Auf Mallorca ist traditionell nicht das Christkind für die Bescherung zuständig. Dies ist die Aufgabe der Weisen, der Heiligen Drei Könige. Und je näher ihr Tag, der 6. Januar, rückt, desto höher schlagen die Herzen der Kleinen - und die mancher Erwachsener auch.
Das große Fest der Geschenke beginnt bereits am Vorabend des Dreikönigstages, am Mittwoch, 5. Januar. Wenn es dunkelt, müssen Auto- und Motorradfahrer mit Straßensperrungen und Umleitungen in den Ortszentren rechnen. Denn in vielen Gemeinden findet die Cabalgata, der Umzug der Weisen aus dem Morgenland, statt, und in manchen Orten verteilen sie schon an diesem Abend höchstselbst die Geschenke an die Kinder.
An Küstenorten wie Port d'Andratx, Puerto Portals und Cala Rajada landen die Reyes Magos, die Zauberkönige, wie sie hierzulande genannt werden, mit dem Schiff. Dann steigen sie aufs Pferd, manchmal auch auf den geschmückten Traktor um. Im Hafen von Sóller nehmen sie die - immerhin historische - Straßenbahn bis zum Bahnhof der Stadt. Im Inselinnern beginnen die Umzüge meist an öffentlichen Orten wie Schulen oder Sportzentren, und in Manacor treten die Könige einfach aus dem Torre de ses Puntes, um durch die Stadt zu ziehen.
Die größte Cabalgata wird in Palma veranstaltet. Nach ihrer Landung um 18 Uhr an der Alten Mole ziehen die Könige durch weite Teile der Altstadt. Und sie sind nicht allein: Der festliche Zug besteht aus 32 Komparsen, von denen 13 zu Fuß gehen und 19 auf fantasievoll gestalteten Umzugswagen fahren.
Ihr Weg führt über den Paseo Borne und die Rambla hinüber zum Passeig Mallorca, dann die Avinguda Jaume III herab und wieder über den Borne bis zur Plaça Reina und von dort zur Plaça Cort, wo sie vom Balkon des Rathauses ihre kleinen und großen Verehrer grüßen.
Wo immer die Weisen aus dem Morgenland von den Kindern mit erwachsenem Anhang begrüßt oder bestaunt werden, regnet es Bonbons. Und da lassen sich die Heiligen Drei Könige und ihr Gefolge nicht lumpen: Mehr als 6000 Kilo Süßigkeiten werden sie unter das Volk am Straßenrand bringen.
Für alle Erwachsenen, die des Mallorquins mächtig sind, gibt es am 6. Januar in Ses Voltes unterhalb der Kathedrale das Schauspiel "L'Adoració dels Tres Reis d'Orient". Geschrieben hat die "Anbetung der Könige" der Dichter Llorenç Moyá aus Binissalem. 2016 jährt sich zum 100. Mal sein Geburtstag - auf den Tag genau am Dreikönigstag.
Die Aufführung findet bereits seit drei Jahrzehnten alljährlich in Ses Voltes statt, wo 21 Laiendarsteller zu Schauspielern werden. Und auch das ist Tradition: Bei den Darstellern handelt es sich um Beamte und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens, darunter Richter, Politiker und Künstler.
In diesem Jahr sind die Heiligen Drei Könige ziemlich feminin und linkslastig: Im Kostüm von König Balthasar steckt die Präsidentin des Balearenparlaments, Xelo Huertas, von der Linkspartei Podemos, den König Melchior mimt die Abteilungsleiterin für Berufsbildung im Kulturministerium der Balearen, Maria Francisca Alorda, vom linksökologischen Parteienbündnis Més. Und auch König Caspar ist eine Frau: Er wird von der Bildhauerin Catalina Sureda dargestellt.
Das Schauspiel beginnt um 12 Uhr, immer eines vorausgesetzt: dass das Wetter mitspielt.
INFORMATIONEN FÜR BESUCHER
Die Cabalgata am Dienstag, 5. Januar, beginnt in Palma um 18 Uhr. Die Route: Moll Vell - Avinguda Antoni Maura - Paseo del Borne - Plaça Rei Joan Carles I - Carrer de la Unió - La Rambla - Carrer del Bisbe Campins - Carrer de Rubén Darío - Passeig Mallorca, Avinguda Jaume III - Plaça del Rei Joan Carles I - Paseo del Borne - Plaça de la Reina - Cort.
Auto- und Motorradfahrer sollten beachten, dass die Route des Umzuges für den Verkehr gesperrt ist. Wegen zahlreicher Besucher ist zudem mit vollen Parkhäusern zu rechnen.
Das Schauspiel "L'Adoració dels Tres Reis d'Orient " findet am Mittwoch, 6. Januar, um 12 Uhr in Ses Voltes am Fuß der Kathedrale statt.
Die Infos zu den Umzügen in den anderen Orten der Insel finden Sie hier.
War der Beitrag für Sie informativ? MM ist auch auf Facebook aktiv. Besuchen Sie uns. Wir freuen uns auf Sie!
(aus MM 53/2015)