Der Winzer nach Schulschluss hat Ohr und Auge am Wein. Eigentlich ist Andreu Biologielehrer am Gymnasium, daher auch die eingeschränkten Besuchszeiten der Bodega - immer nachmittags, nach Schulschluss. Den Umstand einer fundierten Ausbildung in den Naturwissenschaften wissen aber nicht nur seine Schüler zu schätzen. Auch seine Weine profitieren vom profunden Verständnis natürlicher Abläufe und Vorgänge.
Er verstehe seine Reben eben ganz einfach, beobachte und wisse, zu welchem Zeitpunkt, welche Maßnahme von Nöten sei, meint der drahtige Endvierziger bescheiden. Ob diese erwähnten ”Maßnahmen" auch unter ökologischen Vorzeichen zu verstehen seien, greife ich das Thema Öko-Anbau auf. Die dunklen Augen funkeln fast gekränkt. „Natürlich nicht“, belehrt ganz entschieden der Naturwissenschaftler”, nur aus einer guten Traube könne man einen guten Wein keltern.” Und damit eine gute Traube auch bei klimatischen Adversitäten eine ausgezeichnete Frucht bleibe, sei schon einmal etwas Unterstützung nötig. „Die üblichen Kandidaten, etwas Schwefel, eine Prise Kupfer ...,“ hake ich zaghaft nach. "... und andere Produkte, ganz nach Bedarf - obgleich dies in den letzten drei, vier Jahren wegen der hervorragenden klimatischen Bedingungen nicht nötig war", hakt Andreu das Thema ab.
Die richtige Pflege der Trauben setzt der Hobbywinzer vor allem aber mit Handarbeit gleich. „Schon im August, wenn die Früchte Farbe annehmen, wählen wir aus,“ erzählt er versöhnlich. „Überschüsse oder minderwertige Ware schneiden wir rigoros ab bei. Das düngt den Boden. Zur Weinlese hängen dann nur noch hygienisch und optisch einwandfreie Trauben in der Rebe. Anschließend wird pneumatisch, sehr schonend, mit maximal zwei Bar gepresst. Der folgende Ausbau im Edelstahltank findet bei genau geregelter Temperatur statt - Maximum 27 Grad.“ Währen der gesamten Gärung wird immer wieder der Alkoholgehalt und die Zusammensetzung bestimmt. Gegen ein paar Flaschen, bei einem befreundeten Laboranten, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu.
Klinische Präzision, kontrollierte Qualität - der Tropfen von Ca Sa Predina sollte gerade den Deutschen Weintrinkern am Herzen liegen. Die aber ordern bislang noch verhalten. Beeindruckter zeigen sich da schon die Eidgenossen. Schweizer Genießer kaufen reichlich, nur getoppt vom Absatzmarkt USA und den Konsumenten vor Ort. Wie er denn ausgerechnet an amerikanische Kunden komme, möchte ich wissen. ”We speak english,” lacht er verschmitzt.
Als das kleine Weingut im Jahre 2000 gegründet wurde, konnte man edelste Motive vorweisen. Damals hatte er noch einen Sozius im Schlepptau. Ziel der Verbindung war es: "den Weinanbau unseres Landes neu zu beleben." Da kam es gerade gut zu pass, dass das Häuschen der Großmutter über genügend fruchtbaren Grund verfügte, um eine lukrative Weinwirtschaft aufzubauen. Folgerichtig setzte man Rebstöcke. Dabei einigten sich die beiden Teilhaber schon wegen der Staatsräson in erster Linie für autochthone Sorten wie Manto-Negro und Callet. Merlot und Cabernet Sauvignon fanden den Weg ins Feld, weil sie mildere Aromen und eine bessere Flaschen-Lagerfähigkeit beisteuern konnten.
Gewisse Grundkenntnisse im Anbau von Weinen waren vorhanden. Wie schon ungezählte Generationen vor ihnen setzten auch die Großeltern einen kräftigen Tropfen für den Hausgebrauch an. Als kleiner Stöpsel wetzte der junge Andreu zwischen den Weinstöcken umher, trug Brotzeiten aus, sah den Großeltern beim Zurückschneiden zu, half bei der Weinernte oder schaute einfach von der Terrakotta-Terrasse hinab auf die langen Reihen der Wein-Spaliere. Glückliche Kindheitserinnerungen und das Bewusstsein von Pflege und Traditionen trug ihm das ein.
Eben jenes Häuschen mit der träumerischen Terrasse verleiht den heutigen Weinen auch ihren Namen. ”Ca Sa Padrina” - man ahnt es bereits - übersetzt man schlicht mit: das Haus von Großmama. Die verhalf so nicht nur einen würzigen Cuvée aus Manto-Negro, Merlot, Cabernet Sauvignon und Callet zu neuem Leben und Namen.
Omi wäre sicher stolz auf ihren Enkel gewesen.
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