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TERRORISMUS

Al-Qaida-Finanzchef lebte bis kurz vor dem 11. September in Palma

Polizei ermittelt fieberhaft / USA erhöhen Bewachung für Marine

Parallel zum mutmaßlichen Explosionsanschlag auf der tunesischen Ferieninsel Djerba und dem Prozessauftakt gegen fünf mutmaßliche Al-Qaida-Terroristen in Frankfurt laufen auch auf Mallorca die Ermittlungen gegen die islamistische Terrororganisation auf Hochtouren. Am vergangenen Sonntag ist bei Barcelona der mutmaßliche Finanzchef des spanischen Al-Qaida-Zweiges, Ahmed Brahim, festgenommen worden.

Der 57 Jahre alte Ingenieur algerischer Herkunft hatte nahezu 15 Jahre in Palma gelebt. Wenige Wochen vor den Terror-Anschlägen des 11. Septembers in New York und Washington löste Brahim nach Recherchen der spanischen MM-Schwesterzeitung „Ultima Hora” seine Yachting-Firma in Palma „reichlich eilig” auf, verkaufte das Luxus-Apartment im Stadtzentrum und zog mit seiner Familie auf das spanische Festland.

Von seiner Dachterrasse aus hatte Brahim den Hafen von Palma im Blick. Auch aus diesem Grund hat die US-Marine jetzt die Sicherheitsvorkehrungen für ihre dort bei Besuchen ankernden Schiffe verstärkt. Die Maßnahmen sollen die Einheiten vor Selbstmordattentätern schützen, die wie im arabischen Aden den US-Zerstörer „Cole” per Schlauchboot attackiert und versenkt hatten.

Spaniens Vize-Ministerpräsident und Innenminister Mariano Rajoy (PP) nannte Brahim „ein wichtiges Mitglied des Al-Qaida-Netzwerks”. Der Verdächtige soll sich an der Finanzierung der Anschläge auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania im Jahre 1998 beteiligt haben. Weiter wird dem Mann vorgeworfen, enge Kontakte zu dem ehemaligen Weggefährten von Terror-Chef Bin Laden und Mitgründers von Al Qaida, dem Sudanesen Mamdouh Mahmud Salim, unterhalten zu haben.

Dieser mutmaßliche Terrorist wird von den US-amerikanischen Geheimdiensten als das „Finanz-Gehirn” von Al Qaida” bezeichnet. Nach Angaben der spanischen Anti-Terror-Ermittler soll sich Salim mindestens zweimal in Palma aufgehalten haben. Zuletzt übernachtete er im September 1998 in der Wohnung Brahims. Von Mallorca aus flog Salim nach Deutschland, um sich einen Wagen zu kaufen, mit dem er an seinen Wohnort in den Vereinigten Arabischen Emirate zurückkehren wollte.

Der Sudanese wurde wenige Tage später in der Bundesrepublik verhaftet und an die USA ausgeliefert, wo er sich derzeit wegen der Anschläge auf die US-Botschaften in Afrika vor der Justiz verantworten muss. Salim soll sich insgesamt fünf Mal in Deutschland aufgehalten und unter anderem im Raum Ulm mit weiteren mutmaßlichen Bin-Laden-Kollaborateuren getroffen haben.

Unklar ist indessen, ob Brahim in Palma auch Kontakt mit Mohammed Atta hatte, einem der Studenten der Hamburger Hochschule für Technik, der als einer der Selbstmord-Piloten eines der Passagierflugzeuge in das World-Trade-Center steuerte. Nach der richterlichen Vernehmung Brahims in Madrid am Mittwoch wurden über mögliche Kontakte keine Angaben gemacht. Auch über eine Verbindung Brahims mit der im November 2001 in Spanien gefassten, mutmaßlichen Al-Qaida-Zelle äußerten sich der Untersuchungsrichter nicht. Gegen den Antrag des Verteidigers kam Brahim in Haft.

Der Algerier führte nach Angaben seiner Bekannten in Palma das zurückgezogene Leben eines schwerreichen Mannes. Die Wohnung am Paseo Marítimo war 1-A-Lage. Zu den Nachbarn zählten Mallorcas Inselratspräsidentin Maria Antònia Munar sowie Prominente aus Wirtschaft, Medizin und Sport.

Brahim gründete 1992 mit seiner finnischen Ehefrau die Firma Nora-Yachting, ein selbst in Insider-Kreisen unbekanntes Unternehmen. Als Import/Export-Händler führte er Informationstechnologie in den arabaischen Raum aus. In den letzten Jahren in Palma habe sich Brahim gewandelt, sei scheu und religiös geworden. Von seiner Frau und Tochter verlangte er, Schleier zu tragen.

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