Dieter Bohlen ist seit Jahrzehnten eng mit Mallorca verbunden. Der Pop-Titan ist dafür bekannt, dass er der Presse kaum Interviews gibt. MM gewährte er am Rande des ATP-Tennis-Turniers in Santa Ponça Einblicke in sein Privatleben und sprach über seine Liebe zur Insel, seine Beziehung und Modern Talking.
Mallorca Magazin: Herr Bohlen, Sie sind seit 50 Jahren immer wieder präsent auf der Insel und wohnen hier über längere Zeiträume hinweg. Was hat Sie ursprünglich nach Mallorca gezogen?
Dieter Bohlen: Ich bin nach wie vor sehr häufig auf Mallorca. Wie alle Inselbesucher wollte ich einfach etwas Sonne abbekommen, an den Strand, und im Meer baden. Man hatte mir damals Port d’Andratx empfohlen. Zu dem Zeitpunkt gab es noch Bauern mit ihrem Pferdegespann auf holprigen Straßen, es sah demnach komplett anders aus. Ich erinnere mich, dass die Häuser nur wenige Mark kosteten. Nach der Umstellung auf den Euro betrugen die Immobilienpreise dann plötzlich eine Million. Und danach explodierten sie förmlich.
MM: Also Ihr erster Aufenthalt auf Mallorca weckt positive Erinnerungen. Können Sie weitere Details schildern?
Bohlen: Das war in der Zeit, als ich gerade mit 18 meinen Führerschein gemacht habe. Mit der Fähre bin ich damals mit einem halb kaputten VW-Käfer auf die Insel übergesetzt. Ich weiß noch genau, dass das Wetter in Hamburg mir zugesetzt hat, das immer schlecht war und dann kam ich auf eine Insel, wo immer die Sonne schien. Es fühlte sich hier ein Stück weit von Anfang an wie zu Hause an. Damals waren die Preise noch super, ein Bier kostete beispielsweise halb so viel wie in Deutschland. Zu dem Zeitpunkt bin ich mit viel Pommes frites und wenig Kohle über die Runden gekommen. Schließlich hatte ich noch keine festen Einnahmen und habe danach angefangen zu studieren. Diese Zeit hatte für mich einen Hauch von Abenteuer.
MM: Trotz dieser Veränderungen, die Sie beschreiben, hat die Insel für Sie einen besonderen Wert, oder? Wie viel Zeit im Jahr verbringen Sie durchschnittlich hier?
Bohlen: Ich habe viel von der Welt gesehen, letztens war ich auf Kreta, was auch klasse ist. Doch Mallorca ist für mich unschlagbar. Ja, von der Flora und Fauna her war es hier viel naturbelassener und natürlicher früher. Damals hat man von Santa Ponça zum Flughafen 25 Minuten gebraucht, heute sind es wegen des dichten Verkehrs fast zwei Stunden. Anfangs habe ich mit meinen Freunden die Zeit am Strand genossen, doch im Laufe der Jahre habe ich andere Orte zunehmend erkundet. Valldemossa ist mein Lieblingsspot auf der Insel, aber wohnen möchte ich da nicht, das wäre mir zu einsam.
MM: Medienberichten zufolge sind Sie bereits auch mehrfach auf der Insel umgezogen. Wo haben Sie konkret gewohnt?
Bohlen: Zunächst habe ich sieben Jahre in Port d’Andratx gewohnt. Doch wegen meiner Kinder, die es dort zu ruhig fanden, sind wir nach Cala Rajada gezogen. Einige Jahre später bin ich durch eine Bootstour per Zufall auf Santa Ponça aufmerksam geworden. Mir fiel auf, dass die Einwohner hier anders tickten, sehr bescheiden und bodenständig waren, was mir gut gefiel. Schließlich fahre ich – im Gegensatz zu dem, was die Leute von mir denken – auf der Insel nicht im Ferrari rum, sondern gebe mich komplett normal. Nun haben wir eine 90-Quadratmeter-Wohnung im Südwesten der Insel.
MM: Die Sonneninsel ist ja dafür bekannt, dass sie viele Prominente anzieht. Haben Sie hier einen Freundeskreis mit anderen berühmten Persönlichkeiten?
Bohlen: Ja, ich habe Freunde hier. Doch möchte ich vor allem auf der Insel Zeit mit meiner Frau und den Kindern verbringen, das ist mir sehr wichtig. Schließlich bin ich beruflich sehr eingespannt und absolviere jedes Wochenende einen Auftritt in Deutschland.
MM: Wie sieht ein typischer Tag für Sie und Ihre Freundin Carina, die hier mit vor Ort ist, auf der Ferieninsel aus?
Bohlen: Für gewöhnlich schlafe ich hier etwas länger, also bis 8.30 Uhr, als in Deutschland, wo ich um 5.30 Uhr oder 6 Uhr aufstehe. Danach machen es Carina und ich vom Wetter abhängig, was wir unternehmen. Bei Sonnenschein und den passenden Windverhältnissen fahre ich mit dem Boot aufs Meer. Es handelt sich dabei nicht um eine Mega-Yacht, sondern um ein kleines Zehn- Meter-Boot, die „Braveheart”.
MM: Wir befinden uns heute im Mallorca Country Club Santa Ponça, wo das ATP-Turnier Mallorca Championships ausgetragen wird. Wie ist Ihr Bezug zu der Sportart rund um den Filzball?
Bohlen: Ich selbst spiele seit über 40 Jahren Tennis, was mir unglaublich gut gefällt. Tatsächlich habe ich in diesen Tagen die Gelegenheit ergriffen und das erste Mal einen Padelschläger in die Hand genommen. Die Regeln wurden mir vorher noch etwas erklärt. Mein Fazit nach dieser sportlichen Kostprobe ist, dass ich beim Tennis bleibe und es mir viel besser gefällt. Unsere Kinder haben ab und an auf dem TennisCourt in Peguera gespielt. Selbstverständlich kannte ich auch den Mallorca Country Club. Hier wurde ich neben wenigen anderen, wie Lothar Matthäus, Boris Becker und Otto Waalkes zum Ehrenmitglied ernannt.
MM: Derzeit ist die Stimmung auf Mallorca etwas aufgeheizt. Die Einheimischen protestieren gegen den Massentourismus und klagen über Wohnungsnot. Tragen in Ihren Augen auch deutsche Partytouristen am Ballermann dazu bei?
Bohlen: Es stimmt, dass sich sehr viele deutsche Sauftouristen extrem daneben benehmen. Ich persönlich meide den Ballermann und war noch niemals dort. Ohnehin finde ich auch das Party- und Nachtleben im Inselosten viel besser. Die Situation ist ähnlich wie auf Sylt, wo die Insulaner – also in dem Fall die Mallorquiner – kaum noch das Geld haben, um die steigenden Mietpreise zu zahlen.
MM: Der Insel haben Sie ja auch Einiges zu verdanken. Schließlich haben Sie hier Ihre Freundin Carina kennengelernt, korrekt?
Bohlen: Ja, wir haben uns vor 18 Jahren in Cala Rajada in der Diskothek Physical kennengelernt. Carina stand neben mir und ich habe sie gefragt, ob sie etwas trinken möchte – also ein ganz klassischer Spruch. Viele Freunde und Bekannte sagten, dass das zwischen uns eh nichts wird, da es nur ein Urlaubsflirt sei. Doch Carina selbst hat für die Beziehung ihr altes Leben komplett aufgegeben und sich total committet. Welche Frau macht so etwas heutzutage noch? Das ist die Frau meines Lebens, auf die ich lange gewartet habe.
MM: Nach der 18. Staffel bei DSDS sind Sie ja nach 20 Jahren ausgeschieden. Danach lief es nicht mehr rund für die Erfolgsshow und kurz danach feierten Sie wieder ein glorreiches Comeback als Juror. Wie kam es dazu?
Bohlen: Zu dem Zeitpunkt kam bei RTL ein neuer Chef, und seine Idee war, die Sendung müsste „familienfreundlicher” werden. Das war der Grund, warum ich sozusagen „beurlaubt” wurde, also nicht „rausgeschmissen” – und das bei vollem Lohnausgleich. Die neue Staffel floppte aber wie nie zuvor. Vor einem Flug nach Mallorca bekam ich sodann einen Anruf von RTL mit der Bitte, ich solle wieder vorbeikommen. Mein Statement dazu war, dass man schon Einiges bieten sollte, damit ich zurückkomme. Letztendlich konnten wir uns einigen. Jetzt aktuell haben wir gerade eine Staffel abgedreht, die im September und Oktober ausgestrahlt wird.
MM: Schaut man sich Ihr Auftreten im TV an, kommen Sie sehr schlagfertig rüber. Muss man tough und wortgewandt sein, um sich so lange im Show-Business an der Spitze zu halten? Und was ist eigentlich das Geheimnis Ihrer Mega-Karriere?
Bohlen: Als Sensibelchen hält man nicht lange in der Branche durch. Viele zerbrechen dann an ihrem eigenen Erfolg, - wie beispielsweise Roy Black, für den ich produziert habe. Anfangs werden sie gehyped und dann von einem Tag auf den anderen braucht man sie nicht mehr. Man muss in sich ruhen. Eine Familie und Freunde zu haben, ist wichtig. Das Geheimnis meines Erfolgs ist einfach: Fleißiger zu sein als alle anderen. Ich laufe die Extra-Meile in meinem Business, arbeite teilweise auch an Wochenenden. In der Anfangszeit saß ich mit meinem Keyboarder an Weihnachten im Studio, und wir beide hatten nicht einmal Geschenke für unsere Liebsten.
MM: Sehen Sie sich eigentlich eher als Komponist, Sänger, Songwriter oder Entertainer?
Bohlen: Also mir machen alle diese Tätigkeiten total Spaß. Es ist super, dass ich nicht nur eine Sache machen muss, wie Musik komponieren. Die Songs von Modern Talking laufen nach 40 Jahren nach wie vor hervorragend.
MM: Wie stehen Sie eigentlich zu Ihren musikalischen Anfängen bei Modern Talking? Spielt das noch eine Rolle oder ist das für Sie abgehakt und Schnee von gestern?
Bohlen: Lieder wie „Brother Louie”, „Cheri Cheri Lady” haben monatlich alleine auf Spotify über 10 Millionen Hörer. Modern Talking gehört zu den erfolgreichsten Bands weltweit, und das nicht nur in Deutschland. In Mexiko, den USA und Indien belegt Modern Talking auch Spitzenplätze. Gegen Thomas Anders habe ich nichts, wir haben bloß keinen Kontakt mehr. Jeder macht sein Ding und ist damit happy. Er macht wieder Schlagermusik und ich die Jurorenjobs bei DSDS und das „Supertalent”.
MM: Herr Bohlen, Sie wirken jugendlich, frisch und machen einen sportlichen Eindruck. Wie kommt das? Und wie halten sie sich so fit?
Bohlen: Ich stehe offen dazu, dass ich jetzt 70 bin und habe kein Problem damit. Mein Credo lautet, dass es nichts auf dem Planeten umsonst gibt. Dazu gehört eine vernünftige und gesunde Ernährung, worauf Carina achtet. Selbstverständlich ist Sport ein Teil des Programms. Das bedeutet, dass ich jeden Tag zwei Stunden trainiere, an manchen sind es sogar vier. Entweder hebe ich Gewichte in meinem eigenen kleinen Gym. Oder wenn mir danach ist, gehe ich auch joggen.