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Palmas (un-)vergessener Architekt

Die Eisenbahnbrücke wurde 2005 in einer Nacht- und Nebelaktion abgerissen und nach Protesten wieder neu aufgebaut.

| Palma de Mallorca |

Er ist zwar nie so bekannt geworden wie seine berühmten Kollegen, aber von seinem Wirken her ist der Architekt Gaspar Bennàzar (1869-1933) für Palma mindestens ebenso bedeutsam gewesen wie Gaudí für Barcelona, Le Corbusier für die Moderne oder Mies van der Rohe für den International Style. Der große Sohn der Stadt, an den in kultivierten Zirkeln gerne mit dem klangvollen Beinamen "S'Arquitecte" (Der Architekt) erinnert wird, und nach dem eigens eine Straße benannt ist, würde Bauklötze staunen, wie das offizielle Palma mit seinem Erbe immer wieder umgeht.

Erst im Jahre 2005 ließ die damalige Bürgermeisterin Cirrer die Eisenbahnbrücke Bennàzars in einer Nacht- und Nebelaktion abreißen. Nach massiven Protesten musste das Bauwerk wieder originalgetreu aufgebaut werden. Jetzt hat die Stadtverwaltung von Palma erneut den Abriss eines Bauwerks beschlossen. Und das, obwohl selbst die Parteifreunde im Inselrat das Gebäude für schützenswert erachten. Die Rede ist von Can Bibiloni in der Aragón-Straße, einem Steinwurf vom großen Kaufhaus El Corte Inglés entfernt.

Das Autohaus wurde im Jahre 1928 errichtet und dient noch heute als solches, auch wenn die Fassade im Erdgeschoss von den Eigentümer äußerst unsensibel verhunzt wurde. Die Stadt Palma gab nun grünes Licht, dort einen Wohnblock mit sieben Etagen und vier Geschäften zu errichten. Dagegen hagelt es Protest. Der Verein der Altstadtbewahrer ARCA will gegen die Verfügung klagen, Anwohner und die Linksopposition aus Sozialisten und Més wollen ebenfalls zumindest die Front des Hauses - eines der letzten historischen Industriegebäude der Stadt mit späten Jugendstilelementen - erhalten wissen.

Blickt man sich in Palma um, so hat die Stadt in all den Jahren keine stringente Linie gefunden, das Werk ihres größten Architekten des 20. Jahrhunderts zu würdigen und zu bewahren. So manche seiner Bauten verfallen (ohne oder trotz Denkmalschutz), werden von gesichtlosen Anbauten verschandelt oder von riesigen Werbetafeln verdeckt.

Andererseits gibt es einige Häuser aus seiner Hand, die in keinem Werbeprospekt der Stadt fehlen, um Touristen anzulocken. Die Architektur wird gerne dort gepflegt, wo der Bau aufgrund seiner Attraktivität den Zustrom von Kunden verspricht. Aber ein kohärenter Umgang mit Gaspar Bennàzar und seinen Bauwerken, das macht das Beispiel Can Bibiloni deutlich, ist nicht zu erkennen. Damit steht Palmas Baumeister nicht alleine. Den Bauwerken seiner weniger bekannten Kollegen geht es kaum besser.

(aus MM 17/2015)

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