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Das Dach der Insel

Exklusiv-Reportage aus dem militärischen Sperrgebiet – ein Ortsbesuch.

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Bis hierhin und nicht weiter - No más allá. So lautet das Motto des Siebten Luftüberwachungsgeschwaders der spanischen Luftwaffe. Ein gut gewähltes Motto, ist die Einheit doch auf dem Puig Major stationiert. Hier geht es tatsächlich nicht weiter. Der Berg ist der höchste Punkt Mallorcas.

Kurz nach dem Cúber-Stausee im Tramuntanagebirge ist der Abzweig auf den Gipfel mit einem Eisentor versperrt. Hier kommt nur durch, wer eine Sondergenehmigung des Militärs vorweisen kann. Denn der höchste Berg Mallorcas ist Sperrgebiet. "Das ist schon eine tolle Umgebung zum Arbeiten. Pure Natur hier oben", sagt Enrique Villegas, Kommandant der Einheit.

Für manchen offenbar zu viel des Guten - die meisten Soldaten wohnen nicht in der Kaserne, sondern in einem der umliegenden Dörfer. Und das, obwohl für einige Annehmlichkeiten gesorgt ist: Es gibt eine Kegelbahn, eine Padel-Piste, einen Fitnessraum, eine Bar mit Ledersesseln und in jedem Zimmer einen Fernseher. "Fast ein bisschen wie im Hotel", sagt Villegas.

Seit 1960 befindet sich auf dem Gipfel des Puig Major die wichtigste spanische Radarüberwachungsanlage im Mittelmeer. Mehr als 300 Kilometer weit streckt die Luftwaffe ihre Fühler ringsherum in die Ferne aus. 365 Tage im Jahr. Landesweit gibt es 14 solcher Anlagen. "Unsere Aufgabe ist die Überwachung des Luftraums", so Villegas.

Auf dem Gipfel, im Inneren des weithin sichtbaren Kuppelbaus, dreht sich mit sanftem Rauschen der enorme Radar. Nur durch eine kleine Luke gestattet der Kommandant einen kurzen Blick auf die Anlage. Viele Jahre standen auf dem Puig Major sogar zwei davon - deshalb waren dort auch zwei Kuppeln zu sehen. Dank neuester Technik kann heute eine einzige Anlage eine dreidimensionale Ansicht des Luftraums erzeugen.

Direkt unter der Kuppel samt Radar befindet sich das Rechenzentrum. Auf einem runden Bildschirm blinken grüne Quadrate und Kreise. Mehr als 100 Flugzeuge befinden sich derzeit im Überwachungsgebiet des Radars. Die Daten werden ans Kontrollzentrum der Luftwaffe auf dem Festland weitergeleitet - und an die zivile Luftfahrtbehörde.

Diese nutzt die Informationen dazu, den Flugverkehr rund um Palma zu überwachen - in der Phase vor dem Landeanflug, in dem dann die Radaranlage am Flughafen die entscheidenden Daten liefert.

Bei alldem geht es um die nationale Sicherheit. Deshalb darf man hier oben auch keine Fotos machen. Selbst die Kuppel kann nur aus der Ferne abgelichtet werden. "Je weniger Informationen wir verraten, desto besser", sagt Kommandant Villegas. Auch die Frage nach der Truppenstärke der Einheit lässt er aus Sicherheitsgründen unbeantwortet.

Denn Widersacher vermuten die Militärs nicht nur im Ausland: Auf Mallorca regt sich immer wieder Unmut über die Soldaten, die den höchsten Gipfel der Insel besetzt halten. Kürzlich verschafften sich antimilitaristische Demonstranten unerlaubt Zutritt zur Sperrzone und konnten erst kurz vor dem Gipfel gestoppt werden. Bis hierhin und nicht weiter.

Normalerweise kämpfen die Soldaten dort oben jedoch mit Widrigkeiten anderer Art. Da ist etwa der permanente Wind, der nicht nur an den Nerven zerrt, sondern auch an Antennen, Zäunen und Dachpfannen. Stürme mit 150 Stundenkilometern Windgeschwindigkeit seien keine Ausnahme auf dem Puig Major, so Villegas. Dazu kommt die Kälte.

Im Schnitt schneit es pro Jahr an 14 Tagen. "Mehr, als uns allen lieb ist." Auch jetzt liegen hier und dort noch Reste von vereistem Schnee. Kein Wunder also, dass es auch auf Mallorcas höchstem Berg, weit oberhalb der Baumgrenze, früher mehrere der traditionellen Schneehäuser zur Produktion von Eis gegeben hat. Der alte Eselspfad ist noch heute an der Flanke des Berges zu erkennen.

Mittlerweile sind die letzten acht Kilometer von der Kaserne bis hinauf auf den Gipfel weniger beschwerlich. Im Kleinbus gelangen die Soldaten hinauf zu ihrer 24-stündigen Schicht. "Wenn wir nicht eingeschneit sind", sagt Villegas. "Dann müssen sich die Männer schon mal zu Fuß durchschlagen." Mit Eiskletterstiefeln und Proviant im Rucksack.

Die Arbeit auf dem höchsten Berg der Insel hat aber auch angenehme Seiten. So bietet sich den hier stationierten Soldaten ein sagenhafter Ausblick. In der Ferne ist Palma deutlich zu erkennen. Zehn Minuten braucht ein Hubschrauber von dort bis zum Heliport auf dem Gipfel. Bis nach Ibiza, Menorca, sogar Barcelona reicht die Sicht an klaren Tagen, sagt Villegas.

Obendrein ist der Puig Major Heimat vieler seltener Tier- und Pflanzenarten. So soll es dort etwa Exemplare der nur auf Mallorca heimischen "Schlangenschnecke" geben. "Der bin ich noch nicht begegnet", sagt Villegas. Zum Problem drohten dagegen zuletzt die vielen Schafe zu werden, die sich angesichts des saftigen Rasens auf dem Gelände der Kaserne, immer wenn sich das große Eisentor quietschend öffnete, unbefugt Zutritt zur Sperrzone verschafften.

Aber auch hier hat die spanische Luftwaffe für Abhilfe gesorgt: Direkt vor der Einfahrt ist nun ein Gitter in den Boden eingelassen. "Da können die Schafe nicht drüber laufen. Seitdem bleiben sie draußen", sagt Villegas - stets getreu dem Motto: Bis hier hin und nicht weiter.

SO GEHT ES AUF DEN BERG

Der Puig Major ist zwar militärisches Sperrgebiet, trotzdem haben auch normale Bürger Zutritt. Man muss jedoch um Erlaubnis bitten. Dafür gilt es, ein Fax (in spanischer Sprache) an folgende Nummer zu schicken: 971-637047. In dem Schreiben sollten persönliche Daten samt Ausweisnummer angegeben sein, wie auch der Grund des Antrags und das gewünschte Datum. Eine Möglichkeit, auf den Puig Major zu kommen, ist auch die Teilnahme am Radrennen „Trencagarrons” im Herbst.

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