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Insellikör Mescladís de Matances: Ein typischer Mallorquiner mit Kultstatus

Eine Mischung der ganz eigenen Art: Der Mescladís de Matances ist der "typische Saft Mallorcas", wie das leuchtend gelbe Etikett verheißt. Der Likör wird unter anderem von der jungen Unternehmerin Bel Moyà in sechster Generation in dem Familienbetrieb in Artà hergestellt. | Licors Moyà

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Er hat gerade so etwas wie Kultstatus auf der Insel: dieser süßlich-bitter-würzige Mix aus Sternanis- und Palo-Likör namens Mescladís de Matances. Neben dem typischen Anis-Geschmack enthält er Noten von Chinarinde und Enzianwurzel. Karamellisierter Zucker sorgt für Süße. Wie man ihn trinkt? Pur, gut gekühlt auf Eis oder man schenkt ihn einfach in ein tiefgefrorenes Glas ein. Als Digestif macht er eine ausgesprochen gute Figur. Aber Achtung: Er hat es in sich, wartet er doch mit 32 Prozent Volumen-Prozent Alkohol auf. Momentan ist er aber auch in Cocktails und leckeren Desserts richtig angesagt. Und als Teil einer verführerischen Saucen-Reduktion begleitet er Gerichte mit Wild oder rotem Fleisch.

Der Mescladís de Matances stammt aus einer über 130 Jahre alten Insel-Destillerie: aus dem Hause Licors Moyà in Artà. Die Firma, 1890 gegründet, wird heute in der fünften und sechsten Generation gemeinsam betrieben. So stehen die Brüder Gabriel und Sebastià Moyà zusammen mit ihren Kindern an der Spitze des Unternehmens.

Traditionell beim Schlachten getrunken: Das würzige Kräuterelixier enthält unter anderem Sternanis, Chinarinde und Enzianwurzel.

Bel Moyà gehört zu der jungen und damit sechsten Generation, zusammen mit ihrem Bruder und ihrem Cousin. Die Tochter von Vertriebschef Sebastià ist die Fabrikdirektorin. Und wer wüsste es besser, über den Likör zu erzählen? Zum Beispiel, wie es zu dem Namen des Hochprozentigen kam … Die Flasche nämlich ist unverkennbar. Sie trägt ein leuchtend gelbes Etikett, auf dem auch ein schwarzes Schwein, Mallorcas berühmtes Pata negra, zu sehen ist. Nicht ohne Grund. Denn traditionell gab es dieses Likörchen bei den Hausschlachtungen, den matanzas oder mallorquinisch: matances.

„Die Hausschlachtungen von Schweinen haben eine lange Tradition in den mallorquinischen Dörfern”, erzählt Bel Moyà. „Um zum Beispiel Sobrassada oder Botifarrón herzustellen. Diese Schlachtungen begannen in den Wintermonaten November, Dezember und Januar sehr früh am Morgen.” Und da das nun mal die kältesten Monate des Jahres auf der Insel sind, half aus Sicht der Beteiligten vor allem eines: sich mit einem anständigen „Schnaps” von innen zu wärmen.

„Und so trank man schon zum Auftakt des Schlachtens zum Kaffee einen Schluck der wärmenden Mischung aus Anis und Palo. Im Verlauf des Tages genehmigte man sich auch immer noch mal wieder ein Glas – bis schließlich das Werk vollbracht war. Kurzum: Der hohe Alkoholgehalt und der gute Geschmack waren für die Schlachtenden die perfekte, stärkende Mischung gegen die Kälte.”

Bel Moyà schätzt, dass der Likör mittlerweile seit rund 80 Jahren bei ihnen hergestellt wird – auf Basis eines alten Familien-Rezepts. Zunächst verkaufte man den Mix „a granel”, also sozusagen lose vom Fass. Die Menschen kamen mit ihren Behältern und ließen sich die Spirituose abfüllen. „Aber in den 1970er Jahren etwa wurde diese Art des Verkaufs für derlei Getränke verboten. Also begannen wir bei Moyà, die Mischung in Flaschen abzufüllen und tauften sie auf den Namen Mescladís de Matances.”

Manche seiner Zutaten wurden auf Mallorca ursprünglich als Arzneimittel genutzt, bis er schließlich zu einem Likör wurde. „Die hauptsächlich verwendeten pflanzlichen Ingredienzien im Mescladís sind Sternanis, Chinarinde und Enzianwurzel”, sagt Bel Moyà. „Diese Pflanzen wurden bereits im 14. Jahrhundert von mallorquinischen Apothekern wegen ihrer medizinischen Eigenschaften verwendet. Denn die Pflanzen enthielten Substanzen, denen unter anderem eine antibiotische, magenstärkende und fiebersenkende Wirkung zugeschrieben wurde.” Das durchaus bittere Elixier wurde wie der Palo nach und nach versüßt, und bald stand immer mehr der Genuss im Vordergrund!

Von Beginn an haben sich die Moyàs auf die Herstellung von mallorca-typischen Likören spezialisiert. Dabei nutzten sie viele einheimische Zutaten, aber eben nicht nur. Mittlerweile hat sich die Angebotspalette enorm erweitert. Da gibt es neben den Klassikern wie Hierbas, Palo und Mescladís auch Limoncello, cremigen Mandellikör oder „mediterranen Wermut”. Doch die Deutschen stehen auf Mescladís! „Es ist bei uns das am häufigsten exportierte Getränk und das von den Deutschen am meisten geschätzte”, weiß Bel Moyà. Es ist vielleicht einfach die Sehnsucht nach Mallorca, die offenbar ab und an mit einem Gläschen typischen Likörs gestillt werden muss. Wie trinkt Bel Moyà den Likör selbst am allerliebsten? „In einem eisgekühlten Glas – mit einem Stück Schokolade dazu”, sagt sie. „Das ist für mich der pure Genuss.”

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