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Weinbau-Achse von Schwaben nach Mallorca

Der urdeutsche Riesling von Jochen Beurer wird vielleicht bald mit Mallorca-Rebsorten verschnitten. | Weingut Beurer

| Llucmajor, Mallorca |

In Fachkreisen wird er als "Riesling-Papst" bezeichnet, jetzt präsentierte sich der schwäbische Önologe Jochen Beurer im "Club de Vino 953" bei Winzer Frank Maruccia auf Mallorca. Beide verbindet die Herkunft aus Stetten im Remstal vor den Toren Stuttgarts, wo der deutsch-italienische Unternehmer Maruccia in jungen Jahren bei den Großeltern im "Wengert" aushalf und Beurer seit 1997 ein viel beachtetes Weingut führt, das seit 2004 auf Biodynamik setzt und inzwischen auch über eine Demeter-Zertifizierung verfügt.

Statt Pestiziden verwendet der nach eigenen Worten ziemlich „dickköpfige” Schwabe, der mit dem elf Hektar großen Familienbetrieb seinerzeit aus der örtlichen Genossenschaft ausstieg, lieber Gesteinsmehl, Backpulver und sogar Teesorten, um seine Pflanzen widerstandsfähiger gegen Krankheiten und Parasiten zu machen. „Das Spritzen mit Brennnesseltee versorgt die Reben mit Kalium und gibt dem Wein eine Spur zusätzliche Mineralität. Weidentee hilft gegen Pilzbefall, Kamillentee desinfiziert, Schafgarbe hat eine Schwefelwirkung und Calendula oder Baldrian helfen bei der Wundheilung und Beruhigung der Weinstöcke”, erklärte der Bio-Winzer dem erstaunten Publikum.

Genießen durfte man aber nicht nur einen charismatischen Vortrag,  sondern auch Beurers ausdrucksstarke, oft geradezu salzig-mineralische Rieslinge, die sich in Deutschland einen ganz besonderen Ruf erworben und den Weg in viele Spitzenrestaurants der Republik gefunden haben und in ganz verschiedenen Preisklassen erhältlich sind. Die günstigste Kategorie, den sogenannten „Gutswein”, gibt es schon ab acht Euro.

Seine Arbeitsweise bezeichnet der Winzer als „antiautoritär”, was sich unter anderem darin äußert, dass Spontanvergärung den Vorzug vor Zuchthefen bekommt, und dass im Weinberg ein gewisser Wildwuchs erlaubt ist. „Kontrolliertes Nichtstun” lautet die Devise im Keller, wenn der Rebensaft im Winter nicht gären will, sondern erst im Frühling wieder Leben zeigt.

Gibt es auch etwas, das Beurer sich auf Mallorca abgeschaut hat? „Ja, den sparsamen Umgang mit Wasser. Hier sieht man erst, wie wertvoll diese Ressource ist”, so Beurer im MM-Gespräch. Bei einer Querverkostung mit Frank Maruccia, dessen Weine er auch nach Deutschland importiert, hat er sich bereits einmal ein Bild von der Winzerszene der Insel gemacht: „Es gibt hier viele saubere und gut ausgebaute Weine, die eine Menge Qualität ins Glas bringen”, urteilt der Experte.

Da Riesling auf Mallorca zwar zugelassen ist, aber eigentlich nur in speziellen kühleren Lagen gedeiht – etwa unter den Händen von Miquel Gelabert – , ist für die Zukunft übrigens an eine Kooperation zwischen dem Remstal und Llucmajor gedacht. „Wir wollen eine Cuvée aus Riesling und der mallorquinischen Sorte Premsal Blanc keltern. Das soll nicht nur ein Marketing-Gag sein, sondern Substanz haben”, sagt Frank Maruccia, der dabei auch an Maische-gärung denkt, um einen deutsch-mallorquinischen "Orange Wine" zu gewinnen. Spätestens 2018 soll die Idee marktreif sein.

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