Die sechste internationale Sport Nutrition Conference findet am 2. und 3. Dezember in Cala Serena statt. Hundert geladene Gäste aus der Wissenschaft, der Athletenbetreuung sowie Spitzensportler tauschen sich über aktuellste Erkenntnisse aus der Sporternährungsforschung aus. Das Mallorca Magazin sprach mit dem Organisator und Moderator der Konferenz Zibi Szlufcik, Diplom-Trainer, zweifacher Weltmeister im Wintertriathlon, ehemaliges Mitglied der Biathlonnationalmannschaft und Berater von Nestlé Nutrition.
Mallorca Magazin: Wie steht es um das Wissen um die richtige
Ernährung beim Sport?
Zibi Szlufcik: Sehr oft gibt es einen Bruch zwischen Wissenschaft
und praktischer Anwendung – das ist auch der Grund für diese
Konferenz: Wir verstehen uns als Plattform, die versucht, diese
Lücke zu schließen, indem neueste Erkenntnisse direkt von Sportlern
verifiziert werden.
MM: Welche Rolle spielt denn die Ernährung beim
Sport?
Szlufcik: Eine ganz entscheidende. Heutzutage ist man beim
Trainingsvolumen so weit, dass man sich in Grenzbereichen des
menschlich Möglichen bewegt. Die einzigen beiden Bereiche, mit
denen sich Leistungssteigerungen herbeiführen lassen, sind
Regeneration und Ernährung. Nehmen wir etwa Fußball: Bis vor drei,
vier Jahren existierte dort das Thema Ernährung gar nicht. Heute
hat fast jeder Topverein einen Ernährungsberater, und zwar für das
ganz gezielte Einsetzen von Nahrung, zum Beispiel vor wichtigen
Spielen.
MM: Wie könnte solch ein gezieltes Einsetzen
aussehen?
Szlufcik: Ein ganz heißes Thema ist etwa Koffein. Dass es die
Konzentration unterstützt, bis vor fünf Jahren stand es sogar auf
der Dopingliste, war hinreichend bekannt. Brandaktuell dagegen ist
die Erkenntnis, dass geringe Mengen vor dem Ausdauersport die
Fettverbrennung beschleunigen. Wir sprechen da von maximal ein,
zwei Tassen Kaffee kurz vor dem Training– die wirken wie eine
Zündkerze, die den Prozess beschleunigt.
MM: In den letzten Jahren ist ja von vielen auch eine besonders
eiweißlastige Diät zur schnelleren Fettverbrennung gepredigt
worden.
Szlufcik: Weight-Management ist ein sehr wichtiges Thema für uns,
Übergewicht ist die Weltkrankheit Nummer eins. Allerdings sind
derartige Diäten eine einzige Katastrophe. Es ist eine ganz klare
Sache: Wer Sport macht, der braucht Kohlenhydrate als
Energiezufuhr, Eiweiße als Bausteine und auch Fette sind wichtig.
Es gibt nur eine Methode, die wirklich funktioniert:
Kaloriendefizit erzeugen, nach dem Biorhythmus essen und Bewegung.
Das alte Sprichwort „morgens wie ein Kaiser, abends wie ein
Bettler“ ist so aktuell wie nie. Und erst wenn ich mich an die
Ernährungspyramide halte, genügend trinke – zwei Liter täglich plus
einen Liter pro Stunde Sport, erst dann macht gezielte
Sporternährung in Form von Riegeln und Gels auch wirklich Sinn.
MM: Wie viel kann mein Körper denn beim Sport daraus
aufnehmen?
Szlufcik: Hierzu gibt es ganz aktuelle Beobachtungen von Professor
Asker Jeukendrup von der Universität Birmingham. In einer
siebenjährigen Studie entdeckte er, dass es dabei auf das
Mischungsverhältnis ankommt. Die letzten 30 Jahre war man davon
ausgegangen, dass die Aufnahmefähigkeit beim Sport maximal 60 Gramm
Kohlenhydrate pro Stunde beträgt. Er wies nach, dass 90 Gramm
aufgenommen werden, wenn die Kohlenhydratformel „doppelt so viel
Glukose wie Fructose“ beachtet wird – bei Sporternährung ist diese
übrigens mit „C2Max“ gekennzeichnet. Für leistungsorientierte
Sportler ist so etwas weltbewegend.
MM: Gibt es noch mehr solche Lichtblicke?
Szlufcik: Nun, sehr oft haben Menschen, die viel Sport betreiben,
Probleme mit ihrem Immunsystem. Seit Kurzem weiß man, dass die
häufig unmittelbar nach dem Training entstehende Anfälligkeit
gemildert wird, wenn gleich etwas für den Energiehaushalt getan
wird und der Sportler nicht nur verstärkt Vitamin C und Zink zu
sich nimmt, sondern auch einen neuen Stoff namens Quercentin, eine
Art Aminosäure, die zusammen mit dem L-Glutamin das Immunsystem
richtig puschen kann.
MM: In welche Richtung wird sich die Sporternährung Ihrer
Meinung nach entwickeln?
Szlufcik: Meine Vision der Zukunft: personifizierte
Ernährungsgestaltung. Irgendwann wird es Geräte geben, die mittels
Blut, Urin oder Schweiß die Körperwerte messen – im Anschluss
bekommt jeder dann einen Gesundheitsplan, der jeden schneller an
sein persönliches Ziel bringt.