Nun, eigentlich ist es unter guten Freunden ja ein wenig unhöflich, lange nichts von sich hören zu lassen. Aber was ist schon eine Funkstille von wenigen Tagen und Wochen im Vergleich zu 180 Jahren. Genau so lange hat es nämlich gedauert, bis sich der Ornament-Leierfisch wieder im Mittelmeer hat blicken lassen - wirklich eine ganz schön lange Zeit!
Leierfische sind kleine langgestreckte, schuppenlose Bodenfische mit zwei Flossen. Forscher des Ozeanografischen Instituts Spaniens (IEO) und des Staatlichen Museums für Naturkunde Stuttgart ist es nun gelungen, mehrere Exemplare dieses Fisches - sein wissenschaftlicher Name lautet Callionymus Reticulatus - vor den Balearen aufzutreiben. Eine kleine Sensation, ging man doch bisher davon aus, dass der "kleine Drachen" eigentlich nur noch im Atlantik zu finden ist. Dort kommt er - von Westsahara bis nach Norwegen - noch relativ häufig vor, im Mittelmeer hatte man nach 180 Jahren nicht mehr mit ihm gerechnet.
Das Verrückte daran: Der Ornament-Leierfisch wurde 1837 von dem französischen Zoologen Achille Valenciennes vor der Küste von Málaga entdeckt. Ein einziges Exemplar zog der Forscher damals aus dem Mittelmeer, seither tauchte der Tiefseebewohner nie wieder hier auf - bis jetzt!
Die Wissenschaftler gehen nun sogar davon aus, dass der Fisch hier viel weiter verbreitet ist als bisher angenommen, sich aber überwiegend in Tiefen zwischen 40 und 70 Metern aufhält. In einer Pressemitteilung des IEO und der spanischen Regierung heißt es: "Diese jüngsten Funde zeigen wieder einmal, wie wichtig solche Forschungsprojekte sind - unabdingbar, um unseren Wissensstand bezüglich der biologischen Vielfalt zu erweitern." Nun denn: Welcome back, kleiner Fisch!