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Kaspar Hauser und das "Haus des Lichts"

Miquel Ferrà (2. v. r.) bei der Präsentation des Buches "Gaspar Hauser i la casa de la llum". | Jaime Morey

| Mallorca |

Jakob Wassermann hat es getan und Paul Verlaine. Ebenso Rainer Maria Rilke und Walter Benjamin oder Peter Handke und Paul Auster. Sie und viele andere Lyriker und Literaten wählten die Figur von Kaspar Hauser zum Gegenstand eines ihrer Gedichte oder Romane.

Nun hat auch der mallorquinische Schriftsteller, Journalist, Zeichner und Historiker Miquel Ferrà i Martorell ein Buch über Hauser geschrieben. "Gaspar Hauser i la casa de la llum" (Kaspar Hauser und das Haus des Lichts) heißt das knapp 90 Seiten umfassende Werk, das auf Katalanisch im Verlag Ruleta Rusa Ediciones erschienen ist.

Ferrà, der 1940 in Sóller geboren wurde, schrieb dieses Buch aus zwei Anlässen: Zum einen ist es gut 200 Jahre her, dass diese rätselhafte Person geboren wurde, die 1828 in Nürnberg auftauchte und anscheinend geistig zurückgeblieben war. Zum anderen gründete der Autor mit anderen Familien vor 38 Jahren die Associació de Pares de Nins Autistes de Balears (APNAB), eine Vereinigung der Eltern autistischer Kinder auf den Balearen. In Palmas Stadtteil El Terreno erwarb sie ein Haus, um dort diese Kinder zu unterrichten.

Als Namensgeber für das Zentrum schlug Ferrà Kaspar Hauser vor. Er hatte damals den 1908 erschienenen historischen Roman "Caspar Hauser oder die Trägheit des Herzens" von Jakob Wassermann gelesen und befand: Indem Hauser 16 Jahre lang in einem Keller eingesperrt war, ohne Menschen zu sehen, sprechen zu lernen und das Tageslicht zu sehen, war er einem totalen Autismus ausgesetzt.

Für den zweiten Teil des Titels steht die US-amerikanische Schriftstellerin Gertrude Stein Patin. Von Frühjahr 1915 bis Sommer 1916 hielt sie sich mit ihrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas auf Mallorca auf. Mehrere Male sollen sie das Haus besucht haben, in dem sich heute das APNAB-Zentrum befindet und das damals eine Kinderkrippe war. "Haus des Lichts" (Casa de la llum) nannten Stein und Toklas diesen Ort: "Was für eine Metapher", schreibt Ferrà.

Mit Illustrationen seiner Tochter Marina Ferrà Hamelynck und ausgehend vom Roman Wassermanns, beschreibt der Autor die Geschichte von Kaspar Hauser. Darüber hinaus schildert er das historische Umfeld in Deutschland und Nürnberg, schafft Bezüge zu Mallorca, etwa zum Dichter Blai Bonet, der das Gedicht "Kaspar Hauser Num 2" schrieb.

Und wie so viele Autoren vor ihm geht Ferrà der Frage nach, wessen Kind Hauser tatsächlich war. Er könnte aus einer außerehelichen Beziehung zwischen der Großherzogin Stéphanie de Beauharnais von Baden und dem britischen Grafen, Politiker und Wissenschaftler Charles Stanhope stammen, glaubt Ferrà. Beim Glauben muss es zwangsläufig bleiben, da laut einer Genanalyse von 1996 eine Hauser zugeschriebene Blutprobe dagegen spricht und eine weitere Untersuchung wegen zahlreicher Widersprüche keinen Gegenbeweis erbringen konnte.

(aus MM 21/2016)

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