Kaum nimmt der Tourismus in diesen Tagen an Fahrt auf, bahnt sich schon der erste Interessenkonflikt auf der Ferieninsel Mallorca an. Laut einer Meldung der MM-Schwesterzeitung "Ultima Hora" haben mehrere Anwohner der Palmesaner Ausgehmeile Paseo Marítimo die Stadtverwaltung wegen fortlaufender Ruhestörung verklagt. Erst vor wenigen Tagen hatte etwa ein halbes Dutzend Bars und Clubs mit einer groß angekündigten Partynacht das Ende der Bauarbeiten vor ihren Lokalen gefeiert. Sie erhielten von der Stadt in diesem Zuge die Erlaubnis, ihre Gäste wieder auf den Terrassen bedienen zu dürfen.
Nach Auskunft der Zeitung steht hinter den Anzeigen nicht der Anwohnerverband Asociación de Vecinos del Paseo Marítimo. Dieser unterhalte zwar seit Jahren ein angespanntes Verhältnis zu den Lokalbetreibern, wolle sich der förmlichen Klage aber nicht anschließen, sagte deren Vorsitzender Antonio Ruiz gegenüber dem Blatt.
Dagegen ist der Dachverband der Palmesaner Anwohnerverbände, die Federació d'Associacions de Veïns de Palma, umso aktiver bemüht, für seine lärmgeplagten Mitglieder eine Nachtruhe zu erstreiten. Auf einer Versammlung am Donnerstag habe man sich darauf geeinigt, so "Ultima Hora", bei der Stadt für die Anberaumung eines Runden Tisches vorstellig zu werden. Unter dem Vorsitz von Bürgermeister Jaime Martínez (Volkspartei PP) soll ein Konsens zwischen Barbetreibern und Anwohnern erreicht werden.
Ferner fordert der Dachverband ein Mitspracherecht bei der Novellierung des Gesetzes gegen den Exzesstourismus, an dem die balearische Landesregierung gegenwärtig feilt. Es könne nicht angehen, sagte ein Sprecher des Dachverbands gegenüber der Zeitung, dass der Hotelverband dabei ein Wort mitzureden habe, die Bürger aber außen vor gelassen würden. "Wir sind diejenigen, die mit den Konsequenzen leben müssen." Es handele sich keineswegs um einen Kreuzzug gegen die Gastronomie oder die Terrassen, sagte der Sprecher weiter. Vielmehr mache sich der Dachverband dafür stark, konsequent gegen "nächtliche Exzesse vorzugehen, vor allem in Wohngebieten, in denen viele Anwohner kein Auge mehr zubekommen".
Auf dem angestrebten Treffen mit Bürgermeister Martínez will der Dachverband zudem das Pilotprojekt für das In-Viertel Santa Catalina ansprechen. Dieses beinhalte laut Zeitung unter anderem den Erwerb von Betriebslizenzen von Bars, die sich für eine Schließung entscheiden und das sichtbare Aushängen von QR-Codes, in denen Informationen über Genehmigungen sowie mögliche Verstöße und Sanktionen hinterlegt seien. Weiter sei man daran interessiert, so der Dachverbandssprecher, wie es um die Überwachungskameras im Viertel und die angekündigte Aufstockung des Polizeipersonals im Sommer stehe.