Selten hat MM so viele Anrufe zu einer Geschichte erhalten, die noch gar nicht erschienen war. Natürlich ist vom Thema der Woche die Rede, das schon vor seiner Veröffentlichung Wellen schlug. Tierschutz war und bleibt unter deutschen Residenten und Urlaubern auf Mallorca ein Reizthema.
Offenbar liegen die Vorstellungen von Nordeuropäern über korrekte Tierhaltung und die Realitäten auf der Insel noch immer weit auseinander. Das hat seine Wurzeln sicherlich in der bäuerlichen Tradition Mallorcas. Tiere wurden nur von ihrer nützlichen Seite betrachtet; eine Einstellung, die sich bis heute erhalten hat – zum Teil, fügen wir hinzu, denn die Mallorquiner generell als Tierquäler hinzustellen, wäre eine Unverschämtheit.
Das vorhandene Leid von Hunden, Katzen und anderen Tieren ist mit Tradition zwar zu erklären, aber nicht zu entschuldigen. Die mallorquinische Gesellschaft muss sich auch im Tierschutz europäischen Standards annähern – und damit den eigenen Gesetzen. Denn rein rechtlich ist der Tierschutz auf Mallorca durchaus auf der Höhe.
Tierfilmer Stefan Eckart hat den Kampf um die Kreatur auf Mallorca nicht erfunden. Eine ganze Reihe von Organisationen, viele haben deutsche Mitglieder, arbeiten seit Jahren für die Verbesserung der Zustände in Tierheimen und auf Bauernhöfen. Kein Wunder, dass Eckarts ,,laute” Aktion auch auf Widerspruch stößt. (In diesem Zusammenhang sei darauf hingewiesen, dass MM nicht umsonst mit gebührender Distanz über den Doku-Filmer schreibt.)
Aber über die richtige Form der Hilfe für Tiere lässt sich ohnehin trefflich streiten. Wenn man zurückliegende Dispute zwischen einigen Vereinen betrachtet, kommt man zu dem Schluss: Es ,,menschelt” arg im Tierschutz.
Das Vertrackte ist, dass Tierhilfe gerne mit ,,heißem Herzen” betrieben wird, auch wenn ein kühler Kopf effektiver arbeitet. Wer das hungernde Kätzchen füttert, darf sich nicht wundern, wenn im nächsten Jahr eine ganze Katzenfamilie jammert und damit das Leid nur vergrößert wurde.
Für Alternativen, zum Beispiel Kastrationsprogramme und Aufklärungsarbeit – benötigt man schlagkräftige Organisationen, das heißt viele Helfer und Geld. Und – in Bezug auf altmallorquinische Zustände – viel leise Überzeugungskraft und Geduld.