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TV-Star und Influencerin Leni Bolt: „Ich fühle mich auf Mallorca sicherer als in Berlin”

Die Podcasterin, Autorin und Coachin Leni Bolt sprach mit MM über ihre neue Heimat und ihre nonbinäre Identität und erzählte, wie sie Lebenskrisen meistert

Leni Bolt, bekannt auch aus der Netflix-Show „Queer Eye Deutschland”, fühlt sich in Palma wohl. | P. Lozano

| Palma, Mallorca |

Vor vier Jahren ist die 31-jährige Leni Bolt nach Mallorca ausgewandert – ein Schritt, der für sie, wie sie in einem Instagram-Post ihren fast 50.000 Followern erklärt, wohl die beste Entscheidung ihres Lebens war. Die Influencerin und Podcasterin ist nonbinär. Das bedeutet: Sie fühlt sich weder dem männlichen, noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig.

Derzeit arbeitet die Deutsche als Coachin und bezeichnet sich als Expertin für Zeitmanagement und Achtsamkeit im Alltag. Hierbei gibt sie Online-Kurse zum Thema Work-Life-Balance und Produktivität. Doch zu ihrem Programm, das Bolt ihren Kunden und Hilfesuchenden anbietet, gehören auch Live-Übungen mit Gruppen an der Meerespromenade, inklusive holistischem Tanz und Meditationen.

In Agentur Tag und Nacht gearbeitet

Ihre berufliche Entwicklung war ein langer Weg, der auch durch manche seelisch-gesundheitlichen Tiefen führte, wie Bolt gegenüber MM ausführte. „Ich war zuvor in einer Social -Media- und Marketing-Agentur tätig und habe Tag und Nacht gearbeitet. Es kamen andauernd neue Projekte rein, wobei es mir schwerfiel Nein zu sagen.” Nach und nach führte das dazu, dass Bolt aufgrund der Arbeitsbelastung in ein Burnout schlitterte, wie sie weiter ausführte. Es wurde ihr klar, dass sie grundlegend etwas verändern und sich feste Strukturen setzen musste.

Bolt absolvierte eine Ausbildung zur Coachin und hilft nun anderen, den Arbeitsalltag besser zu organisieren. Ihre Klienten können dabei sogar die eigene Berufung finden. „Ich habe mich früh, bereits mit 16, für Mode interessiert. Das führte dazu, dass ich ein Studium im Fach Modedesign in Berlin absolvierte. Doch der Umgang an der Uni unter den Studenten war einfach toxisch, viel Ellbogen und Konkurrenzkampf waren dabei.” Nach ihrem Bachelor-Abschluss war Bolt klar, dass dies nicht das Richtige für sie war.

Auf der Insel "sicherer und freier"

Mittlerweile ist auch Mallorca für die Influencerin ein Teil des Weges zu ihrer Selbstfindung, wie sie sagt. „Bereits in der Schulzeit habe ich viel Diskriminierung erlebt und Mobbing einstecken müssen”, so Bolt. Selbst in Berlin, das sich nach außen hin sehr tolerant und liberal präsentiert, habe Bolt in gewissen Stadtteilen eine Queer- und Transfeindlichkeit wahrgenommen, wie sie ausführt: „Es gab gewisse Ecken in der Stadt, die ich vor allem nachts mit der U-Bahn gemieden habe. Seitdem ich hier auf der Insel wohne, fühle ich mich in dieser Hinsicht viel sicherer und sogar freier.”

Die Jahre in Berlin seien für sie zwar identitätsstiftend und wichtig gewesen. Doch generell sei das Schubladen-Denken in Deutschland stark ausgebildet. Auf Mallorca hingegen sei ein zwangloseres und menschlicheres Miteinander möglich – unabhängig von der sozialen Klasse, dem Alter oder dem Geschlecht, konstatiert Bolt. „Das spiegelt sich sogar in den Statistiken wider, denn Spanien gehört weltweit zu den queerfreundlichsten Ländern.” Wie Leni Bolt sich erinnert, hat sie 2014 ihren Namen geändert, denn zuvor hieß sie Lennart Wronkowitz – nun ihr sogenannter „Deadname”.

„Ich habe zu dem damaligen Zeitpunkt ein Praktikum in London absolviert. Es ist dort offener und fortschrittlicher als in Deutschland, und ich konnte mich besser ausdrücken in dem, was mich beschäftigte.” Nach dieser Zeit sei sie mit einem Frauennamen zurückgekommen, wie Bolt erklärt. Nicht-binäre Menschen wie sie habe es schon immer in der Gesellschaft gegeben, doch seien sie über große Zeitperioden hinweg unterdrückt worden. Heute hingegen würden sie, auch durch die sozialen Netzwerke und Medien, mehr Sichtbarkeit bekommen.

Feiern in Santa Catalina

Erst vor wenigen Tagen veröffentlichte Bolt auf der Social-Media-Plattform Instagram einen Post, auf den viele Hasskommentare folgten. „Das ist eine Art von virtuellem Mobbing. Dahinter stecken Nutzer mit einer rechten politischen Gesinnung, die sich im echten Leben jedoch niemals trauen würden, mich anzugreifen.” Vor allem gegen queere Personen, womit Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen gemeint sind, würden im Netz derzeit Hetzkampagnen betrieben, beobachtet Bolt. Hinter den anonymen Kommentaren würden sich jedoch feige und mit ihrem eigenen Leben unzufriedene Hater befinden. Support und Unterstützung hingegen erfährt Bolt von ihrer eigenen starken Community.

Bolt lebt als Single auf dem Land, geht aber gerne in Palmas Stadtteil Santa Catalina feiern. Als potenzielle Partner würden ihr sowohl Männer als auch Frauen gefallen. Zusammen mit der Stylistin Avi Jakobs produziert sie den Podcast „Levitate – legendär & nonbinär.” Die Life-Coachin gilt als Vorbild für viele Menschen in der LGBTQ+-Community und war zudem in der Netflix-Show „Queer Eye Deutschland” zu sehen.

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