Ganz oben steht die Mallorca-Finca auf einem Hügel nahe Sineu. Traditioneller mallorquinischer Charme und die für die Insel typische Bauweise sind erhalten geblieben. Vor den Bougainvilleen an der Hauswand spielen die Hundedamen „Lola” und „Lucy”. Fröhlich bellend laufen sie durch den Garten. Hinter dem Haus picken die Hühner „Hedwig” und „Henriette” durch das Grün. Diese paradiesische Idylle herrschte nicht immer auf dem Grundstück. Sie entstand erst nach viel Kummer und durch harte Arbeit.
Die Eigentümer Nicola und Jan Ihden kauften das Bauwerk vor rund zehn Jahren, als die Familie noch komplett war. Damals sollte das Gebäude als Wochenendhaus dienen. Das Ehepaar und die beiden Kinder Jasper und Katinka waren von Anfang an schockverliebt, und das neue Feriendomizil war auserkoren.
Nur wenige Monate nach dem Kauf jedoch verunglückte der Sohn bei einem Verkehrsunfall und lag 14 Monate im Koma. „Uns war klar: Falls Jasper je wieder aufwachen sollte, würden wir ganz nach Mallorca ziehen”, sagt die 62-jährige Mutter und hält traurig inne. Ihr damals 20-jähriger Sohn erlag schließlich seinen Verletzungen.
„Nach einigen Monaten wurde uns bewusst, dass wir hinausmussten aus der Dunkelheit. Wir lieben unsere Heimat Hamburg über alles. Um jedoch bei all der Trauer wieder ins Leben zurückzufinden, beschlossen wir, unser Zuhause in der Hansestadt aufzugeben und ganz nach Mallorca – ins Licht – zu ziehen”, so die damalige Marketing-Dozentin.
Leben im Freien und ständige Beschäftigung
„Der Schnitt war nötig, damals wussten wir gar nicht, was wir uns Gutes tun”, bekräftigt ihr Mann Jan. „Es war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten. Wir hatten mit dem neuen Projekt eine neue Aufgabe gefunden”, so der 66-Jährige. „Das überwiegende Leben im Freien, ständige Beschäftigung, eine neue Sprache und Menschen kennenzulernen – das hat uns geistig etwas Ablenkung verschafft. Durch diesen eklatanten Wechsel von der Stadt aufs Land kann man sagen, dass wir uns völlig neu erfunden haben”, ist der gelernte Außenhandelskaufmann überzeugt. Und da es auf dem ein Hektar großen Gelände weder Garten noch Pool gab, und ein Teil des Hauses früher nur ein Tierstall gewesen war, mussten die beiden die Ärmel hochkrempeln. Zwei Jahre hatten die Renovierungsarbeiten gedauert.
„Die Finca steht auf einem Felsen, daher mussten wir mit dem Presslufthammer alle vier Meter den Gesteinsboden aufreißen, um überhaupt das Bewässerungssystem einbauen zu können”, erklärt Nicola. In die Wände seien ein paar neue Fenster gesetzt worden, der ehemalige Tierstall wurde zu einem kleinen Turm. Aber sonst blieben die dicken Steinwände unverändert. Für weitere Entspannungsmomente sorgten die Ihdens mit zwei runden Korbsesseln im Garten. Von dort aus kann das Paar bei einem tollen Ausblick in sich gehen.
Selbst die enge, holperige und steile Auffahrt zum Gelände ließen die Fincabesitzer neu asphaltieren. „Jetzt muss man nicht unbedingt einen Geländewagen besitzen, wenn man zu uns gelangen möchte.”
Jan Ihden arbeitete zunächst in seinem alten Job weiter und importierte aus Brasilien Orangensaftkonzentrat nach Deutschland. Mit dem Ortswechsel kam jedoch auch bald die berufliche Neuorientierung. Seine Frau arbeitete unter anderem als Präsidentin des Rotary Clubs in Calvià. Bis heute engagiert sie sich bei Wohltätigkeitsveranstaltungen und Spendenaktionen für Bedürftige. „Das bedeutet mir so viel. Zugleich ist es schön, als Gast auf der Insel ein wenig Dank zurückgeben zu können”, sagt die heutige Vizepräsidentin lächelnd.
Jan Ihden baute die Firma „FincaCare Mallorca” auf, die Kunden eine Rundumbetreuung für ihre Anwesen auf der Insel bietet. „Egal ob die Zisterne ausgewechselt werden muss, ein Garten angelegt, Reparaturen anstehen oder ein Haus in Abwesenheit der Kunden betreut werden soll – wir kümmern uns um alles”, versichert der Unternehmer. Auch Nicola Ihden ist mit Begeisterung dabei und regelt vor allem Administratives.
Tochter Katinka hat mittlerweile ihr Studium der Tiermedizin in Valencia beendet und arbeitet derweil in Düsseldorf. Klare Sache, dass sie oft bei ihren Eltern zu Gast ist.
Wenn Nicola und Jan Ihden nicht arbeiten, genießen sie ihre Zeit im Freien, an der frischen Luft. „In Hamburg sind wir nie viel gewandert. Aber hier schöpfen wir unsere Energie aus der Natur, auch auf Radtouren. Selbst im Winter scheint alles wie im Frühling und ist grün”, sagt Nicola Ihden, die selbst nach acht Jahren Lebenszeit auf der Insel immer noch von der Vielfalt überrascht ist. Das Paar erfreut sich am besonderen Licht Mallorcas, das ihnen im neuen Lebensabschnitt so viel Kraft gibt.