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Als Mallorca deutsch werden sollte

Sommerloch-Geschichte vor 20 Jahren

Mallorca als 17. Bundesland auf der Titelseite der "Bild". | Foto: MM

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Vor genau 20 Jahren ist Mallorca ein bisschen deutscher geworden. Am Freitag, 9. Juli 1993, wurde die bis heute gebräuchliche Formulierung geboren, Mallorca sei "das 17. Bundesland". An diesem Tag prangte auf der Titelseite der "Bild"-Zeitung die Schlagzeile "Der verrückteste Vorschlag aus Bonn - Mallorca soll deutsch werden". Es handelte sich vielleicht um die beste Sommerloch-Geschichte, mit der je ein deutsches Medium an die Öffentlichkeit gegangen ist.

Ausgangspunkt der Story war ein launiges Gespräch eines "Bild"-Reporters mit dem damaligen CSU-Bundestagsabgeordneten Dionys Jobst. Daraus wurde in der "Bild" folgende Behauptung: "Bonner Abgeordnete denken darüber nach, die Paradiesinsel für 99 Jahre zu pachten oder den Spaniern ganz abzukaufen (Schätzwert 50 Mrd. Mark)".

Dionys Jobst (heute 85 Jahre alt) wird wie folgt zitiert: "Jetzt strömen die Deutschen wieder ins Ausland. Eigentlich sollte man ja für die schönen Urlaubsgebiete nur in unserem eigenen Land verstärkt werben. Aber Mallorca ist ja schon nahezu zu einer Insel mit deutschen Einwohnern geworden. Deshalb müsste die Bundesregierung eigentlich mit Spanien in Verhandlungen treten und sich um den käuflichen Erwerb dieser Insel bemühen."

Jobsts Bundestagskollege Peter Ramsauer (ebenfalls CSU und heute Bundesverkehrsminister) schlug eine "Erbpacht von Mallorca durch Deutschland" vor.

"Das war damals eine lustige Angelegenheit, aber doch nichts Ernstes. Die Idee wurde aus einer witzigen Unterhaltung heraus geboren", meinte Dionys Jobst Jahre später mal im Gespräch mit MM. Der Politiker hatte seinen Vorschlag im Spaß gemacht und eigenen Angaben zufolge nicht geahnt, was sich daraus entwickeln würde.

Für "Bild" aber war die Geschichte ein gefundenes Fressen. Genüsslich spekulierte das Boulevardblatt über die Konsequenzen, die sich ergäben, wenn Mallorca deutsch würde (die aus heutiger Sicht unter anderem durch die Entwicklung Europas teilweise nicht mehr aktuell sind). Man könne in den mallorquinischen Telefonzellen mit Groschen telefonieren. Es gäbe überall deutsches Fernsehen. Palma würde künftig Palmenhausen heißen.

Deutsche und Spanier nahmen die Geschichte größtenteils als Scherz auf und schmunzelten. Dennoch beschäftigte sich die spanische Politik inklusive Königshaus mit der Sache. Die Presse berichtete weltweit, was natürlich einen hohen Werbewert für Mallorca bedeutete. Und, wie eingangs erwähnt, seitdem ist in Deutschland "das 17. Bundesland" ein geflügeltes Wort.

Besonderen Frust schoben vor 20 Jahren sicherlich die Briten. Sie grämten sich, dass man ihnen die Insel wegnehmen wollte. Jedes Jahr zum Urlaub nach Deutschland? Unvorstellbar. Dass Massenblatt "The Sun" machte bereits mobil. Es schrieb: "Wir kämpfen um jeden Liegestuhl!"

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