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Im Bus vom Multikultiviertel zum türkisblauen Paradies

Vor der argentinischen Fleischerei in Pere Garau startet die Linie Nummer 4.

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Im Sommer ist der Bus immer brechend voll. „Doch derzeit fährt eigentlich keiner zum Strand”, plaudert Busfahrer Miquel García fröhlich. An diesem Dezember-Vormittag steuert er den blauen Stadtbus der Linie 4 vom Viertel Pere Garau nach Illetes. Die Fahrt führt durch die Ecken der Stadt, die besonders international geprägt sind. Das Beste: Von der Endhaltestelle sind es nur wenige Meter bis zur Cala Comtesa und dem Strand von Illetes. Die 4 ist zudem eine der wenigen Linien der städtischen Verkehrsbetriebe EMT, die Palma verlassen.

Mit drei gefüllten Tüten voller Fleisch hüpft ein junger Mann kurz vor der Abfahrt in den Bus. Die Haltestelle befindet sich nahe der Plaça de Ses Columnes im Viertel Pere Garau und direkt vor einem argentinischen Metzgerladen. Pere Garau gilt als Multikultiviertel Palmas sondergleichen. Dort liegen China-Läden neben arabischen Friseuren und koreanischen Restaurants. Bereits an der zweiten Haltestelle sprechen die Fahrgäste fünf verschiedene Sprachen.

Miquel García steuert den blauen Bus in Richtung Plaça d’Espanya und dann auf die Rambla, dort biegt er in Richtung Schildkröten-Brunnen auf der Plaça Rei Joan Carles ab. Im Zentrum von Palma steigen die Urlauber zu. Die Passagiere bilden nun eine bunte Mischung aller gesellschaftlicher Schichten ab.

Es sitzen lateinamerikanische Einwanderer neben gut frisierten, aber betagten Mallorquinerinnen. Eine Engländerin mit mehreren Goldringen an jeder Hand setzt sich von einem Mann weg, der am Tourette-Syndrom zu leiden scheint und eine extrem verdreckte Jogginghose trägt. Der Platz neben ihm wird die restliche Fahrt über leer bleiben.

Weiter führt die Tour durchs In-Viertel Santa Catalina, dort steigen – wie könnte es auch anders sein – einige Schweden zu. Zwischen der Plaça del Progrés und El Terreno geht es zu wie im Taubenschlag. Menschen steigen ein und aus. Der Bus rumpelt vorbei am Ausgehviertel rund um die Plaça Gomila und den bunten Fassaden von El Terreno.

Plötzlich leer wird das Fahrzeug am Einkaufszentrum Porto Pi. Der Shopping-Tempel ist Ziel vieler Fahrgäste. Dort steigen auch die beringte Engländerin und der von ihr verschmähte Sitzplatznachbar mit den Tics aus. Als es am Kreisverkehr von Portopí auf die Autobahn geht, gibt der Fahrer mal richtig Gas, doch der Geschwindigkeitsrausch währt nur kurz, dann biegt das blau-grüne Gefährt Richtung Cala Major ab. Die ersten Hotels mit Meerblick flankieren die Straße, auch am Marivent-Palast geht die Fahrt mit der Linie 4 vorbei.

Für das Auge gibt es in Cala Major viel zu sehen, dort reihen sich Geschäfte und Restaurants mit ihren bunten Aushängeschildern aneinander. Die Menschen sitzen in Cafés und genießen die Dezember-Sonne, die auch die Fahrgäste, welche auf der richtigen Seite des Busses sitzen, die ganze Zeit begleitet.

Am Hafen Calanova ändert sich das Straßenbild. Es wirkt gepflegter, die Häuser werden größer, die Fasaden schicker. Der Bus erreicht das Gemeindegebiet von Calvià. Vorbei führt die Reise am schokofarbenen Meliá-Hotel nach Illetes. Dort steigen ausschließlich gut gekleidete Damen aus, sie sprechen Russisch, Deutsch, Englisch.

Miquel García beendet seine Fahrt nahe des öffentlichen Parkplatzes in Illetes. Dort, wo im Sommer kein Auto mehr Platz findet und auf dem Sand kein Handtuch mehr zur Erde geht, ist jetzt nichts los. „Viel Spaß am Strand”, sagt der Fahrer und schließt die Tür, er macht eine kurze Pause, bevor er wieder nach Pere Garau zurückfährt. Nach einem kurzen Spaziergang erreicht man die Buchten. Der Besucher muss sich jetzt nur entscheiden: Geht er nach links zur Playa de Illetes oder nach rechts zur Cala Comtesa. In der Gräfin-Bucht liegen kurz vor Jahresende Sonnenanbeter im Bikini auf dem Sand, einige wagen sich sogar in die türkisfarbenen Fluten, Kinder bauen eine Sandburg. Schöner könnte auch ein Sommertag nicht sein. Das Positive ist ohnehin: Es sind nicht zu viele Menschen dort.

Die Fahrt mit der Linie 4 kostet 2 Euro, das Ticket kann bar beim Fahrer gelöst werden. Wer die Bürgerkarte Tarjeta Ciudadana besitzt und in Palma gemeldet ist, zahlt nur 80 Cent. Die gesamte Fahrt dauert bei mäßigem Verkehr rund 45 Minuten. Der Bus fährt wochentags alle zehn Minuten, am Wochenende liegt der Takt bei zwölf beziehungsweise 15 Minuten. Bedient wird die Linie zwischen 6 Uhr morgens und 1 Uhr nachts. Die Linie 4 bietet sich nicht nur an für Strandbesuche in Illetes, sondern auch für Ausflüge in die Viertel Santa Catalina, El Terreno, Cala Major sowie ins Zentrum von Palma und den Shopping-Trip nach Porto Pi.

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