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Strandgut von A bis Z

Von Algen bis Zen-Wellen: Das MM-„Strandlexikon“

7. Juli – Die Strände sind Mallorcas wichtigstes Gut. Millionen Touristen kommen ihretwegen auf die Insel, um sich in der Sonne zu aalen und im kristallklaren Wasser zu erfrischen. Die mehr als 200 Playas auf Mallorca verbergen jedoch viele Geheimnisse ...

A - Algen werden sie häufig genannt, dabei handelt es sich bei den Pflanzen, die an die Strände gespült werden, um Neptungras (auch als Posidonia bekannt). Seegras bildet ein wichtiges Öko-System unter Wasser und schützt außerdem den Strand vor Erosion. Ab Sommer verliert das Neptungras seine abgestorbenen Blätter, die von Wind und Wellen an Land gespült werden und sich im Winter stellenweise meterdick an den Stränden türmen.

Zur Badesaison werden sie meist entfernt – an sensiblen Stellen aber lässt man sie bewusst liegen. Posidoniawiesen gehören zu den ökologisch wichtigsten, aber auch den am stärksten bedrohten Lebensräumen des Mittelmeeres.

Das „größte Lebewesen der Welt“, ein zusammenhängender Seegrasteppich – etwa acht Kilometer lang und geschätzte 100.000 Jahre alt – wurde erst 2006 entdeckt: Er erstreckt sich von Formentera bis vor den Strand Ses Salines von Ibiza. Posidonia bietet Lebensraum für rund 1000 Tierarten und Mikroorganismen, produziert Sauerstoff im Meer und bindet Kohlendioxid.

Die Gründe für den Rückgang der Meerespflanze sind vielfältig: Veränderungen der Strömungsverhältnisse durch Baumaßnahmen (Hafenanlagen, Molen) wirken sich unter anderem negativ auf Seegraswiesen aus.

B - Blaue Flaggen stehen für Sicherheit, Sauberkeit und Umweltfreundlichkeit am Strand und sind natürlich heiß begehrt. 17 Sporthäfen und 42 Strände der Insel wurden in diesem Jahr damit ausgezeichnet (unter ihnen erstmalig auch Son Matías in Palmanova und die Playa Formentor). Verliehen werden die Auszeichnungen von der Europäischen Stiftung für Umwelterziehung.

Verschiedene Strände – Cala Mesquida, der gut besuchte Strand Son Moll in Cala Rajada – gingen in diesem Jahr leer aus, Manacor verlor gleich vier Blaue Flaggen. Ein Grund liegt wohl in den Sparmaßnahmen, die auch eine Personalreduzierung bei den Rettungsschwimmern zur Folge hatten.

C - Chiringuito: Vom Mallorca-Feeling ist die Strandbude mit dem exotisch klingenden Namen nicht wegzudenken. Rund 40 „feste“ Einrichtungen gibt es auf der Insel, dazu kommen 33, die nur während der Saison Essen und Trinken ausgeben dürfen (über ihre Zahl und Standorte entscheidet das balearische Umweltministerium).

Der Name soll aus Kuba beziehungsweise Puerto Rico kommen, wo man in ähnlichen Kiosken eine Art Espresso namens „chiringo“ verkaufte (die typische sprachliche Verkleinerungsform „chiringuito“ übertrug man, weil‘s so hübsch klang, gleich auf den ganzen Verkaufsstand). Auf Mallorca gibt es ihn seit den 1960er Jahren. Eine Konzession ist nicht gerade preiswert: Je nach Standort und erwartetem Umsatz muss man pro Saison 60.000 bis 140.000 Euro hinblättern.

D - Delfine. Rund 1000 dieser Meeressäuger sollen derzeit rund um die Inseln leben. Wer sie zu Gesicht kriegen möchte, braucht ein bisschen Glück: Per Boot Richtung Cabrera vielleicht, erfahrungsgemäß sind sie eher im Südosten (bei Porto Cristo) oder Südwesten (um El Toro) zu sehen – hier wurden Delfine auch schon von den Küsten aus gesichtet. Zur ihrer besseren Kontrolle untersucht die Fischereibehörde seit Anfang 2010 in einem Projekt, ob geschützte Meeresgebiete sich positiv auf die Lebensqualität der Meeressäuger auswirken.

E - Ebbe und Flut. Auch wenn sie an den Mittelmeerstränden kaum zu bemerken ist: Die Anziehungskraft des Mondes und Fliehkraft der Erde wirken natürlich auch hier. Doch nicht überall haben sie die gleiche Intensität: Während im Atlantik Wasserbewegungen von bis zu 15 Metern beobachtet werden, so Wissenschaftler, sind es an den Balearenstränden maximal 40 Zentimeter. Man muss also genau hinsehen, um diese „marea“ zu erkennen.

F - FKK. Abgeschieden und ideal für Freunde des Nacktbadens, die sich dort in einer kleinen Nebenbucht treffen: die 90 Meter lange Cala Varques südlich von Porto Cristo. Den mittleren Abschnitt von Es Trenc haben die FKKler ebenso für sich entdeckt wie die Playa Es Comù beim Naturschutzgebiet S‘Albufera (nahe Can Picafort).

Weitere Badestellen „ohne“: Cala Mesquida (rechter Teil), Cala Moltó (bei Capdepera), Cala Torta (bei Artà), Playa Sa Canova (rechts von Son Serra de Marina), in der abgelegenen Cala Es Monjò (bei Fornells) sowie in Llucalcari (steinig). Der einzig „offizielle“ Nudistenstrand Mallorcas (laut Website der Balearen-Regierung) ist übrigens der Gay-Strand El Mago (bei Magaluf).

G - Gefahren. Richtig „gefährlich“ sind sie meist nicht, aber die Begegnung mit einigen Meeresbewohnern kann auch auf Mallorca unangenehm sein. Die Stacheln eines Seeigels in der Fußsohle tun nicht nur weh, sie sind auch schwierig zu entfernen, weil sie so leicht brechen. Die Berührung einer Feuerqualle hinterlässt eher brennende Erinnerungen (siehe auch Quallen).

Auch Haie gehören zu den Spezies, die in den mediterranen Gewässern heimisch sind. 46 Haiarten bevölkern das Mittelmeer, viele davon auch rund um die Balearen. Allerdings kommen sie selten in Küstennähe und sind daher kaum eine Gefahr für Menschen.

Das Petermännchen (Trachinus Radiatus) treibt indes auch in Strandnähe sein Unwesen: Der Kontakt mit den giftigen Stacheln des Fisches ist schmerzhaft und kann bei allergischen Reaktionen lebensgefährlich sein.

H - Hunde. Vierbeiner sind an allen Stränden Mallorcas nicht gestattet, wer das Verbot missachtet, muss unter (unglücklichen) Umständen mit einem Bußgeld rechnen. Die Kontrolle durch Polizeibeamte fällt von Strand zu Strand sehr unterschiedlich aus, so auch die Höhe der „Multa” bei Zuwiderhandlung. Als einer der strengsten Strandhüter gegen Hunde gilt Calvià: Angeleint kann der Vierbeiner ein Bußgeld von bis zu 300 Euro bescheren, unangeleint 600 Euro, ist er größer als 45 Zentimeter und ohne Maulkorb: bis 3000 Euro.

I - Internet. Auf der mehrsprachigen Seite www.platgesdebalears.com gibt es Fakten und Zahlen rund um alle Strände Mallorcas und der weiteren Baleareninseln (Achtung: deutsche Übersetzung holperig): Anfahrt, Strandtypus, Größe, Auslastung, Strömung, Sand oder Stein, etc.

J - Jetski. Die einen lieben sie (Spaß und Freiheit!), die anderen ärgern sie (laut und stinken!): Im Hochsommer werden die knatternden Wassermotorräder auch auf Mallorca angeboten. Wer damit übers Meer rasen will, muss sich an die Regeln der Küstenschifffahrt halten (so muss ein Mindestabstand von 200 Metern zum Strand eingehalten werden). Manche Sporthotels wie der Robinson Club auf Mallorca haben sich schon vor Jahren offiziell davon verabschiedet – aus Umweltgründen, so Klaus Augustin (Cala Serena): „Zu laut, zu viele Abgase.“

K - Konzessionen. Behördliche Vergaben des Nutzungsrechts für Sonnenschirme, Liegen und Chiringuitos gelten als Lizenz zum Geld drucken. Die Gemeinden wollen daran mit verdienen und erheben hohe Pachtgebühren. Eine einfache Strandbar in Es Trenc kostet je nach Lage zum Beispiel zwischen 60.000 und 140.000 Euro pro Saison. Meist werden die Konzessionen mit bestimmten Auflagen für drei Jahre vergeben.

L - Liegen. Die Höchstzahl der von der Küstenbehörde genehmigte Anzahl der Liegen, die etwa an der fünf Kilometer langen Playa de Palma zwischen Can Pastilla und Arenal stehen darf, beträgt 6400; hinzu kommen über 2600 Sonnenschirme, die Jahr für Jahr im Frühjahr aufgestellt werden: urig anmutende Schattenspender aus Stroh. Die Tagesmiete für zwei Liegen plus Schirm differiert von Strand zu Strand (ab zehn Euro).

M - Müllboote. Saubere Strände gehören wie das klare Wasser der Buchten zum wichtigsten Kapital der Insel. Von Juni bis September sammelten daher – bislang! –knapp 40 Müllboote entlang der Strände und Küsten Plastikflaschen und anderen Müll, der von den Stränden ins Meer geweht wurde, sowie illegal verklappte Abfälle von Yachten und Schiffen ein. Auch natürliches Treibgut wie Baumstämme waren Teil der „Beute“.

Über 1600 Tonnen Abfall haben die Schiffe seit Beginn der Aktion im Juni 2004 aus dem Mittelmeer gefischt. Das Umweltministerium und das Ministerium für Tourismus der Balearen finanzierten die Reinigung des Meeres allein im Jahr 2010 mit 2'6 Millionen Euro. Im laufenden Jahr nun ist die Müllboot-Flotte dem Rotstift zum Opfer gefallen – an der falschen Stelle gespart?

N - Nationalparks. Keine andere Region Spaniens hat so viele Meeresnaturparks wie die Balearen: Sieben Gebiete mit insgesamt 58.300 Hektar stehen unter Naturschutz, dazu kommen die Gewässer von Cabrera. 1991 wurde die südlich von Mallorca gelegene Felsinsel einschließlich des umliegenden Meeresgebietes zum Nationalpark erklärt. Seit 1. Juli 2008 besteht in Colònia de Sant Jordi (Plaça Es Dolç) ein Besucherzentrum des Nationalparks Cabrera.

O - Ozeanografisches Institut der Balearen (COB). Das Zentrum in Palma ist eines von neun Ablegern des spanischen Instituts für Ozeanografie in Madrid (IEO), die alle dem Ministerium für Wissenschaft und Forschung angehören.

Palma war landesweit Vorreiter auf dem Gebiet der Meeresforschung: Schon 1908 gründete Odón de Buen, Professor für Naturwissenschaften (Universität Barcelona) das „Institut Oceanogràfic de Portopí“, sechs Jahre später wurde das IEO in Madrid gegründet.

P - Piedras de Santa Lucía. Man findet sie nur an wenigen Playas: die „Steine der Heiligen Lucía”. Es handelt sich dabei um die Reste der sogenannten Opercula von Wasserschnecken, hornigen Deckeln, mit denen sich die Tiere verschließen. Vom Sand geschliffen, zeigen sie eine schöne spiralförmige Zeichnung.

Die Mallorquiner schreiben den Piedras de Santa Lucía magische Kräfte zu, vor allem bei Augenleiden (Santa Lucía ist die Schutzheilige gegen Augenkrankheiten). Viele tragen in ihrer Geldbörse ein Schmucksteinchen, das andernorts auch als „Shivas Auge” oder „Katzenauge” bekannt ist.

Q - Quallen. Auf Mallorca tritt die Gelbe Haarqualle (Feuerqualle) häufiger auf. Die Nesseltiere sondern Kapseln mit Gift ab, das die Haut verätzt. Symptome: Schmerzen, Schwellung, Rötung, auch Blasenbildung und Juckreiz. Als Erste-Hilfe-Maßnahme müssen die Nesselkapseln zerstört werden.

Vorsicht: Wenn man dabei unsachgemäß vorgeht, dringt noch mehr Quallengift in die Haut ein (nie Süßwasser oder Alkohol!). Betroffene Stelle mit Meerwasser oder Essig abspülen. Sand darauf streuen, danach vorsichtig abschaben. Eiswickel und Essigkompressen lindern die Beschwerden. „Quallenopfer“ nicht allein lassen, da Gefahr eines Allergie-Schocks.

R - Regenerierung. Schützende Maßnahmen am Strand wünschen sich sowohl Touristen als auch Hoteliers. Doch Sandaufschüttungen sind bedenklich, weil bei der Entnahme vom Meeresboden die sensiblen Posidonia-Wiesen geschädigt werden können (siehe A wie Algen).

Die Küstenschutzbehörde gibt daher nur selten ihre Zustimmung. 2002 wurden insgesamt 300.000 Tonnen aufgeschüttet, was auf zehn Jahre die betroffenen Strände stabilisieren sollte. Bald könnte es wieder so weit sein.

Insbesondere an der immer schmaler werdenden Cala Agulla in Cala Rajada wird bereits sehnsüchtig darauf gewartet. Letztes Jahr gab es deswegen sogar eine Demonstration mit Sandeimerchen.

S - Sicherheit. An den Stränden der Insel gab es letztes Jahr insgesamt 19 Badetote. Betroffen waren vor allem Schwimmer mit Risikofaktoren wie hohem Alter oder Herzerkrankungen. Bei 72 weiteren meldepflichtigen Zwischenfällen kam die Rettung noch rechtzeitig.

Zur eigenen Sicherheit sollten die Flaggen am Ufer unbedingt beachtet werden. Bei Grün ist das Baden problemlos möglich, bei Gelb besteht Gefahr und bei Rot ist es verboten. Orange ist nur selten geflaggt und bedeutet, dass die Rettungsschwimmer gerade abwesend sind.

T - Temperatur. Für die Entstehung von Strömungen spielt neben dem sich ändernden Salzgehalt des Meeres auch die Temperatur eine Rolle. Die Wissenschaft beobachtet seit Jahren ein stetiges Ansteigen der Wassertemperatur, was vor allem mit dem allgemeinen Klimawandel zu tun haben soll. Dass das Mittelmeer stellenweise wärmer ist als der Indische Ozean, gilt unter Wissenschaftlern als sehr alarmierend.

U - Unterwasserwelt. Bei Erforschung der Unterwasserberge zwischen Mallorca und Formentera in rund 500 Meter Tiefe stießen die Wissenschaftler der Meeresschutzorganisation Oceana auf eine Überraschung: Meeresbambus, der Lebensraum für Krustentiere, Haie, Rochen und kleine wirbellose Tiere. Nur ein Beispiel für die Artenvielfalt in den balearischen Unterwasserbergen.

Die zum Teil mehr als 1000 Meter hohen Erhebungen sind Oasen des Lebens. Die Unterwasserberge ziehen zahlreiche Fische – darunter Thunfische und Haie –, Meeressäuger, Meeresschildkröten und Weichtiere an. Ansonsten sind die Ökosysteme im Mittelmeer – durch Überfischung, Schiffsverkehr, Verunreinigung – generell gefährdet.

V - Venta ambulante. Softdrinks, Früchte, Sonnenbrillen, Uhren und Massagen: Die Palette der „Fliegenden Händler“ ist bunt geworden. Etwas Vorsicht ist geboten: Die Mehrheit der Händler hat keine offizielle Lizenz (zum Ärger vieler Chiringuito-Besitzer, deren Preise sie oft unterbieten), ihr Angebot unterliegt damit keiner behördlichen Kontrolle.

Ob die Angebote somit geltenden Hygienekriterien entsprechen oder die Massage physiotherapeutisch vernünftigen Maßstäben folgt, ist keineswegs sicher. Eine gesunde Skepsis kann also nicht schaden.

W - Wasserqualität. Jeden Sommer in der Hochsaison entnehmen Mitarbeiter des balearischen Gesundheitsministeriums an über 150 Badezonen regelmäßig Wasserproben (um die 200). Nach Richtlinien der Europäischen Union werden die Proben anschließend im Labor auf bakterielle Verunreinigungen überprüft.

Auch an Miesmuscheln lässt sich gut der Grad der Verunreinigung des Meeres ablesen. Sie filtern ständig das Wasser, die Schadstoffe setzen sich in ihrem Fleisch ab. Angst vor ihrem Verzehr brauche man dennoch nicht zu haben, sagen Meeresbiologen: Die Belastungen, die in den Schalentieren festgestellt wurden, seien zu gering, um gesundheitliche Schäden auszulösen.

X - XL-Format. Sie beeindrucken auch durch ihre Größe, die Traktoren, die abends oder nachts für saubere Strände auf Mallorca sorgen. Von Mai bis Oktober durchpflügen sie mit einem speziellen Anhänger den Sand der Playas der Insel. Die Rechen greifen dabei bis zu 20 Zentimeter tief in den Strand, damit er gleichzeit

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