Der Werbe-Stier, der an der Autobahn bei Algaida auf Mallorca für die Brandy-Marke Osborne auf einem Hügel steht, trägt ein neues Antlitz: Unbekannte Täter haben den Blech-Toro mit einem Konterfei von Angela Merkel ausgestattet. Sie wollen damit gegen die Finanzpolitik in Europa protestieren.
Die Oberfläche der Werbe-Ikone wurde über Nacht mit gelb-grüner Farbe übermalt, unweit der Stierhoden prangt ein Euro-Symbol. Die deutsche Bundeskanzlerin wird in Spanien zuletzt häufig als Verfechterin eines strengen Sparkurses in der EU kritisiert.
Es ist das erste Mal seit vielen Jahren, dass der Werbestier mit einem so deutlichen Deutschland-Bezug verunstaltet wurde. Ende der 1990er Jahre, als viele Deutsche Immobilien auf der Insel erwarben und die Einheimischen Ressentiments wegen eines angeblichen "Ausverkaufs" ihrer Insel entwickelten, zeigte ein Hinweispfeil auf die Hoden; daneben war zu lesen: "ZU VERKAUFEN".
Seitdem wird der weithin sichtbare Stier regelmäßig als Plattform für Botschaften missbraucht. Mal wird gegen Korruption und mallorquinische Politik protestiert, mal bekennen dort Separatisten Farbe, mal verkündet ein glühender Verehrer seiner Angebeteten seine Liebe, mal fordern Homosexuelle mehr Anerkennung, mal nehmen Witzbolde den Pinsel in die Hand (siehe auch die MM-Fotogalerie: Das geht auf keine(r) Kuhhaut.)
Im vergangenen Jahr verübten-Spanien-Gegner gar einen destruktiven Anschlag auf den starren Stier. Sie brachen ihm einen Teil des Gehörns ab.
Osborne nennt 94 Stiere dieser Art in ganz Spanien sein eigen. In Andalusien ist die Stilikone sogar denkmalgeschützt. Der Toro von Algaida zog bereits Ende der 1960er Jahre auf den Hügel.
Der Stier ist 14 Meter hoch, 14 Meter lang, hat 150 Quadratmeter Oberfläche und ist auch heute im Besitz der Osborne-Brennerei im südspanischen Andalusien. Das Unternehmen zahlt dem Landbesitzer jährlich Pacht für den Standort. Der Landwirt ist schwer genervt von dem nächtlichen Treiben der Farbaktivisten. Denn stets zertrampeln diese ihm die Aussaat.