Vorreiter waren mal wieder die alten Griechen. Schon 500 Jahre vor Christus wussten sie, dass man auf dem Rücken der Pferde nicht nur Wettkämpfe und Kriege führen konnte, sondern dass man die Bewegungen der Tiere für therapeutische Zwecke nutzen kann. „Hipotherapie”, therapeutisches Reiten, wird heute weltweit für Kinder und Erwachsene mit körperlichen oder psychischen Problemen genutzt.
„Es sind die dreidimensionalen Bewegungen des Pferdes, die das Gleichgewicht fördern und Muskelgruppen bewegen, die sonst nie gebraucht werden”, erklärt Dr. Rey Castillo, einer der Gründer des Vereins „Planeta Equino” in Alcúdia. Vor zwei Monaten eröffnete der Arzt zusammen mit seinem Kollegen Dr. Felipe Antich und der Vorsitzenden Victoria Rotger sowie der Deutschen Ute Kötter das Therapiezentrum. „Wir bieten hier eine anerkannte Form der Behandlung für Patienten mit angeborenen oder unfallbedingten Behinderungen, die sowohl körperlicher als auch geistiger Natur sein können”, sagt Rey Castillo.
Die Rehabilitation basiere auf der Stimulation bestimmter Muskeln und Bewegungsabläufe, wobei die Bewegungen des Pferdes sowohl auf den Körper als auch auf das seelische Empfinden der Patienten Einfluss haben. Grundlagen für die Übungen, die im Zentrum „Planeta Equino” angewendet werden, sind die Forschungen des französischen Neurologen Chassaignac, der die positiven Auswirkungen der Bewegungen des Pferdes auf das Gleichgewicht des Reiters entdeckte. Selbst teilweise gelähmte Patienten entwickelten auf dem Rücken der Pferde eine enorme Motivation und wurden zu Übungen animiert, die deutliche Fortschritte in der Rehabilitation brachten.
In den 50er und 60er Jahren sei die Therapie zu Pferde dann in Deutschland weiterentwickelt und perfektioniert worden und gelte heute als eine anerkannte alternative Behandlungsmethode für körperliche und seelische Traumata. „Wir arbeiten ebenso mit Unfallopfern wie mit Personen, die von Geburt an eine körperliche oder geistige Behinderung haben”, erläutert Rey Castillo die Arbeit des Vereins. Autistische Kinder gehören ebenso zur Zielgruppe wie hyperaktive Schüler, Personen mit Lähmungen oder Patienten mit Rückenleiden. „Die Patienten reagieren direkt und auf eine natürliche Art auf die Bewegungen der Tiere.”
Die Pferde des Zentrums seien ruhige Tiere, mindestens zehn Jahre alt, zu denen auch ängstliche Patienten schnell Vertrauen fassen würden. „Das Gefühl, mit den Tieren an freier Luft zu arbeiten und zu reiten wie jeder andere auch, kann kranken Kindern oder Erwachsenen ein wertvolles Gefühl der Sicherheit geben”, so Castillo. Geplant ist aus diesem Grunde auch eine Zusammenarbeit mit der „Stiftung Tabaluga” von Peter Maffay. „Wir hatten bereits Gespräche mit der Stiftung, die sehr daran interessiert ist, eine Zusammenarbeit mit unserem Zentrum zu beginnen”, erklärt Castillo die weiteren Pläne. Außerdem bietet „Planeta Equino” im Oktober eine Ausbildung in Hipotherapie an.
Kontaktdaten für Kurse und Therapiestunden sowieInformationen über das Zentrum und die Ausbildungsplätze zum Therapeuten bei: Planeta Equino, Camí dels Pescadors s/n, Ronda de la Muralla, Alcúdia. Telefon Rey Castillo: 649 465 619, Victoria Rotger: 636 996 444 und www.planetaesquino.es