Mallorca, 10. März – Zu dem Treffen trägt sie ein weißes Kopftuch, um den von der Chemotherapie verursachten Haarausfall zu verbergen: Maria Antònia Munar, die frühere Inselratspräsidentin und langjährige Vorsitzende der unter vielfachem Korruptionsverdacht stehenden Regionalpartei UM, hat Krebs. In einem Exklusiv-Interview mit der MM-Schwesterzeitung Ultima Hora sprach die 56-Jährige erstmals öffentlich über ihre Krankheit.
Das Gespräch, veröffentlicht in der Sonntagsausgabe des Blattes, war auf der Insel eines der meistdiskutierten Themen des Wochenendes. Auf die Frage nach ihrem derzeitigen Gesundheitszustand antwortet „MAM” zunächst mit einem ärztlichen Bulletin: „Ich habe Brustkrebs, ein invasives duktales Karzinom, dreifach negativ.” Sie benötige ihre ganze Kraft, um gegen die Krankheit anzukämpfen. „So ein Schlag ändert dein Leben radikal. Ich denke nur noch an eines: den Krebs zu besiegen”, sagt sie wohl auch im Hinblick auf den Korruptionsprozess, der noch auf sie wartet.
Die niederschmetternde Diagnose erhielt sie Anfang Oktober. „Ich hatte daraufhin eine Blockade, wie ich sie vorher noch nie erlebt hatte. Ich habe Angst, aber ich versuche auch, die Krankheit mit einer gewissen Würde zu ertragen.”
„Haben Sie an den Tod gedacht?”, will der Reporter wissen. Munar: „Natürlich denkst du an den Tod, wenn sie dir eine Krebs-Diagnose geben. Auf Mallorca spricht man traditionell nur von der ,bösen Krankheit', das Wort Krebs selbst ist tabu. Glücklicherweise gibt es heute Behandlungsmethoden gegen die Krankheit, sie kann überwunden werden. Wenn Gott will, werde ich gesund werden.”
Munar berichtet weiter, dass die Chemotherapie ein normales Leben derzeit ausschließe. Sie befinde sich weitgehend isoliert, lese selten Zeitungen und schaue auch keine Nachrichten. Mit ihren juristischen Problemen seien derzeit nur ihre Anwälte beschäftigt.
So will Munar auch kaum Stellung nehmen zu den jüngsten Ereignissen um ihre ehemalige Partei. Bekanntlich hat sich die Unió Mallorquina, der sie 15 Jahre vorstand, nach neuen Korruptionsvorwürfen aufgelöst und soll in einer neuen Partei aufgehen. Auf Nachfrage spricht MAM nur von einer „tiefen Traurigkeit” über die Entwicklung, eine Verantwortung ihrerseits sehe sie nicht.
Deutlich wird die Politikerin, die ihr letztes Amt als Präsidentin des Balearen-Parlaments vor einem Jahr abgab, wenn es um die gegen sie erhobenen Korruptionsvorwürfe geht. Sie habe absolut nichts zu verbergen und habe deshalb auch stets mit der Justiz zusammengearbeitet. Den von ihrem ehemaligen Vize Miquel Nadal erhobenen Vorwurf, sie habe ihm in einem Dienstwagen 300.000 Euro in bar überreicht, bestreitet sie aufs Heftigste. „Nicht 300.000, und auch keine andere Summe. Nicht im Dienstwagen und auch nicht an anderer Stelle.”
Allein auf der Webseite von „Ultima Hora” sorgte das Interview am ersten Tag nach Erscheinen für mehr als 200 Statements. Sie reichen von offener Unterstützung für Munar bis hin zum Vorwurf, dass der Medienprofi jetzt selbst mit einer Krebserkrankung Politik mache. Andere zeigten sich zufrieden darüber, dass das Thema Krebs endlich aus dem Tabukreis geholt werde.