Auf den ersten Blick ist José Jiménez ein Golfplatz-Manager wie jeder andere. Er verteidigt die Qualität seiner Anlage, Golf de Poniente, verbissen gegen alle Anfechtungen. Als Präsident des Verbandes der Golfplätze der Balearen vertritt er die gemeinschaftlichen Interessen. Zum Beispiel die, dass ein neuer Golfplatz nur rentabel ist, wenn er mit einem Hotel und/oder einer gewissen Anzahl von Wohnimmobilien gebaut wird. „Was ist gegen ein Hotel an einem Golfplatz einzuwenden, wenn anderswo nach wie vor Hotels gebaut werden dürfen”, fragt er. Und „wo besteht der Unterschied zwischen einer Siedlung ohne Golfplatz, wie sie überall gebaut werden, und einer Siedlung mit Golfplatz, wie sie auf den Balearen verboten ist?”
Auf den zweiten Blick ist der gebürtige Andalusier, der seit 32 Jahren auf Mallorca lebt, ein sehr merkwürdiger Golfplatz-Manager. Denn obwohl er sich seit 31 Jahren um Golf de Poniente kümmert, spielt er selbst kein Golf. „Das ist eine Sucht”, sagt er, als ob man sich besser davon fern hielte. Er hinterfragt die klassischen Weisheiten der Diskussion um die Notwendigkeit, weitere Golfplätze auf Mallorca zu bauen.
„Wenn nicht mehr Golftouristen kommen, haben wir bereits jetzt zu viele Anlagen”, nimmt er all jenen den Wind aus den Segeln, die sagen, die Insel brauche mehr Plätze, um mehr Spieler anzulocken. Vor allem durch den Rückgang der Besucher aus Deutschland – er beziffert den Einbruch seit 2000 auf 40 Prozent – habe seine Branche deutlich weniger eingenommen. Immerhin: In diesem Jahr geht es ex Alemania mit zwei bis drei Prozent wieder leicht bergauf.
In erster Linie auf die Briten hat er es abgesehen. „Von denen verreisen jedes Jahr 900.000, um Golf zu spielen, aber gerade einmal 30.000 kommen nach Mallorca. Da gibt es also reichlich Potential.” Aber auch um neue Märkte wie Holland, Frankreich oder Skandinavien sowie um den deutschen müsse man sich in Sachen Marketing stärker kümmern.
Schließlich lässt jeder Golftourist im Schnitt 215 Euro pro Tag auf der Insel, wovon laut Jiménez lediglich 15 Prozent an die Golfplätze gehen, der Großteil geht für Unterkunft, Restaurants und Einkäufe drauf. „So haben alle etwas vom Golfer”, der lange kein Luxustourist mehr ist, wie er nicht müde wird zu betonen.
Deswegen hält er auch nichts von der Kritik, auf Mallorca könne man kein Spitzengolf spielen. „Was habe ich davon, wenn ich einen superschweren Platz habe, auf dem alle 20 Jahre ein Pro-Turnier stattfindet?” Die meisten Golfer wollten einen „normalen” Platz, auf dem sie sich angenehm mit ihrem Sport die Zeit vertreiben können. „Würde ich eine Anlage planen, würde ich das für Spieler mit Handicap 15 bis 10 tun. Damit sie glücklich sind und wieder kommen, nicht frustiert sind und weg bleiben.”
Das Umwelt-Argument relativiert der studierte Agro-Ingenieur: „Wenn ein Bauer ein Feld mit Klee anbaut, darf er das düngen und mit Brunnenwasser wässern. Das ernährt mit Mühe und Not zwei Menschen. Wenn auf demselben Gelände ein Golfplatz entsteht, der 40 Personen direkt Arbeit gibt, muss dafür geklärtes Brauchwasser verwendet werden.” Beides sei vom Menschen kultivierte Landschaft, „warum sollte in Kleefeld schöner sein als ein Golfplatz?” Viele Argumente gegen Golfplätze hält er deswegen auch für vorgeschoben. „Am Ende ist es doch meist der Neid, der aus den Gegnern spricht”, der Neid gegen die vermeintlich wohlhabenden Golfer.
Ansonsten hat er gar nicht gegen den Zwang, geklärtes Wasser zu verwenden. „Das hat mittlerweile sogar viele Vorteile, weil es dem Rasen gleich Mikroorganismen zuführt.” Wenn es alleine danach ginge, könnte man auf Mallorca noch 40 Plätze bauen, denn so viel überschüssiges Wasser wird von den Kläranlagen heutzutage ins Meer abgelassen. „Das hat negative Auswirkungen auf die Vegetation im Meer, weil das geklärte Wasser das ganze Gleichgewicht durcheinander bringt. Viel besser wäre es, damit wirklich irgendetwas zu bewässern.” Das, findet er, müssten eigentlich auch Umweltschützer befürworten.