Folgen Sie uns F Y T I R

Polizeigewerkschaft bittet verzweifelt um Wohnungen für Beamte auf Mallorca

Die Nationalpolizei schickt zum Sommer Verstärkung auf die Inseln. Doch viele der rund 150 Polizisten finden keine Unterkunft

Polizeibeamten bei einem Einsatz auf Mallorca, nicht auf Wohnungssuche | Foto: Alejandro Sepúlveda

| | Mallorca |

"Wenn Sie Ihre Wohnung an einen Polizisten vermieten möchten, kontaktieren Sie uns." Was klingt wie ein Witz aus einer Satirezeitschrift, ist der ernst gemeinte Aufruf der Polizeigewerkschaft SUP (Sindicato Unificado de Policía) auf Mallorca und den Nachbarinseln. Der Hintergrund: Die Nationalpolizei schickt zur Sommersaison rund 150 zusätzliche Beamte auf die Balearen, vor allem nach Ibiza und Formentera. Doch es fehlt an Wohnungen. Die Mietpreise seien derart hoch, dass viele Staatsbedienstete ihren Dienst gar nicht erst antreten können oder auf eigene Kosten in Hotels unterkommen müssten.

Ein Hilferuf mit Dienstmarke

Die SUP reagiert mit einer ungewöhnlichen Kampagne. In sozialen Netzwerken bittet sie Immobilienbesitzer, ihre Wohnungen gezielt an Polizisten zu vermieten. Als Anreiz bietet man die "Garantie", einen Beamten im Haus zu haben – also jemanden, der angeblich für Ordnung sorgt und nicht aus dem Fenster grillt. Der Seitenhieb auf die politische Untätigkeit ist gleich eingebaut: "Da niemand etwas unternimmt...", heißt es im Aufruf. Eine gewisse Bitterkeit schwingt mit. Schließlich müsste der Staat eigentlich für eine angemessene Unterbringung seiner Mitarbeiter sorgen.

Sicher wohnen, sicher vermieten?

Dass ausgerechnet Ordnungshüter nun um Hilfe aus der Bevölkerung bitten müssen, wirft ein Schlaglicht auf die dramatische Lage auf dem balearischen Wohnungsmarkt. Besonders auf den Hotspot-Inseln Ibiza und Formentera – aber auch auf Mallorca – explodieren die Mietpreise seit Jahren. Ferienvermietung, Luxussanierungen und Immobilien als Anlageobjekte haben bezahlbare Wohnungen für Normalverdiener zur Ausnahme werden lassen. Wer keine reichen Eltern, keinen Zweitjob oder keine Eigentumswohnung hat, wird verdrängt – Beamte eingeschlossen.

Die Gewerkschaft bietet eine Kontaktmöglichkeit über E-Mail und Telefon an, um private Vermieter mit suchenden Polizisten zusammenzubringen. Eine digitale Wohnungsvermittlung für Staatsdiener – improvisiert, nicht institutionalisiert. Dass die SUP auf Facebook zur Selbsthilfe aufruft, ist keine Lösung, sondern ein Symptom. Während Touristen in Luxusvillen urlauben, schlafen Polizisten mitunter in Mehrbettzimmern. Dass sich der Staat nicht in der Lage sieht, für elementare Arbeitsbedingungen zu sorgen, ist ein Offenbarungseid.

Ob der Aufruf Früchte trägt, bleibt abzuwarten. Der Appell "Vermieten Sie an einen Polizisten" mag Vertrauen suggerieren – doch Vertrauen ersetzt kein Mietvertrag. Und die bittere Wahrheit ist: In einer Region, in der Wohnungen im Sommer für 3000 Euro im Monat an Touristen vergeben werden, wird sich auch für Uniformträger kaum ein Platz finden.

Meistgelesen