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Kinderärzte sind auf Mallorca Mangelware

Jede zweite Stelle in der Pädiatrie auf Mallorca ist nicht von einem Kinderarzt besetzt. | Archiv

| Mallorca |

"Es ist immer ein bisschen wie Glücksrad“, sagt Yolanda Gómez. Die junge Frau sitzt mit ihrer einjährigen Tochter im Wartezimmer des Kinderarztes im Gesundheitszentrum Trencadors in Arenal. Seit Monaten ist die Stelle des Kinderarztes dort vakant. Die Kinderärztin hat in die Verwaltung gewechselt, der Abschiedsbrief an ihre jungen Patienten hängt noch im Wartezimmer. Die Vertretung wechselt wochen- oft sogar tageweise.

Mal sind die Vertretungsärzte mehr, mal weniger motiviert. „Das Schlimme ist ja, dass sie die Kinder gar nicht kennen und gerade bei den Kontrolluntersuchungen nicht einschätzen können, wie sie sich entwickelt haben“, klagt die Mutter.

Nach Aussagen der balearischen Gesundheitsbehörde IB-Salut war es im Gesundheitszentrum Trencadors im vergangenen Jahr aufgrund von Personalmangel nicht möglich, die gewohnten Sprechzeiten aufrechtzuerhalten. Leider kein Einzelfall.

Rund 80 Kinderarztstellen auf den Balearen sind unbesetzt. 50 Prozent der im staatlichen Gesundheitssystem Kinder behandelnden Ärzte haben laut Ib-Salut keine Fachausbildung für Pädiatrie. Das ist die höchste Quote in ganz Spanien. „Das Problem ist besonders drängend in den ländlichen Gegenden, den Krankenhäusern außerhalb Palmas sowie auf Ibiza und Menorca”, sagt Kinderarzt Juan Carlos de Carlos. Er leitet die Intensivstation der Pädiatrie im Krankenhaus Son Espases und steht seit 2014 der Vereinigung der balearischen Kinderärzte Sopeba vor.

Als Grund für den Mangel sieht Juan Carlos de Carlos eine Fehlplanung an. „Es wurden zu wenige Kinderärzte ausgebildet”, sagt der Mediziner. Im Gegensatz dazu kamen neue Gesundheitszentren und Kinderstationen in Krankenhäusern hinzu. „Als ich 1992 anfing, gab es nur die Station in Son Dureta”, erzählt der Mediziner. In den Kliniken der Insel sei es schwierig, die verschiedene Notdienste zu besetzen. Vakante Stellen in Gesundheitszentren werden je nach Lage und Arbeitsbedingungen mal schneller, mal weniger schnell nachbesetzt. Rotationsmodelle oder die Besetzung mit Nicht-Kinderärzten sind an der Tagesordnung.

Viele Eltern – gerade von Säuglingen – regierten mit Unverständnis, als das Gesundheitsministerium in diesem Jahr die Zahl der Vorsorgeuntersuchungen für Kinder bis zum 14. Lebensjahr von 21 auf 15 Termine reduzierte. Für Säuglinge fielen vier Untersuchungstermine weg. Das neue Vorsorgeprogramm „Programa de Salud Infancia y Adolescencia” wurde in Absprache mit den Gesundheitszentren und IB-Salut „an die Realität” angepasst. Eltern schimpfen, dass lediglich die Arbeitsbelastung für die Mediziner gesenkt werden sollte.

Dolores Cardona ist Kinderärztin im Gesundheitszentrum Son Ferriol und Sopeba-Mitglied. Sie befürwortet den neuen Vorsorgekalender. „Zuvor gab es zu viele Kontrolltermine bei Kindern, die gesund sind”, erklärt sie. So werde mehr Zeit für Kinder mit Krankheiten gewonnen. Die Eltern bekommen vermehrt Informationen zur Gesunderhaltung ihrer Kindern von den Medizinern zur Verfügung gestellt als früher. Stelle der Arzt allerdings Entwicklungsstörungen fest, werden mehr Präventionstermine angesetzt. „Doch das Fehlen von Kinderärzten kann dazu führen, dass Störungen bei Kindern erst verspätet erkannt werden”, betont Cardona.

„Die Gesundheit der Kinder ist nicht in Gefahr”, betont Juan Carlos de Carlos, „doch Maßnahmen müssen ergriffen werden”. So sollten Stellen attraktiver gestaltet werden, durch bessere Arbeitsverträge beispielsweise. Auch sollten Kinderärzte die Möglichkeit bekommen, über das Rentenalter hinaus freiwillig weiterarbeiten zu können und mehr Mediziner für die Spezialisierung Pädiatrie zugelassen werden.

(aus MM 06/2019)

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