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„Ich kann die Schönheit der Insel kaum begreifen”

Stijn Oyen ist General Manager im Luxusresort St. Regis Mardavall auf Mallorca. | Pomposo Creative Team

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Mallorca Magazin: Herr Oyen, eine schnelle Frage vorweg: Wie geht es Ihnen?

Stijn Oyen: Blendend! Der Sommer ist da und ich bin richtig motiviert und glücklich!

MM: Nach zwei Jahren Pandemie-Sorgen erleben Sie gerade die erste „richtige” Saison seit 2019. Wie läuft’s bisher?

Oyen: Bevor ich darauf antworte, muss ich einmal loswerden, wie stolz ich auf unser Team bin. Trotz der Erfahrung der vergangenen Jahre und der derzeit enorm hohen Arbeitslast gibt hier jeder alles. Und um auf Ihre Frage zu kommen: Es ist voll auf der Insel und der Luxusmarkt boomt, ich bin sehr zufrieden mit der Saison.

MM: Was meinen Sie mit „der Luxusmarkt boomt”?

Oyen: Nun, wir spüren, dass sich die Klientel weiterentwickelt. Die Bedürfnisse werden immer individueller, die Menschen suchen nach besonderen Erfahrungen und Erlebnissen und dazu einem personalisierten und exzellenten Service. Und wir spüren, dass das für viele gar nicht so einfach zu finden ist. Bei uns tun sie das. Und darin immer noch besser zu werden, treibt mich an.

MM: Mallorca erlebt derzeit eine wahre Rekord-Saison. Können Sie sich in ihren drei Hotels auch über eine gute Auslastung freuen?

Oyen: Oh ja, dieses Jahr ist wirklich sehr stark, was die Zahlen angeht. Die Menschen wollen raus, das Leben genießen, das spüren wir auch hier. Umso schöner ist es, dass wir in diesem Jahr den 20. Geburtstag des St. Regis Mardavall feiern dürfen.

MM: Nicht das einzige Jubiläum, das ihre Gruppe feiert.

Oyen: Richtig (lacht). Das Sheraton wird in diesem Jahr 30.

MM: Jubiläen sind ja immer auch ein Anlass, zurückzublicken. Wie haben Sie die Corona-Krise erlebt?

Oyen: Es war eine sehr harte Zeit, vor allem für unsere Mitarbeiter. Wir haben sie so gut es ging unterstützt, aber die allgemeine Unsicherheit war oft unerträglich. Auch wir als Gruppe hatten mit den ständig neuen Restriktionen überhaupt keine Planungssicherheit. Ich selbst bin ja erst seit September des vergangenen Jahres auf Mallorca und somit erst gegen Ende der Krise hier angekommen.

MM: Wie steht es um die Zahl ihrer Mitarbeiter?

Oyen: Wir haben jetzt mehr Angestellte als vor der Krise. In unseren drei Hotels auf der Insel etwa 650.

MM: Wie definieren Sie Luxus?

Oyen: Ich unterscheide zwischen Luxus und Ultra-Luxus. Urlauber, die Luxus suchen, gehen gerne ins Fünf-Sterne-Hotel und freuen sich, dass dort alles gut läuft und sie die Zeit genießen können. Im Ultra-Luxus-Segment geht es um absolute Perfektion, um individuelle Dienstleistungen. Ja sogar darum, dass unsere Teams den Wunsch des Gastes erkennen, bevor er ihn überhaupt hat.

MM: Glauben Sie, dass Mallorca langfristig immer mehr zur Luxus-Insel wird?

Oyen: Ja! Die Insel ist ein Traum, so voller Schönheiten und Reichtümer, dass ich es manchmal gar nicht fassen kann. Mallorca muss als Reiseziel nicht mehr länger auf die Masse abzielen, sondern auf Qualität. Die Verantwortlichen des Hotelsektors sehen dies genauso deutlich wie die Politiker. Mallorca braucht Qualitätstourismus. Man merkt ja, dass dieser Weg bereits eingeschlagen wurde, wenn man nur all die Luxusmarken sieht, die sich hier ansiedeln.

MM: Sie waren fast fünf Jahre Chef im „W” in Barcelona. Ein völlig anderes Konzept, ein ganz anderes Leben. Wie fühlen Sie sich jetzt auf Mallorca?

Oyen:Das war auch eine tolle Zeit, aber Mallorca bietet mir und meiner Familie jetzt die Möglichkeit, mehr Vielfalt zu leben, als in der Stadt. Ich komme ja hier auf der Insel in denselben Genuss wie unsere Gäste. Es gibt so viel zu sehen, zu erkunden. Einfach Wahnsinn. Und natürlich fahre ich als gelernter Koch auf gute Gastronomie und ein tolles kulturelles Angebot ab, und das finde ich hier.

MM: Und dafür haben Sie Zeit bei ihrem stressigen Job?

Oyen: Die versuche ich mir zu nehmen.

MM: Welche Pläne haben Sie im St. Regis Mardavall?

Oyen: Wir haben die Wintermonate genutzt, um einen Teil der Lobby und der Bar zu renovieren und umzubauen, ebenso das Sternerestaurant „Es Fum”. Aber die Pläne gehen noch weiter. Kommenden Winter werden wir das Restaurant Aqua in „Terra” verwandeln und unsere PoolBar „Sa Badia” wird zu „Mar”.

MM: Im Castillo Hotel Son Vida hatten Sie ja fast 100 Zimmer renoviert.

Oyen: Genau, wir haben dort die 99 Premiumzimmer komplett neu gestaltet. Das ist wirklich wunderschön geworden.

MM: Die Welt erlebt eine Rekordinflation. Das Leben ist teuer geworden, haben auch Sie die Preise erhöht?

Oyen: Natürlich mussten wir Preise anpassen. In der Gastronomie haben sich die Einkaufspreise einiger Lebensmittel um 50 Prozent erhöht – das kann niemand einfach ignorieren.

MM: Was sind für Sie künftig die größten Herausforderungen für die Hotelbranche?

Oyen: Hier sehe ich drei Dinge: Wir müssen es schaffen, die Top-Qualität, die unsere Kunden schätzen, auch weiterhin anbieten zu können. Dazu müssen wir geeignetes Personal finden, was in der derzeitigen Situation nicht immer ganz einfach ist. Wir müssen die Hotels zu attraktiven Arbeitsplätzen machen und uns gleichzeitig dem Thema Nachhaltigkeit stellen.

MM: Die Arbeit wird Ihnen also nicht ausgehen ...

Oyen: Bestimmt nicht.

MM: Menschen aus Ihrer Branche sind es ja gewohnt, alle paar Jahre den Wohnort zu wechseln. Haben Sie auf Mallorca Ihren Platz zum Altwerden gefunden?

Oyen: Oh, da stellen Sie mir aber eine Frage. Mit absoluter Sicherheit kann man so etwas ja nie sagen. Aber meine Familie und ich lieben die Insel, und ich kann mir nur schwer vorstellen, anderswo einen Ort mit einer vergleichbaren Lebensqualität zu finden.

Das Interview führte Patrick Czelinski

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