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„Die Lage wird sich verschlechtern”

Ein düsteres Bild von der Zukunft der Playa de Palma beschwört Hotelier und Verbands-Chef Francisco Marín herauf. Dabei müssten nur drei ganz grundlegende Dinge gewährleistet werden, um wieder mehr Urlauber anzulocken, sagt er im MM-Interview

Mallorca Magazin: Herr Marín, die Wirtschaftskrise hat Mallorca fest im Griff, die Arbeitslosenzahlen sind auf Rekordhöhe, es haben viel mehr Hotels geschlossen als sonst - wie ist die Stimmung bei den Unternehmern an der Playa de Palma?

Francisco Marín: Die Hotels schließen immer früher, die touristische Saison verkürzt sich. 2010 wird so wie 2009, wenn nicht sogar schlechter, und niemand unternimmt etwas dagegen.

MM: Mit "niemand" meinen Sie das Konsortium zur Sanierung der Playa de Palma!?
Marín: Ich meine damit das Konsortium, das balearische Tourismusministerium, die spanische Regierung, all diejenigen, die stets behaupten, dass die Playa de Palma der 'Leuchtturm' der touristischen Welt am Mittelmeer zu sein hat. Nichts ist es mit diesem Leuchtturm.

MM: Die Hoteliers sind enttäuscht, wütend, frustiert?
Marín: Vor allem enttäuscht. Abgesehen von der Wirtschaftskrise haben wir noch andere Probleme, und sie werden nicht angegangen. Fluggesellschaften geben Verbindungen mit Palma auf. In diesem Winter gibt es keinen einzigen britischen Reiseveranstalter, der Mallorca anfliegt. Sie fliegen nach Ägypten, Tunesien, Türkei. Das ist das, was sich diesen Winter abspielt. Und wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, wird auch noch der kommende Sommer so enden wie dieser Winter.

MM: Sehen Sie nicht alles sehr schwarz?
Marín: Ich sehe, dass, wenn nichts unternommen wird - und es wird nichts unternommen - die Lage sich nicht verbessern wird. Sie wird sich verschlechtern.

MM: Was ist zu tun?
Marín: Was zu tun ist? Vor fünf, sechs Jahren versprachen die Behörden große Projekte. Andere touristische Destinationen, von denen es schien, sie könnten uns keine Konkurrenz machen, haben uns mittlerweile eingeholt. Und wir zogen mit ihnen im Negativen gleich: Denken Sie nur an die ETA-Bombenattentate vom Sommer. Es entsteht nicht gerade der Eindruck, dass wir uns verbessern. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wir werden uns 2010 wahrscheinlich weiter verschlechtern.

MM: Noch einmal die Frage: Was fordern Sie konkret?
Marín: Ich weiß nicht, was das Konsortium, die Balearen-Regierung, die spanische Regierung, die Europäische Union hier tun müssten. Uns an der Playa de Palma wäre schon mit drei schlichten Dingen geholfen. Erstens: Dass das Meerwasser so sauber ist wie am Es-Trenc-Strand. Und nicht so gelb-braun, wie an vielen Sommertagen. Zweitens: Eine perfekte Sauberkeit. Kein Stück Papier auf der Straße! Und drittens: Dass die Urlauber hier unbehelligt spazieren gehen können, ohne von Prostituierten, Taschendieben und Schlägern attackiert zu werden.

MM: Und die Sanierung der Playa de Palma?
Marín: Wenn die drei genannten Probleme behoben wären, wäre es nicht notwendig, hier eine Straßenbahn zu bauen oder große Dinge zu errichten. Wären diese drei Probleme gelöst, wäre ich mehr als zufrieden.

MM: Klingt eigentlich alles so einfach...
Marín: Man kann die erste, zweite und dritte Meereslinie noch so sehr aufmöbeln und sogar eine Magnetschwebebahn errichten, die Palma in drei Minuten erreicht; aber wenn man die drei Probleme nicht löst, wird die gesamte Zone für Touristen nach wie vor an Attraktivität nicht dazugewinnen.

MM: Eine Sanierung, so wie sie in den schönen bunten Skizzen der Projektplaner angedacht ist, würde die Playa de Palma nicht attraktiver machen?
Marín: Wenn eine Sanierung hier höhere Preise bringt, schön und gut. Aber die Sache ist die: Andere Destinationen haben auch weiterhin ein niedrigeres Preisniveau als wir. Wenn die dort darüber hinaus Probleme wie Sauberkeit und Sicherheit im Griff haben, werden wir unsere Besucherzahlen nicht steigern können. Sie werden sinken.

MM: Sie werfen den Behörden Untätigkeit vor. Sind nicht auch die Hoteliers verpflichtet, sich für eine Verbesserung der Playa de Palma zu engagieren? Gewerkschafter werfen den Unternehmern vor, an Mallorca kein Interesse mehr zu haben und ihr Kapital lieber in der Karibik und in Asien zu investieren.

Marín: Unternehmer investieren ihr Geld in der Hoffnung, dass es sich rentiert. Die Leute, die hier investieren sollen, müssen die Möglichkeit erhalten, dass sich ihre Investition langfristig lohnt. Und es ist nicht so, dass sie nicht investieren. Vor zehn Jahren gab es an der Playa nur ein Vier-Sterne-Hotel. Jetzt sind es 14. Und bis 2011 sollen noch vier oder fünf hinzukommen. Aber wenn die Zone für Investitionen besser wäre, dann wären es vielleicht sogar 40 Hotels
MM: Die Geschäftsführerin des Konsortiums, Margarita Nájera, will die Zahl der Hotelbetten an der Playa de Palma von 40.000 auf 20.000 halbieren. Wie sehen Sie das?

Marín: Das ist ja gut und schön, aber auch bis zu Ende gedacht? Denn ebenso könnte man argumentieren: Es besteht ein Überangebot an Läden, Restaurants, Diskotheken und Gebäuden. Soll man die auch alle um die Hälfte reduzieren? Man kann nicht die Hälfte der Betten streichen, ohne zu glauben, dass alle anderen Betriebe davon weiterleben könnten.

MM: Das heißt, die Hoteliers sind gegen diese Pläne?
Marín: Es gibt welche, die halten sie für richtig, und andere, die halten sie für falsch. Ich als Präsident kann beide Richtungen gut nachvollziehen.
MM: Aber lassen sich die Hotelbetten zahlenmäßig so leicht halbieren?
Marín: Mit einer guten Finanzierung ist das sehr wohl möglich. Denken Sie nur an die Gelder, die es einst gab, um in der EU den Überschuss an Milchkühen zu verringern.

MM: Stimmt es, dass die Reiseveranstalter den Druck auf die Hoteliers erhöht haben?
Marín: Ohne jeden Zweifel. Das war schon bei den Preisverhandlungen für 2009 und erst recht für 2010 der Fall. Es gibt Hotels der oberen Kategorie, die sind gezwungen, Preise zu akzeptieren wie für ein Haus der unteren Kategorie.

MM: Wie wird das alles weitergehen?
Marín: Ich werde 2010 zur Saison wieder öffnen, und die anderen Hotelierskollegen selbstverständlich auch. Die Frage ist nur: Wie lange können wir gegen den Druck der anderen Ziele am Mittelmeer bestehen? Als die Staaten von Alt-Jugoslawien sich neu etabliert hatten, machten im Jahr darauf sieben Millionen Deutsche Urlaub an der Adriaküste. Wir waren auch Nutznießer früherer Terrorprobleme, etwa in der Türkei. Das war 2008 und 2009 nicht mehr der Fall. Darum hatten wir auch weniger Urlaubsgäste.

MM: Ist es nicht an der Zeit, dass sich die Unternehmer, Gewerkschafter und Politiker zusammenraufen, um gemeinsam den Karren aus den Dreck zu ziehen?
Marín: Einen solchen Zusammenhalt gibt es derzeit nicht. Stattdessen werden dieselben Taktiken wie immer angewandt, um Touristen anzulocken. Wir haben nichts Neues geboten. Das Projekt des Konsortiums zur Sanierung der Playa de Palma ist fantastisch. Aber es ist ein sehr groß angelegtes, langfristiges Vorhaben. Und wir müssen schon 2010 über die Runden kommen. Ganz zu schweigen von 2011, wenn wieder Wahlen sind. Egal, wie auch immer sie ausgehen: Die Politik geht ihren Weg, und das wirkliche Leben geht seinen Weg. Mit Francisco Marín sprach Alex Sepasgosarian

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