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Palmas steilste Flaniermeile

Mischung aus Einkaufsstraße und Szene-Treff: Die "Costa de sa Pols"

Die Buchhandlung Babel ist Ladengeschäft, Kneipe und Straßencafé in einem. | Foto: Serge Cases

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Während aufdringliche Werber an der Plaça Major Touristen in die Cafés zu locken versuchen, füllen sich die Terrassen ein paar Schritte weiter fast von allein. Die Rede ist von der steilen Altstadtgasse Costa de sa Pols, im Windschatten zwischen der Einkaufsstraße Carrer Sant Miquel und dem Prachtboulevard La Rambla gelegen.

Ein junges internationales Publikum trifft sich in Lokalen wie Marilin Café Lounge oder L'Antiquari. "Vor allem zwischen März und Oktober brummt es hier richtig", sagt Köchin Marga Sánchez, die in der ehemaligen Antiquitätenhandlung am Herd steht. Der irisch-französische Eigentümer François O'Keefe setzt kulinarisch auf Crossover-Angebote wie Tapas, Cous-Cous und vor allem die immer wieder in neuen Variationen servierte Quiche Lorraine als Spezialität des Hauses. Für gute Stimmung sorgen neben der Küche vor allem auch die wöchentlich an festen Tagen stattfindenden Aktionen, wie Poetry Slam (dienstags), offene Konversationsrunden zum Sprachen lernen (mittwochs), Konzerte (donnerstags) oder Stummfilmkino (jeden letzten Samstag im Monat). Beginn ist immer ab 20.30 Uhr.

Die Buchhandlung Babel gleich nebenan ist mehr als nur ein Treffpunkt für Bibliophile. Zum Geschäft gehören auch eine kleine Sonnenterrasse mit Kaffeetischen sowie ein Bartresen mit reichhaltiger Auswahl an Spirituosen sowie Sekt und Weinen. Hier an der Ecke zwischen Costa de sa Pols und Carrer Missió direkt hinter der Kirche Sant Miquel hat 2012 Pepe Rubio das Marilin eröffnet. Der Antiquar mit Geschäft gleich um die Ecke etablierte in seiner Immobilie, die früher ein stadtbekanntes Geschäft für Berufsbekleidung beherbergte, ein Ganztageskonzept mit Frühstück schon am frühen Morgen und Bewirtung bis Mitternacht.

Leute wie er sind es, die in den letzten Jahren weitere Unternehmer nachzogen und in der ehemals ruhigen Gasse für quirliges Leben sorgen. "Das Ambiente ist so ähnlich geworden wie in Santa Catalina", meint Sommelière Laia Bordoy von der Weinhandlung Lugar del Vino. Das Besondere an ihrem Konzept: Vor dem Kauf kann man die Weine der Woche zu Preisen ab zwei Euro vor Ort im Glas probieren. Das gilt auch für hochkarätige Inselprodukte wie "4 kilos", "Barbara Mesquida" oder "Obac". Allerdings wird hier ein Korkengeld von drei Euro für das Öffnen der Flasche fällig. Weinproben für Gruppen runden das Angebot ab.

Kaum zu glauben, was in wenigen Jahren aus der früher eher unscheinbaren kleinen Straße geworden ist, deren katalanischer Name sich im Deutschen etwa als "staubige Steige" wiedergeben lässt. "Das kommt noch aus der Zeit, als die Straßen von Palma nicht asphaltiert waren", weiß Frisör Carlos Martín, der mit seinem Salon seit 2009 zu den Pionieren der neuen Costa de sa Pols gehört und den Standort als Dreh- und Angelpunkt zwischen der historischen Ober- und Unterstadt zu schätzen weiß.

Kreative junge Geschäfte bilden hier eine interessante Mischung mit alteingesessenem Gewerbe, das sich zum Beispiel in der Churrería Rosaleda verkörpert. Hier gibt es seit Jahrzehnten nicht nur das klassische spanische Frittiergebäck "Churros", sondern auch heiße Schokolade und Eiscreme. Noch nicht so lange vor Ort wie die Churrería oder die preiswerte Cafetería Sal Dolce und die Buchhandlung Fondevila an der Ecke zur Rambla, dafür aber umso frischer sind die Accessoire-Geschäfte Cocowif und Tolo Crespí oder der Plattenladen "Tot Classic", der mit seinem Angebot aus den Bereichen Klassik, Jazz und Folk zu den bestsortierten der Stadt gehört.

Angesagt ist das Areal nicht nur wegen der Tagesgastronomie und der vielen unterschiedlichen Läden - vom Antiquitätengeschäft über das Tätowierstudie bis hin zu Ray-Ban-Sonnenbrillen und fernöstlichem Buddha-Schnick-Schnack - sondern auch wegen des weiteren Umfelds mit der Plaça del Mercat, an der sich in den beiden Bars Nicolás und Gibson das Szene-Publikum der Stadt derzeit gerne auf einen Gin Tonic trifft.

(aus MM 8/2014)

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