Als sich Antonio noch um den Strand von Illetes kümmerte, war alles in bester Ordnung. Nicht nur, dass er die Badegäste freundschaftlich begrüßte und ihnen bereitwillig mit den Sonnenliegen half. Der Sand in Illetes war, solange er dort Pächter war, wie handgesiebt. Mit Argusaugen achtete er darauf, dass keine vergessene Getränkedose den nächsten Badegast stören könnte. Selbst abgestorbene Algen und Zigarettenstummel wurden von ihm sorgsam entfernt. Sein Strandabschnitt am türkisen Wasser war jahrelang wie geleckt. Dennoch ist dem Mann aus nicht nachvollziehbaren Gründen die Pacht nicht verlängert worden. Seitdem ist es an dem Strand nicht mehr so wie früher.
Antonio war ein Strandpächter wie aus dem Bilderbuch. Längst nicht alle auf der Insel nehmen ihre Arbeit so ernst, wie er es tat. Meist muss man nicht weit fahren, um ein Negativbeispiel zu finden.
Die Tatsache, dass auf Mallorca wohlgepflegte Strände neben nahezu verwahrlosten zu finden sind, verwundert. Denn Mallorca ist abhängig vom Tourismus. Und die Strände sind das wichtigste Kapital der Insel. Der Sand hier ist der Stoff, aus dem die Sommerträume von Millionen Urlaubern sind. Die Playas sind das Pfund, mit dem die Insel am besten wuchern kann. Da leuchtet es nicht ein, dass die Balearen-Regierung noch immer keine einheitliche Regelung für die Strände zu Wege gebracht hat. Weder gibt es Mindest-Qualitätsstandards noch übergreifende Vorschriften in Sachen Sauberkeit, Sicherheit, Besucherfreundlichkeit, Service und Verbraucherschutz. Zuständig sind die Kommunen, und die regeln das Strandleben nach Gefühl und Wellenschlag. So mancher Strandbudenbesitzer kann dadurch nach Gutsherrenart agieren. Solange er keinen Handlungsbedarf sieht, passiert am Strand – nichts. Hier tut ein Umdenken der Behörden not. Mindeststandards und Kontrollen – was sich im Bereich Wasserqualität fest eingespielt hat – die Kooperation von Balearen-Regierung, Air Berlin und Mallorca Magazin etwa geht ins sechste Jahr – lässt in Sachen Strandpflege noch auf sich warten.