige ist, der auf einer Gedenktafel im Stadtgebiet verewigt ist. Der Stein ist auch dem MM-Verlag Grup Serra gewidmet, der die „Aktion Grün” damals bei der Stadt initiiert hatte. Zum 100-jährigen Jubiläum seines Flaggschiffs „Ultima Hora” stiftete der Verlag 1000 Pflanzen für das Bachbett von Sa Riera, das damals ein reichlich hässliches Bild abgab. Insgesamt kostete das Gartenbau-Projekt vier Millionen Pesetas, die gemeinsam von Stadt und Grup Serra getragen wurden.
Die fachliche Durchführung lag damals in Händen von Werthwein. Der gebürtige Deutsche, schon seit 1954 auf der Insel und seit 1992 spanischer Staatsbürger, hatte sich längst als Gartenbaupionier und Pflanzenexperte einen Namen gemacht. Für das unzugängliche Ufer von Sa Riera wählte er vor allem pflegeleichte Pflanzen – Palmen, Yuccas, Oleander, Zypressen. Letztere machen ihm heute ganz besonders Freude – die ursprünglich nur 1,20 Meter hohen Bäumchen sind längst über das tiefe Bachbett hinausgewachsen und „grüßen” den Spaziergänger auf dem Paseo. Überhaupt befindet sich der Park in einem guten Zustand – da zollt Werthwein auch der aktuellen Gärtnerbrigade der Stadt Palma Respekt.
Der Torrent Sa Riera, der in den Bergen von Puigpunent entspringt, hat in Palma ein so mächtiges Bachbett, weil er sich in der Vergangenheit immer wieder wild gebährdete.
Ursprünglich floss der Bach mitten durch die Stadt – dort, wo sich heute die Rambla, der Carrer Unió mit dem Theater und der Paseo Borne befinden. Nach heftigen Regenfällen kam es im Mittelalter wiederholt zu verheerenden Überschwemmungskatastrophen. Die schlimmste datiert vom 14. Oktober 1403. Chronisten berichten, dass der Torrent 1500 Häuser zerstört und 5000 Menschen in den Tod gerissen hat. Dennoch dauerte es weitere 200 Jahre, bis die Gefahr gebannt war:1613 bekam Sa Riera endlich ein neues Bett außerhalb der Stadtmauern.
Nur schön waren die Ufer nicht anzusehen. Bis Ulrich Werthwein Hand anlegte – anno 1993. (jog)