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Goldrausch an der Altbautenfront: Immer mehr Immobilien für Reiche auf Mallorca im Angebot

Historisch bedeutsame Gebäude werden auf der Insel zunehmend Luxuskäufern angeboten, neuer Wohnraum für Normalverdiener wird derweil so gut wie gar nicht mehr geschaffen

Dieser Palast in Palma wird zu einem Luxusdomizil umgebaut. | Ultima Hora

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Während Wohnraum für Normalverdiener immer knapper wird auf Mallorca, stehen immer mehr Gebäude für schwerreiche Interessentenzum Verkauf. Besondere mediale Aufmerksamkeit erregte jetzt die Luxussanierung des historisch bedeutsamen fünfstöckigen Ca-la-Seu-Gebäudes im alten Zentrum von Palma, in dessen Erdgeschoss früher hintereinander ein Korbladen und eine Bar untergebracht waren: Ein schwedischer Investor wandelt den Bau, in welchem es ehedem mehrere Wohnungen gab, gerade in ein Einfamilien-Luxushaus um. Fünf Immobilienfirmen bieten das 698 Quadratmeter große Gebäude bereits für 9,2 Millionen Euro an, also für sage und schreibe 13.180 Euro pro Quadratmeter. Ein Journalist der MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” rieb sich die Augen und kommentierte sarkastisch: „Gibt es zu viele Menschen oder zu viele Reiche auf Mallorca?” Woanders werden in Palma gerade ebenfalls Altbauten luxussaniert, etwa an der Plaça de los Patines.

Ein weiterer Fall, der die Gemüter bewegte, ist ein altes Mehrfamilienhaus des Star-Architekten Gaspar Bennazar (1869-1933) aus dem Jahr 1932 an der 31-de-Diciembre-Straße. Denkmalschützer der Vereinigung „Arca” schlugen Alarm, als bekannt wurde, dass der Abriss des Hauses bereits genehmigt worden war. Investoren wollten dort ein neues Wohngebäude hinsetzen. Der Inselrat verhinderte letztendlich, dass die Bagger anrücken konnten. Es darf vermutet werden, dass nach einer Sanierung nicht die Ärmsten dort Wohnungen finden.

Ein anderer Fall ist nicht in Palma verortet, sondern im beschaulichen Dorf Campanet: Ein dortiges Ex-Kloster namens Ca ses Monges, wo Nonnen jahrzehntelang soziale Arbeiten verrichtet hatten, wird auf dem „Idealista”-Immobilienportal für fast eine Million Euro als Luxusdomizil angeboten. Der vierstöckige Komplex verfügt unter anderem über eine Kapelle im neogotischen Stil und einen 275 Quadratmeter großen Innenhof. Das Ansinnen, dieses Gebäude zu verkaufen, hat unter Inselbewohnern für Unruhe gesorgt. Eine Bürgerinitiative namens „Mou Campanet” forderte die Gemeinde auf, das Gebäude zu erwerben und damit der Öffentlichkeit weiterhin zugänglich zu machen. Es müsse verhindert werden, dass reiche Ausländer einfach zugreifen könnten. Guillem Rosselló, Campanets Bürgermeister, zeigte sich offen für den Vorschlag. Immerhin wurde die Renovierung des vor dem Ex-Kloster liegenden Platzes namens Rector Tamorer bereits für 375.000 Euro auf den Weg gebracht.

Im Immobilienbereich der Insel ist man inzwischen den Reichen warmherziger zugetan als Normalverdienern, die dringend bezahlbaren Wohnraum benötigen: Auf Mallorca werden laut der Architektenkammer „COAAT” nur noch Luxus-Mehrfamilienhäuser gebaut. Der Chef der Einrichtung, Luis Alfonso de León, sagte, dass Mehrfamilienhäuser für Normalverdiener so gut wie gar nicht mehr errichtet würden. Er schlug vor, jungen Leuten den Zugang zu ländlichem Grund („suelo rústico”) zu erleichtern. Die öffentliche Hand müsse Gebäude im Wert von 270.000 Euro pro Einheit errichten.

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