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Taxi-Boss erläutert Beweggründe des Protests

Toni Cladera von der Taxi-Organisation Amtat-Pimem fühlt sich vom "Govern" im Stich gelassen. Er sagt: "Niemand hat mit uns gesprochen." | P. Lozano

| Palma de Mallorca |

Seit Bekanntwerden der Pläne der Balearen-Regierung, ab Mai direkte Busverbindungen vom Flughafen in einige Urlaubsorte einzurichten, stehen auch Mallorcas Taxifahrer wieder medial im Fokus. Mit Blockade-Aktionen und Demos wollen die Chauffeure in den kommenden Wochen ihrem Unmut über das Vorhaben des "Govern" Luft machen. Denn die "Taxistas" befürchten Umsatzeinbußen, sollten die Touristen statt des Taxis in Zukunft den Bus nehmen. Im MM-Interview erläutert der Vorsitzende des unabhängigen Taxiunternehmerverbandes Amtat-Pimem, Toni Cladera, was genau seine Zunft an dem Bus-Projekt kritisiert und warum es die Taxifahrer in Spanien grundsätzlich schwer haben.

Mallorca Magazin: Herr Cladera, wo genau liegt eigentlich Ihr Problem? Was haben Sie gegen die geplanten Buslinien?

Toni Cladera: Das Vorhaben der Regierung ist einfach sinnlos. Von der Plaça d’Espanya in Palma kommen Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs in fast jede Gemeinde der Insel. Urlauber müssen einfach nur mit der Linie 1 vom Flughafen in die Innenstadt fahren und dort am zentralen Omnibusbahnhof umsteigen.

MM: Aber mit den neuen Buslinien kommen sie direkt vom Flughafen an den Urlaubsort, eben ohne umzusteigen.

Cladera: Das stimmt so nicht, denn sie werden sicher nicht bis vor die Tür ihres Hotels gebracht. Insofern werden sie am Ferienort dann doch wieder auf ein Taxi angewiesen sein. Im Bus trägt niemand ihr Gepäck und wenn es schlecht läuft, müssen die Urlauber erstmal eine Stunde am Flughafen warten, bis der Bus überhaupt losfährt. Alles in allem ist das Vorhaben nicht wirklich durchdacht.

MM: Sie glauben also, die Busse werden sich für Urlauber gar nicht lohnen?

Cladera: Zumindest dann nicht, wenn sie in den Südwesten wollen, also in die Gegend um Andratx und Calvià.

MM: Wieso nicht?

Cladera: Geht man von einem Fahrpreis von acht bis neun Euro für den Bus aus, wie es der Verkehrsminister angekündigt hat, bezahlt eine vierköpfige Familie alleine hier schon 36 Euro. Dann nimmt sie noch ein Taxi von der Bushaltestelle bis zum Hotel und ist ganz schnell bei 45 Euro. Wer direkt am Airport in ein Taxi steigt, bezahlt nicht mehr und reist wesentlich bequemer – der Service stimmt einfach bei uns.

MM: Wenn das mit den Bussen wirklich schlecht läuft, dann wird das der Kunde merken und wieder das Taxi nutzen. Worüber regen Sie sich also auf?

Cladera: Wir ärgern uns einfach darüber, dass wir in dieses Projekt nicht von Anfang an mit einbezogen worden sind. Denn wir Taxifahrer sehen uns als einen Teil des öffentlichen Nahverkehrs. Wir ergänzen das Angebot, indem wir auch in entlegene Ecken fahren und unseren Service auch nachts anbieten, zu Zeiten, in denen kein Bus mehr fährt. Deshalb wollen wir dazugehören, wenn so etwas entschieden wird.

MM: Genau diesen Nacht-Service wollen Sie in der Karwoche einstellen, um gegen das Vorhaben des „Govern” zu demonstrieren.

Cladera: Unter anderem. Am 15. Februar wird es bereits einen Protestzug geben und ja, wir spielen mit dem Gedanken, den Nachtdienst um Ostern einzustellen.

MM: Sie wissen schon, dass Sie sich mit solchen Aktionen keine Freunde machen und dass auch der Ruf der Taxifahrer nachhaltig darunter leiden könnte, oder?

Cladera: Ja, aber wir wollen auch zeigen, dass es uns ernst ist mit unserer Kritik und wir hoffen, dass die Leute Verständnis haben. 2500 Familien leben auf den Balearen direkt oder indirekt vom Geschäft der Taxifahrer.

MM: Ist der Taxi-Markt denn tatsächlich so hart umkämpft?

Cladera: Ja, natürlich ist er das. Viele Rathäuser haben für die Lizenzen kräftig kassiert. Das muss der Kleinunternehmer erstmal abstottern. Hinzu kommt, dass es in Spanien einfach zu viele Taxis gibt, ich glaube es sind doppelt so viele wie in Deutschland und das, obwohl Spanien nur etwas mehr als die Hälfte an Einwohnern hat.

MM: Was schlagen Sie also konkret vor? Wie würde Ihre Lösung aussehen?

Cladera: Wenn der öffentliche Nahverkehr ausgebaut werden soll, dann muss man an anderer Stelle ansetzen. Die Linie 1 vom Flughafen zum Busbahnhof in Palma sollte häufiger fahren. Dann würde sich die „Estación Intermodal” an der Plaça d’Espanya, die für teures Geld gebaut wurde, auch irgendwann mal amortisieren.

MM: Grundsätzlich haben Sie also nichts gegen einen Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs?

Cladera: Nein, es ist ja sehr voll auf den Straßen der Insel. Das ist auch eines der Argumente der Regierung. Aber wie kann es sein, dass hier 50.000 Mietwagen herumfahren, von denen nur zehn Prozent registriert sind?Da sollte man ansetzen und die Flotten regulieren. Wir sind registriert und die Autoverleiher scheinen freie Hand zu haben.

MM: Was muss passieren, damit Sie Ihren Protest noch absagen?

Cladera: Die Regierung muss auf uns zukommen, uns zu Gesprächen einladen, damit wir gemeinsam über das Vorhaben sprechen können und einen Kompromiss finden.

(aus MM 6/2017)

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