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Das Sahnestück unter Mallorcas Dörfern

Ana Maria Pou von der Bäckerei Forn de Baix präsentiert einen "Cardenal". | Foto: Patricia Lozano

| Lloseta, Mallorca |

Es gibt drei Arten von Ausflüglern, die den Weg nach Lloseta finden. Da sind zum einen jene, die an den Wochenenden das Dorf durchqueren, sagt Tourismusdezernent Francesc Albolafio. Sie reisen mit der Bahn an und gehen in der Tramuntana wandern. Das Gebirge mit seinen Pfaden steigt direkt hinter dem Dorf auf und führt durch Wälder bis in die Höhen des Tossals Verds.

Die zweite Gruppe stellen die Gourmets. Gleich drei Restaurants genießen in dem unscheinbaren Dorf für ihre Autoren- und Designerküche einen guten Ruf unter Kennern. Es handelt sich um die Lokale Santi Taura, Tomeu Lassio und Can Carossa.

Eine dritte Gruppe besucht den Ort wegen seiner Schuhproduktion. Es sind zwei Unternehmen, die in Lloseta Berg- und Wanderstiefel herstellen und bei internationalen Gipfelstürmern gefragt sind: Bestard und Cabrit.

Doch abgesehen von den eingeweihten Besuchern von auswärts ist das 5860-Einwohner-Dorf gängigen Mallorca-Urlaubern kaum bekannt; ungeachtet der 155 Gästebetten, die in drei agrotouristischen Fincas sowie neun zugelassenen Ferienhäusern registriert sind.

Einer der Gründe: Anders als viele andere Orte liegt Lloseta an keiner direkten Durchgangsstraße. Vielmehr steckt das Dorf verborgen im Windschatten von Inca sowie im Tramuntana-Dreieck von Binissalem-Alaró-Mancor de la Vall. Ohne triftigen Grund kommt also niemand an der "kleinen Steinplatte" vorbei, so die Übersetzung des mallorquinischen Namens. Und das will das Rathaus nun ändern. Mit einem für ein typisches Dorf im Inselinneren innovativem Konzept: Die Gemeinde beauftragte die Werbeagentur Comic mit dem Erstellen eines Logos und einer Internetseite für den Ort. Auf www.lloseta.com können sich ansässige Läden und Lokale kostenlos präsentieren. Die dreisprachige Seite, Deutsch soll bald folgen, informiert über zwei denkmalgeschützte Perlen: den privaten Ayamans-Palast, den das Rathaus am liebsten mit Geld aus der geplanten Urlaubersteuer kaufen würde, und die Cocó-Kapelle von 1877.

Weiter gibt es Infos zu Kultur und Sport. Und da weist Lloseta eine Überraschung nach der anderen auf: Wer hätte gedacht, dass der Ort ein beheiztes Hallenbad besitzt? Oder einen Fußballverein, den "Llosetense", der erfolgreich in die dritte spanische Liga aufgestiegen ist? Daraufhin wurde sogar die sonntägliche Messe vorverlegt, damit Gott und Fußball harmonieren können.

Rockfans wissen Lloseta ebenfalls zu schätzen: Das dynamische Theater in einem kubischen Bau - direkt neben dem nicht minder modern aufgehübschten Rathaus - veranstaltet seit Jahren Konzerte und Festivals mit Independent- Bands und Folk-Musikern, die teils extra aus den USA und Australien anreisen.

Kaum einer weiß, dass Lloseta einen Exportartikel besitzt, der bis nach Italien und Nordafrika verschifft wird: Betonpulver aus dem Zementwerk Cemex, das optisch an eine Raketenbasis erinnert und darum im Volksmund "la NASA" genannt wird.

"Wir hatten hier viel Zuzug aus Málaga. Möglich, dass wir dadurch aufgeschlossener sind", sagt Bürgermeister Tolo Moyà und erinnert an den einstige Braunkohle-Bergbau, der Grubenleute aus Andalusien angelockt hatte, die in die heimische Bevölkerung einheirateten.

Vermutlich vertilgten damals schon alle gemeinsam die "Cardenales". Ein Sahnegebäck, das aus dem Dorf stammt und ein eigenes Kleinod ist. Für manchen hat sich der Weg nach Lloseta bereits gelohnt, wenn er das Süßgebäck im Bauch davontragen konnte ...

(aus MM 6/2016)

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