Die Behörden auf Mallorca haben ein 14 Jahre altes Mädchen aus seiner nahezu sklavenartigen Lebenslage innerhalb der eigenen Familie befreit. Wie im Märchen von Aschenputtel musste der Teenager nachts um vier aufstehen und alle häuslichen Arbeiten verrichten, insbesondere galt das für die Zubereitung aller Mahlzeiten für den jeweils anstehenden Tag. Aufgrund dieser Vorarbeit konnte die Stiefmutter des Mädchens bis in den Mittag schlafen.
Wie die spanische MM-Schwesterzeitung Ultima Hora unter Berufung auf die Polizei am Mittwoch berichtete, wurde die 14-Jährige von ihrem Vater nahezu täglich geschlagen. Hierbei sei eine Holzstange zum Einsatz gekommen. Als in der Schule bemerkt wurde, dass das Mädchen am ganzen Körper blaue Flecken und Hämatome aufwies, alarmierte die Einrichtung die Polizei.
Spezialermittler für Fälle von häuslicher Gewalt nahmen am Donnerstag vergangener Woche den Vater fest und beließen die Stiefmutter unter Auflagen in Freiheit, damit sie sich weiter um die 9 und 10 Jahre alten Söhne kümmern könne. Nach dem Vorbild der prügelnden Eltern sollen auch die jüngeren Brüder ihre ältere Schwester massiv drangsaliert haben. Hinzukam, dass das Mädchen gegen seinen Willen in etwa einem Jahr mit einem älteren Mann verheiratet werden sollte.
Nach Angaben von Ultima Hora stammt die Familie aus dem Orient. Im spanischen Sprachgebrauch ist darunter die gesamte Region vom Nahen über den Mittleren bis zum Fernen Osten zu verstehen. Zur Verteidigung seiner Erziehungsmaßnahmen soll der Vater die Traditionen und Bräuche in seinem Heimatland angeführt haben.
Der Mann lebt den Angaben zufolge seit etwa zehn Jahren auf Mallorca. Seine Tochter kam vor dreieinhalb Jahren auf die Insel und besucht hier eine öffentliche Schule. Der Kontakt zur biologischen Mutter, die nach wie vor in der alten Heimat lebt, wurde vom Stiefvater unterbunden.
Die 14-Jährige wurde jetzt in einem Betreuungszentrum für Jugendliche untergebracht. Zuvor war sie im Krankenhaus eingehend untersucht und die Verletzungen dokumentiert worden. Die Ermittlungen gegen die Erziehungsberechtigten halten weiter an. Die Behörden wollen auch die jüngeren Brüder unter Aufsicht stellen. Sie seien durch das Vorbild des Vaters so an Gewalt innerhalb der Familie gewöhnt worden, dass sie diesen Zustand für normal hielten. Hier wollen Sozialarbeiter nun bei der Erziehung der Söhne gegensteuern.