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„Schwarze Flaggen” für mehrere Strände auf Mallorca

Die Playa von Can Picafort wurde mit der Negativauszeichnung versehen. | P. Figuerola

| Palma, Mallorca |

Sommer, Sonne und Baden in kristallklarem Meer: So sieht der Urlaubstraum vieler Mallorca-Urlauber aus. Doch nicht überall auf der Insel erfüllt er sich. Wo das Schwimmen im Mittelmeer unangenehm werden kann, verrät der im Juni veröffentlichte knapp 100 Seiten starke Jahresbericht von „Ecologistas en acción”, einem Dachverband von rund 300 regionalen Umweltorganisationen mit Sitz in Madrid.

Die Umweltschützer nahmen dafür die gesamte 8000 Kilometer umfassende Küstenlinie des Landes unter die Lupe. In jeder Küstenregion wurden „Schwarze Flaggen” für die herausragendsten Umweltsünden verteilt, insgesamt 48 an der Zahl. Auf Mallorca fielen dabei vor allem Strände an der Bucht von Alcúdia wegen schlechter Wasserqualität negativ auf. Moniert wurden die Strände von Son Bauló und Can Picafort, beide gehören in den Zuständigkeitsbereich von Santa Margalida.

Dort würde die Einleitung von unzureichend gereinigtem Abwasser die Wasserqualität erheblich beeinträchtigen, kritisieren die Umweltschützer. Schuld daran sei vor allem die veraltete Kläranlage von Son Bosc. 1990 errichtet, ist sie für die Abwasseraufbereitung der Ortskerne von Playa de Muro und Can Picafort zuständig. In der Anlage fehlen jedoch technische Möglichkeiten für eine dritte, mikrobiologische Klärstufe. Sie ist aber gesetzlich vorgeschrieben, um Abwasser ins Meer einleiten zu dürfen. Die Folge: Fäkalienhaltiges Wasser gelangt in das Feuchtgebiet von S’Albufera und über Son Bauló in die Bucht von Alcúdia.

Gerade in geschlossenen Buchten wirkt sich ein Übermaß an organischen Substanzen, auch wegen der geringen Wassertiefe, besonders schädlich aus. Beide Faktoren erschweren nämlich den Wasseraustausch. Zusätzlich halten sich dort mit Vorliebe Badende auf. Sie trügen ebenfalls zur Eutrophierung des Gewässers bei, das heißt zu seiner Überdüngung durch zu viele Nährstoffe, zur Eintrübung und zur Vermehrung von schleimigen Mikroalgen, heißt es im Bericht der Umweltschützer. Erst im Februar schlug auch die Umweltgruppe „Mallorca Blue” wegen der zunehmenden Algenbesiedlung des Meeresbodens vor Can Picafort Alarm.

Die Situation verschlimmert sich bei starken Niederschlägen. Große Regenmengen übersteigen schnell die ohnehin schon begrenzte Kapazität der bestehenden Kläranlage, so dass fäkalienhaltiges Wasser ungeklärt im Meer landet – ein Phänomen, das auch an den Stadtstränden von Palma sattsam bekannt ist und ihnen im vergangenen Jahr schon einmal eine „Schwarze Flagge” einbrachte. Zwei Nautik- und Wassersportverbände haben wegen dieser Zustände im Mai Klage gegen die Balearen-Regierung eingereicht. Anders als in Palma würden die Strände im Norden der Insel bei einer Überlastung der Kläranlage aber nicht einmal geschlossen und Bürger nur unzureichend informiert, ein klarer Verstoß gegen EU-Normen, beklagen die Umweltschützer.

Ein weiterer Kritikpunkt: Santa Margalida widersetze sich seit Jahren dem Bau einer neuen Kläranlage. Stattdessen plädiere man für einen Ausbau der teilweise im Naturschutzgebiet liegenden Kläranlage an der Playa de Muro. Dies, obwohl der Bedarf nach einem modernen Klärwerk offenkundig sei: In der Hauptsaison wächst die Einwohnerzahl schnell auf bis zu 50.000 Menschen, Abwässer sickern dann durch den porösen Untergrund direkt ins Mittelmeer.

Bereits im vergangenen Jahr verteilten die „Ecologistas en acción” diverse „Schwarze Flaggen” wegen Problemen mit Abwassereinleitungen. Neben den Buchten von Palma und Alcúdia standen Port des Canonge, Banyalbulfar, Cala de Santanyí, Portocolom und Port de Pollença auf der „Schwarzen Liste”.

Das Gegenprogramm zu den „Schwarzen Flaggen” sind die „Blauen Flaggen”, die ebenfalls jährlich von der spanischen Niederlassung der Stiftung für Umwelterziehung (FEE) in Madrid an Strände mit guter Wasserqualität und Infrastruktur vergeben werden. Landesweit wurden im Mai 566 ausgezeichnet, 24 weniger als noch 2018. 29 dieser Flaggen wehen seitdem auf Mallorca, darunter an der Cala Llombards, in S’Amarador und – nach dreijähriger Pause – interessanterweise auch an der Playa de Palma, in Son Bauló und Can Picafort. Wie aber erklärt sich die unterschiedliche Bewertung dieser Strände durch beide Organisationen? „Ich finde die Arbeit der ‚Ecologistas en acción’ sehr sinnvoll. Wir ergänzen uns”, meint FEE-Präsident José Sánchez Moro.

Die „Blaue Flagge” ist ein internationales Gütesiegel, während sich die „Ecologistas en acción” auf Spanien konzentrierten. „Das macht nur einen Bruchteil unserer Arbeit aus”, so Sánchez Moro. „Wir wollen nicht nur kritisieren, sondern mit unserem Gütesiegel vor allem zu weiteren Verbesserungen animieren”, ergänzt er. Die „Ecologistas” waren bis Redaktionsschluss telefonisch nicht erreichbar. Der Jahresbericht spart allerdings nicht mit Kritik am Massentourismus auf den Balearen. Und an einer Stelle heißt es: „Für viele Strände wird geworben, um Touristen anzulocken, auch die medienwirksame Verleihung von Auszeichnungen wie der ‚Blauen Flagge’ dient dazu.”

(aus MM 26/2019)

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