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Man darf doch mal schwitzen

Gegen die Hitze auf Mallorca hilft Abkühlung. Foto: UH

| Mallorca |

Wir wissen längst – wir können es nicht allen recht machen. So lange es Menschen gibt, werden heikle Themen immer wieder mit nur geringer Übereinstimmung behandelt. Selbst in Familien oder unter guten Freunden gibt es zu den augenblicklichen Zeiten stets scharfe Diskussionen.

"Ich rate dir, nach Grönland auszuwandern", sagt einer, nur weil der andere um ein paar Temperaturgrade weniger bettelt.

An den Innentemperaturen scheiden sich nämlich jetzt im Hochsommer die Geister am meisten. Da sieht man Mitarbeiter von Museen in Jackett und Schal: die Klimaanlage strömt eisige Kälte aus. Was für den flüchtigen Besucher zunächst als angenehm empfunden wird, stellt sich bei längerer Verweildauer als gesundheitsschädlich heraus.

Auch Kaufhäuser und Nobelboutiquen fahren scharfe Attacken auf Bronchien und Rachen. Besonders die Lebensmittelabteilungen präsentieren sich sibirisch. Als ob es keine Kühlanlagen gäbe.

Im Straßenverkehr sieht man auf den ersten Blick, wer mit dem Wetter lebt, wer sich dagegen wehrt. Geschlossene Fenster weisen auf funktionierende Klimaanlagen und auf Niedrigtemperaturen hin. Offene Fenster sind ein sicheres Zeichen für baldige Kopfschmerzen durch Zug.

Manche können zurzeit nur noch mit den großen Maschinen schlafen, ohne auch nur den kleinsten Hauch von echter Luft. Vermutlich liegen sie winterlich verpackt unter Gänsefedern, während andere schon unter dem leichtesten Leintuch stöhnen. Das sind die Menschen, deren Leben noch nicht völlig von der Klimatechnik dirigiert wird.

Mallorquiner mieden in der Vergangenheit die Sonne, wechselten sogar in der Stadt die Straßenseite von Sonne zu Schatten, wenn sie zu Fuß unterwegs waren. Seit auch sie die Freuden eines Strandtages und das Leid eines Sonnenbrands entdeckt haben, schwören sie wie so viele ausländische Residenten auf die angeblich so segensreichen Klimaanlagen. Eigentlich sollten wir alle ab und zu ganz normal schwitzen. Es ist schließlich Sommer.

(Aus MM 27/2015)

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