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Das beste Frühstück auf Mallorca und im Rest der Welt

Man kann sich in einem Hotel morgens am Buffet laben. Man kann sich aber auch mal bedienen lassen und zehn Gänge probieren, ohne sich danach tonnenschwer zu fühlen. Wo und wie, weiß MM

Die wie ein Kunstwerk angerichteten Lachsstückchen becircen den Gaumen besonders intensiv, wenn man den Blick über das einladend blaue Mittelmeer schweifen lässt | Foto: Patricia Lozano

| Palma de Mallorca |

Es ist die Frage aller Fragen an diesem Donnerstag, 22. Mai, in Cas Català südwestlich von Palma: Ist es um Gottes Willen möglich, nach zehn Gängen an einem Tisch aufzustehen und sich leichtfüßig zu bewegen? Dass das geht, wenn die Menge passt und die Spezereien bekömmlich sind, beweist Tag für Tag das berühmt-gediegene Fünf-Sterne-Hotel Maricel. Wo man auf der Terrasse und im Foyer gepflegt und freundlich Konversation betreibt und vor dem Eingang ganz früher eine Straßenbahn-Endhaltestelle war, kann man das wiederholt von Gastrokritikern der Gourmet-Messe „Madrid Fusión” zum „besten Frühstück der Welt” erkorene Geschmacksfeuerwerk genießen.

Für 55 Euro gibt’s zehn Teller, von denen jeder nach einem leisen Glockengeläut des Chef- Majordomus genau erklärt wird, während der Blick des Gastes über das unter der Sonne funkelnde türkisblaue Meer gleitet und in der Regel am putzig-schicken Cas-Català-Strand endet. Entfesselte Völlerei, wie sie in „normalen” Vier- und Fünfsternehotels auf Mallorca üblich ist, gibt es im Maricel nicht. Ob Tapioka, Mahón-Käse, Johannisbrotbaum-Eis, Kaktusfeige, Camaiot-Wurst oder Sobrassada – die beim „besten Frühstück der Welt” stimmig auf bunte Teller drapierten Happen munden, aber lassen einen nicht vor lauter Kalorien wie einen nassen Sack im Stuhl versinken.

Verantwortlich für den geschmacklichen und optischen Drei-Stunden-Schmaus mit Fernblick auf Fähren und Yachten zeichnet der deutsche Küchenchef Dennis Kehl. „Wir benutzen vor allem mallorquinische Produkte”, so der früher im Jumairah-Luxushotel in Port de Sóller und auch im Steigenberger in Camp de Mar wirkende Essens-Zauberer gegenüber MM. „Es ist ein leichtes Frühstück, kein Brunch.”

Das Gesamtkunstwerk kommt je nach Jahreszeit immer wieder neu erfunden daher, und immer wieder ist es eine Freude, seine Seele mit den verschiedenen Geschmäckern zu vermählen, zuweilen die Augen zu schließen, an einem Glas mit Cava oder perlendem italienischen „Pellegrino”-Wasser zu nippen und bei einer leichten Meeresbrise in ein kulinarisches Reich vollständiger Entrücktheit einzutauchen. Wobei dies nur gelingt, wenn man als Koch die Jahreszeiten im Auge behält: „Es ist klar, dass wir im Hochsommer keine Schokolade servieren”, weiß Dennis Kehl, der unter den Fittichen des stets um das Wohl der solventen Gäste bemühten Hoteldirektors Javier Hierro seine Küchenkunst auslebt.

Das Maricel, wo man mit Understatement und im gedämpft-intelellektuellen Unterhaltungston besonders gut auffällt, ist eine inselweit bekannte Institution. In dem vom Architekten Francisco Casas (1905 - 1977) bis 1948 erbauten und zwei Jahre später eröffneten Grandhotel aus dem Jahr 1950, das an ähnliche Häuser in Biarritz, Deauville aber auch in Port de Pollença (Hotel Illa d’Or) oder Cala Rajada (Sea Club) auf Mallorca erinnert, wären Freunde des guten Geschmacks wie etwa der deutsche Welt-Schriftsteller Thomas Mann (1875 - 1955) ohne Zögern in irgend einer Suite abgestiegen, um konzentriert das Kapitel eines Romans abzuschließen. Tatsächlich gingen dort einst Koryphäen wie die US-Schauspieler Errol Flynn und Montgomery Cliff sowie der Briten-Lord Swanson ein und aus.

Heute lockt das elegante und zugleich in eine angenehm frugale Richtung gehende Selbstverständnis des ehrenwerten Hauses südwestlich von Palma mit gelegentlichen Jazz- und Flamenco-Abenden auch ausdrücklich erwünschte Auswärtige an. Zur feinen Retro-Philosophie passt auch dieses wundersame zehngängige Frühstück, das einem so vielleicht nirgendwo anders auf der Welt kredenzt wird.

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