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Als die Mauer fiel, war der Weg nach Mallorca frei

Anfang April 1990 landeten die ersten Pauschalreisenden aus der DDR auf dem Flughafen Son Sant Joan. Begrüßt wurden sie mit einem typisch mallorquinischen Trachtentanz – einem Ball de Bot. | Archiv

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Den Touristikern auf Mallorca war schon bald nach dem 9. November 1989 klar, welche neuen Chancen sich der Insel mit dem Mauerfall boten. Hoteliers und Reiseveranstalter jubilierten ob der Aussicht, in Zukunft neben Millionen Westdeutschen auch die Bevölkerung der ehemaligen DDR auf der Insel begrüßen zu dürfen. 150.000 ostdeutsche Urlauber wolle man innerhalb von zwei Jahren anlocken, erklärte der damalige balearische Tourismusminister Jaume Cladera.

Zunächst aber starteten Mallorcas Touristiker die größte Einladungsaktion, die es bis dahin gegeben hatte: 10.000 DDR-Bürger, die sich eine Fernreise nicht leisten konnten, sollten gratis eine Woche auf der Insel verbringen dürfen. Als "Dank an alle Deutschen", die den Tourismus auf der Insel in den zurückliegenden Jahrzehnten so weit vorangebracht hatten. Das Rote Kreuz übernahm die Auswahl der Personen. Im Mai 1990 ging es dann los: Die ersten 250 der 10.000 geladenen Mallorca-Urlauber landeten in Palma.

"Das war etwas ganz Einzigartiges", erinnerte sich Cladera vor einiger Zeit im Gespräch mit dem Mallorca Magazin. "Die Leute waren so froh und dankbar, hier zu sein. Schon allein wegen der Apfelsinen auf den Märkten waren die ganz aus dem Häuschen." Die neuen Gäste stellten sich als überaus dankbar und pflegeleicht heraus. Reklamationen habe es unter den ersten Mallorca-Touristen aus dem Osten praktisch nicht gegeben.

Bereits ab Anfang April 1990 flog die DDR-Fluggesellschaft Interflug regelmäßig aus Ost-Berlin und Dresden auf die Insel. Dabei galt es in der Anfangszeit zunächst, einige Probleme vor allem bürokratischer Art aus dem Weg zu räumen. Mehrere DDR-Bürger etwa wurden gleich nach ihrer Landung in Son Sant Joan wieder zurückgeschickt, weil sie kein Visum vorweisen konnten, obwohl die spanische Botschaft das entsprechende Prozedere eigens beschleunigt hatte, um die Reiselust der ostdeutschen Bürger nicht zu bremsen. Im Juni 1990 wurde die Visumspflicht dann abgeschafft.

Der ganz große Reiseboom aber ließ dann doch noch etwas auf sich warten. Die Zahl der DDR-Touristen blieb 1990 weit hinter den Prognosen zurück. Zwischen Januar und Juni des Jahres eins nach dem Mauerfall seien lediglich 5600 Urlauber aus Ostdeutschland nach Mallorca geflogen, berichtete das "Mallorca Magazin" im September 1990 und stellte die Vermutung auf: "Den Menschen in der DDR sind der Arbeitsplatz oder das neue Auto derzeit offenbar wichtiger als die Mallorca-Reise."

In die allgemeine Freude über den Mauerfall mischten sich damals allerdings auch kritische Stimmen. So war in der Tageszeitung "Ultima Hora" im Frühjahr 1990 zu lesen: "Deutsche gab es schon immer in rauen Mengen. Wie es scheint, wird es noch größere Mengen davon geben. Nichts ist dem Deutschen lieber, als unter Deutschen zu sein, so nah und eng wie möglich, Bier zu trinken und laute Lieder zu grölen. Wir sind ja allesamt so glücklich, dass sie sich wiedervereinigen und dass sie vereint in alle Ewigkeit laute Lieder singen."

(aus MM 44/2019)

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