Natürlich ist es schöner, wenn man wo ist, wo es schöner ist. Dann sitzt man abends am Meer, und die Sonne geht unter, glutrot, und man denkt sich, mein Gott ist das schön, eigentlich müsste es mir hier viel besser gehen. Das redet man sich ein, aber besser geht es einem deshalb noch lange nicht. Weil man immer der gleiche Mensch bleibt, egal, wo man ist.”
Ob Elke Naters schon mal auf Mallorca war? Worüber die Schriftstellerin ihre Hauptperson im Roman „Königinnen” sinnieren lässt, trifft nämlich für viele Auswanderer den Nagel auf den Kopf: Wer hierher kommt, sollte sich nicht vom angenehmen Klima täuschen lassen, sondern darauf vorbereitet sein, dass auch auf der Sonneninsel der Alltag gut organisiert sein will.
Besonders ältere Menschen, die hier ihren Lebensabend verbringen, stehen sonst schnell vor unangenehmen Problemen, weiß José Rodríguez vom Deutschen Sozial und Kulturverein (DSKV) in Calvià. Erste Regel: Wer hier leben will, hat's leichter als Resident. In diesem Zusammenhang muss nicht nur die finanzielle Situation geprüft werden, sondern auch die Möglichkeiten der Kranken– und Pflegeversicherung oder der medizinischen Versorgung für chronisch Kranke. Zweite Regel: Allein ist alles schwerer. Neue Freunde und ein soziales Umfeld können lebenswichtig sein.
Seit 13 Jahren weist José Rodríguez, selbst Pensionär, nun schon hilflosen Menschen auf Mallorca den Weg durch den Behördendschungel. „Wer nicht weiter weiß, kann unentgeltlich zu uns kommen.” Er hilft beim Antrag zur Überweisung der deutschen Rente, weiß, wie man die Leistungen der spanischen Sozialversicherung in Anspruch nehmen kann, wie man die deutsche Pflegeversicherung auch auf Mallorca nutzt oder was bei einem Todesfall zu tun ist. Vor allem aber sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter des DSKV seit Jahren Anlaufstelle für in Not geratene Deutsche.
„15 bis 20 Prozent deutscher Insel–Pensionäre leben in finanzieller und sozialer Not”, schätzt Rodríguez. Die Mehrzahl von ihnen kam bereits vor über 20 Jahren nach Mallorca, als Spaniens Lebenshaltungskosten gegenüber den deutschen noch niedrig waren. Die Immobilienpreise waren noch erträglich, das Häuschen im Süden erschwinglich. Doch dank des Tourismus– und Residentenbooms hat sich der Lebensstandard auf Mallorca an deutsches Niveau herangearbeitet. Heute gleichen die Mieten oder Quadratmeterpreise in einigen Gegenden denen in Hamburg oder München, und die Lebenshaltungskosten steigen ständig.
Dies bedeutet, so Rodríguez, dass die zumeist kleinen Renten der vor Jahrzehnten Ausgewanderten nicht mehr ausreichen, um im Alter anfallende Kosten zu decken. Dinge wie die Fahrt in die Stadt zum Arzt, eine neue Brille, das Hörgerät oder gar der Rollstuhl können diese Menschen oft nicht aus eigener Kraft begleichen. „Wenn sie professionelle Pflege brauchen, sind sie hier plötzlich auf Sozialhilfe angewiesen oder müssen zurück nach Deutschland.” Deshalb sei es so wichtig, sich immer eine Tür für den Rückweg offenzuhalten: Nicht alle Brücken abbrechen, und vor allem nicht aus der gesetzlichen Krankenkasse austreten.
Ein großer Fehler sei es, sich nicht als Resident zu melden, wie Rodríguez es immer noch bei rund 60 Prozent der Deutschen hier beobachtet. Wer dann in einer finanziellen Notlage krank wird, könne nicht die Leistungen der Sozialversicherung in Anspruch nehmen, warnt er.
Rodríguez, der 34 Jahre in Hamburg gearbeitet hat, nutzt seine guten Kontakte und Kenntnisse beider Gesellschaften, um zu helfen. Er weiß, dass für die staatlichen Heime auf Mallorca jahrelange Wartelisten existieren, und dass für private Einrichtungen wie beispielsweise das Es Castellot in Santa Ponça bei vielen Leuten das Geld nicht reicht. Deshalb sei es wichtig, sich vor einem Umzug genau zu überlegen, wie das Leben auf der Insel aussehen soll, ob man es sich finanziell tatsächlich leisten kann und wie ein Szenario für den „Pflegefall” aussieht. Wer dies berücksichtigt und auch für eine neue Sprache und neue Freunde offen ist, kann auch die zahlreichen Vorteile genießen, die Mallorca eindeutig bietet.
Nicht nur Allergikern geht es hier oft besser, auch andere Leiden schwinden unter der Sonne. So hat auch der Verband „Stark gegen Schmerzen” das gute Klima entdeckt. „Flucht in den Süden, der Gelenke wegen” heißt ein Kongress des Verbandes für Arthrosepatienten mit Schirmherrin Senta Berger, der im März auf Mallorca stattfindet .