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Einer der schönsten Altstadtpaläste auf Mallorca

Das Treppenhaus im "Palau del Consell", dem Palast des Inselrates. | Consell de Mallorca

| Palma, Mallorca |

Es ist Ehrfurcht, die dieser Bau bei Besuchern auslöst. Bewegt man sich die breite Treppe ins Innere des schon über 100 Jahre alten Inselrats-Palastes in Palma hoch, so schreitet man unwillkürlich kerzengerade. Es war wohl genau dies, was der Architekt Joaquín Pavía hervorrufen wollte, als er das massive neogotische Gebäude 1882 auf dem Gelände des Ex-Gefängnisses der Stadt fertigstellte. Als Vorbild galt ihm die Seehandelsbörse Lonja, die im 15. Jahrhundert entstanden war.

Es ist Montag, 30. Dezember, die derzeit die Insel regierenden Links-Politiker haben einen Tag der offenen Tür ausgerufen, weshalb man den Bau als Normalsterblicher betreten darf. Finanz-Dezernent Josep Lluis Colom fiel die Aufgabe zu, eine Gruppe von Taubstummen heute durch die Gemächer des ehrenwerten Hauses zu führen.

Die nicht erdrückende, aber durchaus packende Magie des mit hölzernen Kassettendecken, bunten Fenstern und edlen Teppichen versehenen Palastes lässt auch ihn nicht unbeeindruckt. Fast auf Zehenspitzen führt er die geschichtlich Interessierten durch die hohen Räume.

Foto: Inselrat Consell de Mallorca

Ins Auge stechen mehrere riesige Ölporträts von König Alfons XIII., der Spanien jahrzehntelang bis zum Beginn seines Exils im Jahr 1931 regierte. Wo heute Abgeordnete und Regierende des „Consell” tagen, befand sich zur Zeit des Monarchen die sogenannte „Diputación Provincial de Baleares”. Sie existierte bis 1978, als die neue Verfassung in Kraft trat. Hier wurde auch unter Diktator Francisco Franco, der bis 1975 regierte, von dessen Statthaltern entschieden, was sie für die Inseln für gut befanden. Zwei Büsten von Altkönig Juan Carlos und Nachfolger Felipe VI., die sich gegenüberstehen, geben Auskunft über die aktuellen Machtverhältnisse in Spanien.

Dezernent Josep Lluis Colom nimmt sich Zeit für die Taubstummen. Detailliert und fast liebevoll erklärt er ihnen mit Hilfe einer Frau, die die Gebärdensprache beherrscht, was es mit einem vom Sonnenlicht durchfluteten Motivfenster im Sitzungssaal auf sich hat. Der legendäre Erobererkönig Jaume hält mit festem Blick die unterworfenen Araber in Schach.

Colom deutet auch auf die Wappen der Inselgemeinden, die seinerzeit von den Arbeitern des Architekten in die Wand aus Marés-Stein aus Santanyí gehauen wurden.

Nach einer Stunde ist es Zeit, wieder zu gehen. Andächtig geht es wieder die breite Treppe herunter. Rechts unten wurde eine Krippe aufgebaut, links schaut einen erneut der Erobererkönig an, hier jedoch als riesenhafte „Gegants”-Figur. Die Teilnehmer der Führung schreiten daran vorbei. Draußen scheint die Sonne. Die Ehrfurcht verpufft. Es war schön im Palast.

Foto: Inselrat von Mallorca, die Außenfront.

(aus MM 1/2020)

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