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SA POBLA

Feurig

10.000 Menschen beim Fest zu Ehren von Sant Antoni

Teuflische Feuer in Sa Pobla.

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Sie wird monatelang herbeigesehnt, die Fiesta „Sant Antoni” in Sa Pobla. Kinder wollen Holz für die großen Feuer sammeln, junge Männer mit Schafsglocken an den Turnschuhen durch die Straßen tanzen, und die Einwohner wollen den Teufel austreiben.

Nirgends auf Mallorca wird Sant Antoni so gefeiert wie in Sa Pobla. Nirgends diese Ansammlung von großen Feuern, nirgends ein Rathaus, von dessen Dach der Teufel mit Ohrring in Neonbeleuchtung herablacht. Nirgends auch ein Marktplatz, der durch Laserstrahlen in die Farben Rot, Lila, Orange und wieder Rot getaucht wird.

Was man unbedingt bedenken sollte, will man das Volksspektakel miterleben: Skiunterwäsche anziehen, Handschuhe mitnehmen und wenn möglich eine Thermosflasche mit Grog. Denn Sant Antoni ist kalt, die Nacht lang, und bevor die Feuer entzündet und dem Teufel der Garaus gemacht werden, vergehen Stunden.

Stunden, die zu erleben wie die Mallorquiner man erst lernen muss. Das heißt: Geduld haben und keine Eile! Denn Sant Antoni beginnt nicht mit einem Paukenschlag. Die Stimmung steigt nicht wie beim deutschen Karneval innerhalb einer Sekunde von null auf 100. Sant Antoni entwickelt sich, schaukelt sich nach oben, über Stunden.

Es beginnt schon am Nachmittag. Die meisten Geschäfte lassen ihre Rollläden nach der Mittagszeit herunter, und in den Straßen hallt das metallische Gescharre der Schaufeln, mit denen der Sand unter den Feuerstellen festgeklopft wird, damit es sich nicht auf der öligen Strasse ausbreitet. In der Carrer Crestatx machen sich Kinder einen Spaß daraus, ihren Teufel mit einer Banane und zwei Orangen zwischen den Beinen zu bestücken.

Die ersten Verkaufsstände bieten rot blinkende Teufelshörner an, einige versprengte Touristen wärmen sich in der Pastellería „Dolç Sa Pobla” mit dicker Schokolade, und im Café Plaça am Marktplatz trinken sich die Dorfjugendlichen warm. Kleine Kinder toben über den Markplatz, dreschen auf ihre „Ximbomba” ein (ein Rhythmusinstrument, sieht wie eine kleine Trommel aus). Über ihnen dröhnt aus den Lautsprechern eine Gipsystimme „las plazas están illuminadas” – was aber erst eine Stunde später der Fall ist – und die Barfrau von „la penya artística” verteilt rote Teufel-Halstücher.

So vergeht der Nachmittag. Mit der Dämmerung öffnet eine Bewohnerin ihr Garagentor, um in großen Schüsseln selbstgemachte Beignets (Gebäck) anzubieten, und die Straßenbeleuchtung taucht den Ort in freundliches Licht. Die Guardia Civil kontrolliert die Absperrungen, die Mütter ihre Kinder.

Aber der Himmel muss erst dunkel werden, bevor sich die ersten Teufel zeigen. In großen roten Masken. Mit Besen bewaffnet jagen sie die Kleinen. Zum Warmwerden. Eine halbe Stunde später, gegen halb acht, ertönt eine Trompete. Aha! Jetzt geht's los, denkt man, stellt aber später fest: Dies war nur ein Vorgeschmack. Pappmachéfiguren, eine Darstellung der Bewohner, und vorneweg ein Phantasieadler, der zwei Stunden später aus seinen seitlich angebrachten Düsen Feuer spucken wird, tanzen rund um die Plaça Major. Die Musikkapelle von Sa Pobla gibt den Takt an. Langsam bewegt sich der Zug in Richtung Kirche und verschwindet dort. Danach wieder Stille.

Mittlerweile werden an Ständen Brot, Wein und Sobrassadas verkauft. Für den Hunger und Durst danach. Garagen öffnen sich und offenbaren gedeckte Tische. Jugendliche gruppieren alte Sofas um die noch stillen Feuer. Tröpfchenweise kommen die Menschen aus den Häusern. Ein Bierchen hier, ein Stück Aalkuchen („Espinagades”) dort, ein Schwätzchen an der Ecke, eine Umarmung an der anderen. Dann brennen die Fackeln am Marktplatz.

Plötzlich, es ist fast neun Uhr, wird es lebhaft. Aus allen Richtungen strömen Menschen auf den Platz. Wie von magischer Hand gezogen. Aus der Kirche ergießt sich eine Menschenmenge, vorneweg die Stadtverantwortlichen. „Pscht! Pscht!, heißt es, man will die Trommeln hören. Es wird immer enger. Schulter an Schulter drängen die Menschen nach vorn, und dann ein großes Getöse: Vom Dach des Rathauses spuckt das Feuer. Bunt, leuchtend, wie feiner Regen. Wie auf ein stilles Kommando brennen auch die Scheiterhaufen. Lichterloh. Holzstöße, auf denen der Teufel symbolisch verbrannt wird. Krankheiten und Winter.

„Ohh! und „Ahh!” an allen Ecken. Kinder staunen, alte Damen lächeln. Licht und Wärme überflutet den Platz, Röte färbt die Gesichter. Die Fiesta beginnt. Jetzt richtig. Mit Tanz, Wein, im Feuer gebratenem Fleisch. Bis in die Morgenstunden.

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