Neue Kehrtwende im Rechtsstreit um die mittelalterliche Verteidungsmauer rund um das Kloster Sant Salvador in luftiger Höhe über Artà im Nordosten von Mallorca: Das zinnengekönte Gemäuer, dass Bewohnern und Besuchern als beliebte Aussichtsplattform mit Panorama-Rundumblick dient, gehört nicht der Kirche, sondern befindet im Besitz der Gemeinde. So lautet das Urteil des balearischen Verwaltungsgerichts, das am Donnerstag bekannt gegeben wurde.
Die Richter hoben damit ein Urteil aus erster Instanz auf, das den Besitz der Pfarrgemeinde von Artà zugesprochen hatte. Die Diözese hatte im Jahre 2014 das Grundstück, auf dem sich die Ringmauer befindet, im Grundbuchamt als Eigenbesitz eintragen lassen. Dieser Schritt hatte das Rathaus veranlasst, gegen das Bistum zu klagen.
Das Verwaltungsgericht musste bei der Bewertung der Besitzverhältnisse bis zu einem Gesetz aus dem Jahre 1855 zurückgehen, dass damals in Spanien Kirchengüter enteignet hatte. Zehn Jahre später wurden diese Immobilien teilweise wieder an die Kirche zurückgegeben. Im Falle von Artà waren die Mauern seinerzeit nicht betroffen gewesen, weil sie schon damals der dörflichen Gemeinde gehörten.
Hintergrund des Streits ist neben den Eigentumsverhältnissen auch die Frage, wer für Pflege, Erhalt und Sicherung der Mauern verantwortlich ist und die Schlüsselhoheit besitzt. In den vergangenen Jahrhunderten hatten Kirche und Rathaus diese Angelegenheit gemeinschaftlich und im Konsens wahrgenommen.
Das Urteil annulliert den Eintrag der Pfarrgemeinde im Grundbuchamt. Das Bistum könne dort lediglich das Gotteshaus eintragen, nicht aber das umliegende Gelände.
Rechtskräftig ist das Urteil nicht, die Kirche kann noch vor den Verwaltungsgerichtshof ziehen. Guillem Más von der spanischen Tageszeitung Ultima Hora kommentierte, die Kirche habe vielerorts Grundstücke in der unmittelbaren Umgebung ihrer Gebetstempel in aller Stille als Eigenbesitz eintragen lassen. In Artà habe sich die öffentliche Verwaltung hingegen zu recht quergestellt. "Es war stets das Dorf, das die Mauern gepflegt hat. Es ist das Dorf des Herrn."