Die Nachfrage nach Mietläden in gehobenen Einkaufsstraßen in Palma ist ungeachtet gesalzener Preise weiterhin rege. „Das Vorhaben der neuen konservativen Regionalregierung, auch eine anderweitige Nutzung solcher Immobilien zu ermöglichen, ist einer der Hauptgründe für diese Entwicklung”, so der Chef des Spezialverbandes API, José Miguel Artieda, gegenüber MM. Angesichts dessen müsse auch in den kommenden Jahren mit weiter steigenden Mieten in wichtigen Straßen wie der Avenida Jaime III., dem Boulevard Borne und der Fußgängerzone Sant Miquel gerechnet werden.
Besonders die letztgenannte Straße, in welcher sich tagtäglich Tausende Touristen tummeln, erlebt dem Experten zufolge im Augenblick einen regelrechten Ansturm vor allem von nationalen und internationalen Franchisenehmern. Dabei handelt es sich um selbstständige Unternehmer, die eine Art Lizenz für die Nutzung eines bestehenden Geschäftskonzeptes vom Franchisegeber erhalten haben. „Krisen können den Ladenmieten in solchen Straßen nichts anhaben”, so José Miguel Artieda weiter.
Zwar liegen die Quadratmetermieten an den Palmesaner Prachtmeilen nicht auf der astronomisch hoch angesiedelten Ebene von weltbekannten Glamourstraßen wie der New Yorker Fifth Avenue, der Vía Montenapoleone in Mailand oder den Champs Elysées in Paris, doch teuer ist es hier schon: Laut dem Immobiliendienstleister CBRE Baleares musste man im vergangenen Jahr – aktuellere Zahlen gibt es nicht – in der fast zu jeder Tageszeit vollen Sant-Miquel-Fußgängerzone im Schnitt 100 Euro pro Quadratmeter im Monat zahlen.
Am eleganten Boulevard Borne oszillierten die Preise für Lokale ab einer Fläche von 501 Quadratmetern bei 75 Euro, für kleinere bis 100 Quadratmeter wurden sogar 160 Euro fällig. An der Avenida Jaime III. lag das Mietniveau im vergangenen Jahr bei 95 Euro, im angrenzenden Carrer Unió bei 75 Euro und in der Sant-Nicolau-Straße bei 70 Euro. Den Angaben zufolge wurden im vergangenen Jahr 14 Mietverträge für neue oder umgezogene Geschäfte in Palmas wichtigsten Einkaufsstraßen unterschrieben. Angesichts der weiter steigenden Preise gebe es aber bei Gewerbetreibenden neuerdings zunehmend eine Tendenz, dem Zentrum der Stadt den Rücken zu kehren und in günstigere Viertel oder Gewerbeparks zu gehen, so José Miguel Artieda.
Die hohen Mieten können eigentlich nur finanzstarke Unternehmen und Ketten wie C&A, Bulgari, Desigual oder Louis Vuitton zahlen, und dennoch halten sich seit vielen Jahren kleinere Geschäfte und Lokale wie beispielsweise ein Zeitungsladen oder das argentinische Café MDQ in der Avenida Jaime III. Dortige Mitarbeiter wollten gegenüber MM allerdings über Geldfragen keine Auskunft geben. Laut José Miguel Artieda sind die Ladenmieten in solchen Straßen für alle generell hoch.
Das alles passt zum ohnehin fast schon bedenklich hohen Preisniveau von Palma bei allgemein recht niedrigen Löhnen und Gehältern. Laut einer im August veröffentlichten Statistik des Web-Auftritts Kelisto.es liegen die Lebenshaltungskosten in der Stadt sage und schreibe 15,73 Prozent über dem spanischen Durchschnitt. Damit ist die Balearen-Kapitale im Augenblick die viertteuerste Kommune Spaniens nach Madrid, Barcelona und San Sebastián.