Die Zahl der auf den Balearen gemeldeten EU-Ausländer geht weiter zurück. Am 1. Januar 2017 waren bei den Einwohnermeldeämtern der Inseln 92.733 Bürger aus Staaten der Europäischen Union registriert - rund 3000 weniger als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Deutschen sank nach Angaben des spanischen Statistikinstituts INE von 20.451 auf 19.209. Der Aderlass bei den Alemanes ist über die Jahre gesehen beachtlich: Seit 2007, als noch fast 30.000 Deutsche auf den Balearen gemeldet waren, ist ihre Zahl um satte 34 Prozent gesunken.
Schon in den vergangenen Jahren gab es verschiedene Erklärungsversuche für das Phänomen, das der subjektiven Wahrnehmung deutlich widerspricht. So wurde darauf hingewiesen, dass die Gemeinden ihre Melderegister überprüft und Karteileichen aussortiert haben. Zum anderen dürfte auch die spanische Steuerpolitik eine Rolle spielen. Die Vermögensteuer und vor allem das sogenannte "Modelo 720", das zur Offenlegung ausländischer Vermögen verpflichtet, soll viele Ausländer dazu bewogen haben, sich abzumelden, unabhängig davon, dass sie weiterhin einen Teil des Jahres auf den Inseln zubringen.
Insgesamt waren am 1. Januar 2017 exakt 186.933 Ausländer auf den Balearen gemeldet, knapp 2000 weniger als ein Jahr davor. Die Ausländerquote beträgt damit 16,7 Prozent, in Spitzenzeiten hatte sie fast 23 Prozent erreicht. Dass die Bevölkerungszahl insgesamt über das biologische Wachstum hinaus angestiegen ist, erklärt sich mit dem verstärkten Zuzug von Festlandsspaniern, die durch den boomenden Tourismus angelockt werden. Das gleiche Motiv hat den Abwanderungsprozess von Südamerikanern gestoppt.
Insgesamt ist die Entwicklung unter den Ausländer-Kollektiven sehr uneinheitlich. Nummer eins auf den Balearen sind längst die Marokkaner, deren Zahl in den vergangenen zehn Jahren um 33 Prozent gestiegen ist. Nach den Deutschen kommen bereits die Italiener, die seit 2007 um 41 Prozent zugelegt haben. Die Zahl der Briten hingegen ist um 24 Prozent zurückgegangen.
Dass sich gerade Deutsche und Briten abmelden, macht sich logischerweise in ihren traditionellen Hochburgen bemerkbar. So hat Calvià von 2016 auf 2017 offiziell mehr als 500 Einwohner verloren. Der Zuzug von Spaniern konnte den Verlust von 800 Ausländern nicht wettmachen.
(aus MM 4/2018)