Välkomna till Santa Lucía! Bienvenidos a Santa Lucía! Das in etwa werden die Worte sein, mit denen am Dienstag, 13. Dezember, die zahlreichen Gäste in Mallorcas Kathedrale auf Schwedisch und Spanisch um 20 Uhr empfangen werden. Wer einen guten Platz in den vorderen Reihen ergattern möchte, sollte bei diesem Highlight der Vorweihnachtszeit, das in „La Seu” bereits Tradition hat, um 19.15 Uhr da sein.
Organisiert und durchgeführt wird das Luciafest von der „Svenska Skola”, der schwedischen Schule in Palma. Doch nicht nur Schweden, sondern auch alle andere Nationen sind bei diesem Lichterfest, das ebenfalls in anderen nordischen Ländern wie Finnland, Norwegen und Dänemark gefeiert wird, willkommen.
Die Schweden, die mit schätzungsweise 14.000 Mitgliedern neben der deutschen und der britischen eine der größten Communitys auf der Insel bilden, haben auf Mallorca eine eigene Honararkonsulin. Seit mittlerweile 17 Jahren bekleidet dieses Amt Rechtsanwältin Nathalia Rigo Olausson. „Die meisten Schweden wohnen in Palma und Sóller”, sagt Rigo Olausson gegenüber MM. Neben den Fitness-Studios seien die Lieblingstreffpunkte der Schweden vor allem der Tennisplatz oder das Pádel-Spielfeld, so die Honorarkonsulin.
Auch die schwedische Kirche spiele auf der Insel eine große Rolle, zudem gebe es einen schwedischen Frauen-Verein, den sogenannten SWEA Mallorca.
Bezüglich der schwedischen Bräuche und Traditionen sagt Rigo Olausson: „Die wichtigsten Feste sind für uns neben Santa Lucia der schwedische Nationalfeiertag am 6. Juni, Heiligabend und Midsommar.” Im Gegensatz zum Luciafest werde Midsommar, das den längsten Tag des Jahres markiert, also die Sommersonnenwende im Juni, eher im privaten Umfeld gefeiert. Dabei trifft man sich mit Freunden und der Familie, um zu essen und um einen Mittsommerbaum zu tanzen, der mit Blumen und Bändern in den Farben der schwedischen Flagge, also Gelb und Blau, geschmückt ist.”
Doch bis dahin geht noch einige Zeit ins Land. Um für ihre große Darbietung am kommenden Dienstag in Palmas Kathedrale bestens gerüstet zu sein, proben die 140 Schüler der schwedischen Schule, die in Palmas Staddteil El Terreno gelegen ist, bereits seit Wochen und Monaten. Schuldirektorin Therése Lottini sagt: „Unsere Schüler sind wegen ihres Auftritts schon etwas nervös, freuen sich aber immens darauf. Santa Lucía ist ein Teil von Weihnachten, und alle Schulen in Schweden feiern dieses lichtvolle Fest. Für uns im Ausland lebende Schweden sind diese Traditionen sogar manchmal wichtiger als für diejenigen innerhalb der eigenen Landesgrenzen.”
Es ist seit der Pandemie das erste Jahr, in dem das Fest wieder ohne Auflagen und Corona-Maßnahmen gefeiert werde. „Im vergangenen Jahr war die Kathedrale zwar gut besucht, doch hatten wir zahlreiche Restriktionen. So mussten die Schüler einen Mundschutz tragen und die Schüler durften nur in Gruppen auftreten, die sich permanent abwechselten”, so Lottini. Im ersten Pandemiejahr, 2020, sei die Veranstaltung aus Sicherheitsgründen abgesagt worden – stattdessen habe es ein Video gegeben, das die Schüler aufgenommen und dann gestreamt hatten. Aus dem Grund sollen die Pennäler in diesem Jahr dazu beitragen, dass Santa Lucia „La Seu” wieder in ihrem gewohnten Lichterglanz erstrahlen lässt. Hierbei werden die Mädchen eine weiße Robe mit einem roten Band um die Taille und einen schlichten Kranz in den Haaren tragen und eine brennede Kerze in der Hand halten. Die Jungen hingegen werden einen aus Pappkarton gebastelten Stern vor sich hertragen.
Diana Hernandez Camus, die Musiklehrerin der schwedischen Schule , sagt: „Diese Tradition des Singens zum Luciafest gibt es bereits seit 1985 auf Mallorca. Früher haben die Schüler vor dem Rathaus gesungen. Zum 50-jährigen Schul-Jubiläum wollten wir ein besonderes Fest, das dann in der Kathedrale gefeiert wurde, und sich seitdem etabliert hat.” Für das Lichterfest hat Hernandez Camus mit den Schülern bislang schwedische und englische Klassiker einstudiert. Doch auch mallorquinische und spanische Lieder wie „Campana Sobre campana”, „El Tamborilero” und „Fum Fum Fum” stehen in diesem Jahr auf dem Programm.
Über die Ursprünge des Festes sagt die Musikpädagogin: „Das Fest hat mythologische und religiöse Wurzeln. In der Geschichte war Lucia eine sizilianische, frühchristliche geweihte Jungfrau – eine Märtyrerin aus dem 4. Jahrhundert, die zu einer Heiligen erklärt wurde. Sie brachte den in Syrakus verfolgten Christen Essen und Trinken in die Höhlen, wo sie sich versteckten, und trug dabei Kerzen auf dem Kopf.” Und an diese Historie der früheren „Lichtbringerin” werde nun jährlich traditionell angeknüpft, indem die „Luciabraut” einen Kranz aus Preiselbeerzweigen mit brennenden Kerzen trägt. Diese Rolle der Lichtbringerin sei eine ganz besondere: „Das Mädchen muss zwei Kriterien erfüllen – zum einen ist es oftmals die älteste Schülerin. Darüber ist es die Jugendliche, die die Schule bereits am längsten besucht hat”, erklärt Hernandez Camus.
Die schwedische Community ist auch in anderer, wirtschaftlicher und unternehmerischer Hinsicht stark auf der Insel. Einer ihrer Repräsentanten ist sicherlich der Hotelier Mikael Landström, dem das Hotel Portixol in der Balearen-Hauptstadt und das Hotel Esplendido in Port de Sóller gehören. 2015 hat der Schwede aus einem verfallenen Tennisklub in Palmas Stadtteil Son Armadams ein Schmuckstück gemacht. Landström wohnt bereits seit 1996 auf Mallorca und ist begeistert: „Die Insel hat alles, was man braucht – tolles Klima, super Infrastruktur, eine perfekte Gastronomie, viele Sportmöglichkeiten.” Ihm zufolge ist eine der wichtigsten Institutionen – zumindest im Business-Sektor – für die Schweden die Handelskammer „Cámara de Comercio Hispano-Sueca”.
Und auch Santa Lucia hat für ihn eine große Bedeutung: „Das ist eine der Gelegenheiten, bei denen man Birgitta Ingeborg Alice, der Prinzessin von Schweden, höchstpersönlich begegnen kann. Sie wohnt in Santa Ponça und manchmal treffe ich sie auch bei Tennisturnieren.” Weihnachten will der Inselhotelier auf mallorquinisch-schwedische Art feiern – natürlich darf dabei auch der „Glögg”, der typisch schwedische Glühwein, nicht fehlen.