Villingen, München, Mallorca. Das sind die großen Lebensstationen von Rolf Schaffner (1927-2008). Geboren am Rande des Südschwarzwalds, studierte er von 1956 bis 1962 Kunst in der Bayerischen Hauptstadt. Doch sein Zuhause fand er in Santanyí.
Jetzt widmet die Gemeinde im Süden Mallorcas dem Künstler und seinem Werk einen eigenen Raum im Kulturzentrum ses Cases Noves, der am Samstag, 20. August, um 10 Uhr eröffnet wird. Gezeigt werden dort 15 Skulpturen aus Bronze und Stein. Dabei handelt es sich gewissermaßen um eine mallorquinisch-deutsche Kooperation: Die Initiative für den Raum ging von der zweiten Bürgermeisterin und Kulturstadträtin Ricarda Vicens aus, die Exponate sind Dauerleihgaben aus der Sammlung seiner ehemaligen Mentorin Nora Braun.
Kein anderer Künstler hat der Gemeinde Santanyí so sehr seinen Stempel aufgedrückt wie Schaffner. So mancher, der von ihm noch nie etwas gehört hat, kennt dennoch vom Sehen das eine oder andere seiner Werke. Zum Beispiel die zwei Stelen "Rey y Reina" (König und Königin) aus Santanyí-Stein am Kreisverkehr Santanyí-Llombards, sechs Meter hoch die eine, 4,5 Meter die andere. Oder die Fassade der Kirche in Cala Figuera.
Mit dem Trubel des Kunstmarkts hatte der Bildhauer nichts im Sinn. Wichtig war ihm die freie Entfaltung, die auf Mallorca möglich war. Sein Atelier und Ausstellungsraum hatte Schaffner unter freiem Himmel, vor allem in Son Danus, der Finca eines Grundbesitzers von Santanyí. Noch heute steht dort ein Ensemble von Skulpturen. Und wer auf der Straße von Santanyí nach Campos fährt, kann bei Kilometer 47 einige von ihnen hinter wilden Sträuchern erblicken.
Wer diese mehrere Meter hohen Skulpturen vor Ort besichtigt, ist geneigt, sie nicht als Objekte, sondern als Subjekte zu betrachten, so sehr stehen sie im Dialog mit ihrer Umgebung. Dies erklärt auch, warum es Schaffner wichtig war, wo seine Arbeiten stehen, aber nicht, wem dieses Wo gehört. Seine Aufgabe und Arbeit war es, die Skulpturen dort ins Dasein zu rufen.
Diese Einstellung mag ein Grund dafür gewesen sein, warum Schaffner trotz Anerkennung ein wirtschaftlicher Erfolg auf Mallorca nicht vergönnt war. Für mehr als zehn Jahre kehrte er nach München zurück, um sich dort seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Erst 1986 kehrte er zurück auf eine Insel, die sich grundlegend verändert hatte. Mallorca war das Paradies des Massentourismus geworden.
Schaffner reagierte darauf mit neuen Skulpturen auf altem Terrain in Son Danus. Wurzelten seine früheren Arbeiten aus geschichteten Steinen noch im Figurativen, schuf er nun abstrakte Stelen aus riesigen Sandstein-Quadern.
Eine besondere Stele befindet sich in der Cala Santanyí am Aussichtspunkt Es Pontas. Sie ist der südliche Teil einer internationalen Installation Namens "Equilibrio" (Gleichgewicht). Die anderen Stelen befinden sich bei Köln, im norwegischen Trondheim, in Cork in Irland und in Wolgograd in Russland. Verbindet man diese Stelen mit einer imaginären Linie, zieht sich ein Kreuz über ganz Europa. In dem Schaffner-Raum, der nun eröffnet wird, ist eigens eine Wand diesem kontinentalen Werk gewidmet.
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(aus MM 34/2016)